Livemusik auf dem Rathausplatz
Maximilian Süss: „Ich muss das Löwenfestival 2023 leider absagen“
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Seit vielen Jahren organisiert Maximilian Süß das Löwenfestival. Im Interview klärt er über die Gründe auf und erzählt, was es heißt Veranstalter in Remscheid zu sein.
Das Gespräch führte Andras Weber
Herr Süss, wird es in den Sommerferien eine Neuauflage des Löwen Festivals auf dem Theodor-Heuss-Platz geben?
Maximilian Süss: Nach reiflicher Überlegung habe ich mich mit meiner Frau dagegen entschieden, das Löwen Festival auszurichten. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle. Das Löwen Festival 2022 ist stark hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das lag zum Teil am schlechten Wetter, aber auch an schönen Tagen waren es weniger Besucher als erhofft. In diesem Jahr gab es Verzögerungen mit dem Planungsstart, da die Stadt zunächst auf einer Ausschreibung bestand, die doch nicht gemacht wurde. Dazu viele Fragezeichen, die die Wirtschaftlichkeit betreffen. Steigende Kosten in allen Bereichen, nicht nur bei uns als Veranstalter, sondern auch bei den Gästen.
Bei unserem Gespräch zu Anfang des Jahres, habe ich angedeutet, dass es unter diesen Rahmenbedingungen schwer ist, die Motivation hochzuhalten. Letztendlich fehlt mir der Glaube daran, dass das Löwen Festival wirtschaftlich durchzuführen ist. Daher muss ich in 2023 schweren Herzens absagen.
Welche Kosten sind denn gestiegen?
Süss: Bei uns als Veranstalter, wie sonst auch, ziehen sich die Kostensteigerungen über alle Bereiche. Die Bühne und Technik, die Getränkepreise, der Strom und Personal und Security. Wir finanzieren das Festival hauptsächlich über unseren Becher- und Getränkeverkauf. Bei der Getränkepreiskalkulation liegen wir aktuell bei mindestens 3,50 Euro für ein 0,3-Liter-Getränk. Ein „Umsonst & Draußen“ wie das Löwen Festival nur über die Gastro-Einnahmen zu rechnen, ist momentan nicht kalkulierbar.
Die Sanierung der Decke des Rathausplatzes wäre kein Problem gewesen.
Süss: Das Thema Belastbarkeit des Rathausplatzes konnte man im RGA sehr gut nachverfolgen. Stand ist, dass das Löwen Festival durchgeführt werden könnte. Die finale Information kam erst Anfang April. Das hat bei uns auch für große Verunsicherung gesorgt.
Was muss man in Remscheid tun?
Süss: Kleine Live-Veranstalter haben zu kämpfen. Wir haben auf dem Löwen Festival ein Stammpublikum, das uns gerne mit dem Becherkauf und dem Verzehr von Getränken unterstützt. Aber Fragen wie: Was passiert mit der Nebenkostenabrechnung und Inflation werden den Kulturtreibenden und natürlich auch den Gästen weiter Kopfzerbrechen bereiten.
Wir werden uns dieses Jahr auf das Kerngeschäft fokussieren.
Was heißt das konkret für Sie als Veranstalter?
Süss: Wir haben das Löwen Festival seit 2014 zu einer überregional bekannten Veranstaltung gemacht und hatten noch viel vor. Leider hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im Januar habe ich dem RGA gesagt: „Ein höher, schneller, weiter wird es nicht geben.” Das Festival kleiner zu veranstalten ist für uns auch keine Option. Wir werden uns dieses Jahr auf unser Kerngeschäft im „Rack n Roll“ und dem „Löf“ fokussieren. Mit der Option, loszulegen, wenn die Rahmenbedingungen wieder passen.
Eine davon wird durch die monatelange Sanierung der Tiefgaragendecke diktiert.
Süss: Ja, das stimmt. Die Renovierung ist ja für 2024 geplant. Wenn es dafür einen Zeitplan gibt, wird man sehen, ob die Sommerferien nutzbar sind. Es ist zu hoffen, dass wir frühzeitig informiert werden. Vielleicht machen wir ein Konzert zur Wiedereröffnung des Platzes.
Kerngeschäft heißt für Sie „Rack n Roll“ und das „Löf“ in der Theodor-Körner Straße. Was wird dort angeboten?
