Beginn der Sanierung in Hasten
Haus Cleff erwacht endlich aus dem Dornröschenschlaf
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Das Gerüst steht, die Ausschreibung läuft. Die Fassade soll in zwei Jahren erneuert sein.
Von Melissa Wienzek
Da lag es und war so schön, dass man die Augen nicht abwenden konnte: Das Grimmsche Märchen über Dornröschen hätte genauso gut in Hasten geschrieben werden können. Denn dort gibt es ebenfalls eine Schönheit, die jahrelang im Schlaf lag und nun wachgeküsst wurde: das Haus Cleff. Denn die Sanierung des 241 Jahren alten Patrizierhauses ist gestartet. Seit Dezember 2013 ist das marode Denkmal geschlossen. Nun erwacht es zu neuem Leben.
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Das Gerüst steht, Planen bedecken die Treppenaufgänge, hier und da sind Schieferplatten demontiert worden: Nach jahrelanger Planung wird das bergische Schmuckkästchen nun tatsächlich saniert – und jeder, der über die Hastener Straße fährt, kann das sehen. 3,5 Millionen Euro stehen für die Verjüngungskur des Gebäudes zur Verfügung – allein 490 000 Euro davon kommen aus dem Denkmalschutzprogramm der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, 120 000 Euro von der Stiftung Deutsche Denkmalpflege, den Rest schultert die Stadt.
Der erste Schritt sei die Sanierung von „Dach und Fach“, wie es Architekt Bernhard Bramlage vom gleichnamigen Düsseldorfer Architekturbüro gestern nannte. Er beschäftigt sich seit 25 Jahren mit der Sanierung von Denkmälern. Gemeinsam mit Susanne Priebs informierte der Experte Interessierte auf dem Baugerüst, was an dem bürgerlichen Geschäftshaus aus dem 18. Jahrhundert künftig getan wird.
Schiefer, Gauben und das Dach werden in den nächsten zwei bis 2,5 Jahren erneuert – nach den strengen Maßgaben der Denkmalbehörde. „Bei den Details haben wir es hier mit großen Herausforderungen zu tun“, sagte Bramlage. Zum Beispiel, was den Schiefer betrifft. „Das ist eine Wissenschaft für sich.“ Denn zum einen gebe es im Bergischen Land viele unterschiedliche Deckungsarten, zum anderen stamme der Schiefer, der zurzeit noch an der Fassade prangt, aus der Nachkriegszeit – und nicht aus der Ursprungszeit. „Wir orientieren uns dabei an historischen Fotos aus der Vorkriegszeit, die aber kein Datum haben“, erklärte der Architekt.
Förderverein will namhafte Summe für Fenster übergeben
Deutscher Schiefer, der dunkler und widerstandsfähiger sei als spanischer oder portugiesischer, sei heutzutage kaum noch zu bekommen – es gebe nur noch eine Handvoll Steinbrüche. „Wir haben das aber in den Ausschreibungen verankert – ich bin mir sicher: Das wird klappen“, sagte Bramlage. Der neue Schiefer könne dann gut 120 Jahre an der Fassade bleiben. Die Holztafeln darunter seien relativ gut erhalten. „Wir sind auch erstaunt, wie gut die Fenster zum Teil erhalten sind.“ Das meiste an der Außenhülle sei zu retten. Einige Bauteile würden zudem am Gebäude selbst saniert. Das Team erstelle außerdem ein Kataster: Alles werde fotografiert und dokumentiert.
Die Ausschreibungen für die Gewerke – Dachdecker, Zimmerer, Holzgewerke – laufen. Ende der kommenden Woche will die Stadt die Arbeiten vergeben, sagte Anja Klein vom Gebäudemanagement. Weihnachten oder Anfang des neuen Jahres könnte dann der Rückbau beginnen, in den Wintermonaten würden die Handwerker das Holz in den Werkstätten bearbeiten, ehe im Frühjahr wieder alles verbaut werde, erklärte Bramlage.
DER FÖRDERVEREIN
GEGRÜNDET Der Verein der Freunde und Förderer des Hauses Cleff wurde im November 2011 gegründet. Ehrenamtler schlossen sich zusammen, um die Öffnungszeiten des Hauses sicherzustellen. Der Förderverein war es auch, der den Käferbefall des Denkmals in Hasten feststellte.
ZIEL Die historische Architektur des Baudenkmals erhalten – und so die bergische Geschichte bewahren. Dafür sammeln die 35 Mitglieder Spenden und werben um Sponsoren – unter anderem auf Weihnachtsmärkten.
haus-cleff.de/der-förderverein/
Der Förderverein des Hauses Cleff will die Arbeiten als Baustellentagebuch auf seiner Internetseite begleiten – und gemeinsam mit dem Architektenbüro Führungen anbieten. „Es ist wichtig, dass die Remscheider sehen: Hier tut sich was“, sagte Beatrice Schlieper, Vorsitzende des Fördervereins. „Jetzt gehört das Haus Cleff wieder zum Historischen Zentrum.“ Auch finanziell wollen sich die Ehrenamtler beteiligen: Sie werden der Stadt laut Schlieper bald „eine namhafte Startsumme für die Fenster übergeben“. Diese sind übrigens vertikal zu öffnen.
Wenn alles gut gehe und die weitere Finanzierung gesichert sei, könne Haus Cleff in etwa vier Jahren wieder für Besucher öffnen, schätzte der Architekt am Freitag. Stadtkämmerer und Beigeordneter Sven Wiertz (SPD) ist optimistisch, dass das klappt. „Wir sind aber gerade erst einmal am Anfang.“ Derzeit sei man dabei, ein Nutzungskonzept für das bergische Rokoko-Haus zu entwickeln – in Einklang mit dem Denkmalschutz. Unter anderem soll Haus Cleff barrierefrei werden. „Ziel ist es, das Gebäude besser in Szene zu setzen.“ Damit Dornröschen bald in all seiner Pracht wieder gefeiert werden kann.