Süss: Im „Rack n Roll“ gibt es Billard, Dart und Kicker. Hier feiern wir am 9. Mai unser 15stes Jubiläum. Für das „Löf“ haben wir größere Pläne. Wir werden im Sommer unseren Biergarten öfters öffnen und haben auch schon einige Veranstaltungen in Planung. Angedacht ist z.B. eine „Beats, Beer & Barbeque“-Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Esszimmer 5630.
Viel Livemusik wird vermutlich auch im „Löf“-Kalender stehen?
Süss: Auf jeden Fall. Wir sind im Moment zwar auch sehr gut mit privaten Feiern, wie Geburtstagen und Hochzeiten ausgelastet, haben aber auch schon Konzerte und Partys im Kalender. Ein Highlight wird „Der Schulz” mit seinem Trio sein, der am 12. Mai das Löf rocken wird. Ansonsten haben sich wieder internationale Singer/Songwriter angekündigt. Am 9. Juni kommt Mathew James White, die Australierin Prita Grealy ist am 13. Oktober zu Gast und Morgan Finlay wird uns im Herbst auch wieder beehren. Am 7. Mai gibt es die nächste Plattenbörse mit Uwe Rapp und am 17. Mai stehen Martina und Michael Sieber mit ihrer Band AnderCoverTunes auf der Bühne. Uns wird also auf jeden Fall nicht langweilig.
Kultur bieten Sie auch auf einer anderen Ebene in der Kippdorfstraße 27 als Vorsitzender der Remscheider Denkerschmette an.
Süss: Seit November 2021 bin ich in der Denkerschmette der Vorsitzende. Der Start nach Corona war sehr mühselig. Die Denkerschmette hatte 2021 20jähriges Jubiläum und unser Publikum ist meist etwas älter, also Risikogruppe gewesen. Mittlerweile macht die Aufgabe richtig Laune. Wir haben ein fantastisches Team mit acht Ehrenamtlerinnen, was super funktioniert. Unsere bekannten Gruppen und Angebote wie der Mitsingnachmittag, Philosophischer Stammtisch, Stammtisch für Plattkaller, Handarbeitsgruppe, Skatrunde, Literaturcafe und verschiedene Selbsthilfegruppen laufen wieder regelmäßig. Und wir probieren uns an neuen Formaten. Unser Bingo ist schon der Renner. Darüber hinaus wollen wir regelmäßig sonntags ein Frühstück mit Musik anbieten. Am 3. Juni startet zum ersten Mal unsere Klamottentauschbörse für die Damen. Wir freuen uns sehr auf den 6. Mai, da treten um 15 Uhr die „Kiwis” in der Schmette auf. Das achtköpfige Damen-Ensemble aus der Gemeinde St. Suitbertus um Maria Lehmann wird bei Kaffee und selbst gemachten Kuchen Lieder aus verschiedenen Epochen anstimmen. Mitsingen ist erwünscht.
Zur Person
Maximilian Süss, 52 Jahre, gebürtiger Remscheider, im Südbezirk Am Hohen Wald groß geworden; verheiratet mit Ina, zwei Söhne Lennart (20) und Paul (13); Süss betrieb nach zwei Jahren bei der Bundeswehr und einem nicht vollendeten Wirtschaftsstudium in Wuppertal fünf Jahre das Billard-Café „Upstairs“ in Wuppertal, danach folgten Elternzeit und eine Tätigkeit als Außendienstler bei einem Einrichter von Kitas und Schulen; am 9. Mai 2008 eröffnete der ausgebildete Billard-Trainer die Billard-, Musik- und Sportsbar „Rack ´n ´Roll“ in der Daniel-Schürmann-Straße, das „Löf“ (RTV-Vereinsgaststätte), Theodor-Körner-Straße, betreibt er mit seiner Frau seit Altweiber 2018. Im „Löf“ finden seither - anstelle des Rack´n´Roll - die Live-Konzerte statt. Im November 2021 löste Süss Reinhard Ulbrich in der Führung der Denkerschmette ab. Seit 2014 richtet Süss das Löwen-Festival auf dem Theodor-Heuss-Platz aus, das zwischendurch 2015 auf dem Schützenplatz stattfand und 2020/21 coronabedingt ganz ausfiel.