VRR-Stationsbericht
Hauptbahnhof Remscheid erneut heruntergestuft
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Nur noch ein Remscheider Bahnhof ist „ordentlich“.
Von Sven Schlickowey
Remscheid. Der Zustand der Remscheider Bahnhaltepunkte ist im vergangenen Jahr schlechter geworden. Das geht aus dem aktuellen Stationsbericht des Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hervor. Darin wird nur noch der Bahnhof Lüttringhausen mit dem Gesamturteil „ordentlich“, der zweitbesten von vier Noten, bewertet. Der Hauptbahnhof und der Lenneper Bahnhof rutschen ab auf „entwicklungsbedürftig“, was der zweitschlechtesten Bewertung entspricht. Die Station in Güldenwert war bereits im Vorjahr so bewertet worden.
Bemerkenswert ist dabei vor allem die Entwicklung des Remscheider Hauptbahnhofes, der im Stationsbericht 2021 noch die Höchstnote „ausgezeichnet“ erhalten hatte - und dann zwei Mal in Folge runtergestuft wurde. Pluspunkte holte er diesmal noch in den Bereichen Fahrgastinformationen und Barrierefreiheit, in denen er jeweils die Höchstnote erzielt. Obwohl der Aufzug, der einzige Weg, ohne Treppen zu den Gleisen zu kommen, mit trauriger Regelmäßigkeit defekt ist.
Das sei wohl auch einer der Gründe für die Rückstufung, sagt Remscheids Baudezernent Peter Heinze. Schließlich erfasse der Stationsbericht auch und vor allem die Pflege des gesamten Bahnhofes und die Funktionsfähigkeit der technischen Anlagen - beides Punkte, die auch die Stadt regelmäßig gegenüber der Bahn als Betreiber kritisiert.
Von daher ist Heinze noch nicht einmal traurig über die schlechte Note für den Hauptbahnhof, spricht von einem „Schulterschluss des VRR mit der Stadt“ und einem guten Statement für Remscheid: „Vielleicht fällt die Kritik der Stadt jetzt mal auf fruchtbaren Boden.“ Ändern müsse sich insbesondere die Erreichbarkeit der zuständigen Bahn-Tochter und deren Reaktionszeit, fordert er.
„Vielleicht fällt die Kritik der Stadt jetzt mal auf fruchtbaren Boden.“
Neben dem Hauptbahnhof haben auch die drei anderen Haltepunkte die Bestnote im Bereich Fahrgastinformation bekommen. Ebenfalls einheitlich, dabei aber deutlich schlechter, ist die Bewertung der Aufenthaltsqualität der Bahnhöfe, da erhielten alle vier Stationen ein „verbesserungswürdig“, die zweitschlechteste von vier möglichen Bewertungen.
Klarer Gewinner in Remscheid ist der Bahnhof Lüttringhausen – laut Bericht der einzige, der einen sogenannten Bahnhofspaten hat. Bei dem im Jahr 2000 gestarteten Projekt kümmern sich Ehrenamtler um „ihren“ Bahnhof, meist kleinere Stationen, an denen nicht ständig Personal vor Ort ist. Sie melden Müll, Schäden und Ähnliches an die zuständige Stelle, so dass die Bahn schnell reagieren kann.
Damit würden ausdrücklich keine Aufgaben der Betreiber auf Ehrenamtler übertragen, betonen die Initiatoren, denn die eigentlichen Arbeiten würden weiterhin durch mobile Teams der Bahnhofsbetreiber vorgenommen. „Das vorhandene Personal kann jedoch gezielte Reinigungs- und Instandhaltungsarbeiten veranlassen und dadurch den Fahrgästen eine höhere Aufenthaltsqualität bieten.“
Beim VRR-Stationsbericht werden alle 295 Bahnhöfe und Haltepunkte im Gebiet des Verkehrsverbunds begutachtet, nun schon zum 16. Mal. Der Bericht basiere auf einem Bewertungssystem, „das die Erwartungshaltung des Fahrgastes in den Mittelpunkt rückt“, betont der VRR. Anders als in Remscheid zeigte der Trend dabei grundsätzlich aufwärts: „Insgesamt entwickelten sich die Bahnhöfe und SPNV-Haltepunkte im VRR-Verbundgebiet positiv“, heißt es in dem Bericht. Etwa 55 Prozent aller Stationen seien tendenziell positiv bewertet worden, 45 Prozent eher negativ. „2021 lag das Verhältnis noch bei 50 zu 50 Prozent.“
Die weiteren Stationen der S7
In den bergischen Nachbarstädten zeigen die Bahnhöfe ein uneinheitliches Bild. In Solingen bekommt der Hauptbahnhof die Gesamtnote „ordentlich“, die vier anderen gelten als „entwicklungsbedürftig“. In Wuppertal erhält die Station Hahnenfurth das beste Gesamturteil „ausgezeichnet“, Vohwinkel, Unterbarmen, Sonnborn, der Hauptbahnhof und die Station am Zoo ein „ordentlich“. Die restlichen fünf Stationen sind ebenso „entwicklungsbedürftig“ .
Standpunkt von Sven Schlickowey: Gute schlechte Noten
Dass man sich im Rathaus über schlechte Noten für Remscheid freut, ist wohl auch eher selten. Im Fall des VRR-Stationsbericht aber verständlich. Bringt das Urteil der Tester des Verkehrsverbunds doch das objektiv festgestellt zum Ausdruck, was jeder Pendler regelmäßig am eigenen Leib erfährt: Die Remscheider Bahnhöfe sind zwar architektonisch okay und technisch zumindest auf dem Papier ordentlich ausgestattet, ihr Zustand lässt aber zu wünschen übrig. Und das in einer Zeit, in der man mehr Menschen von der Straße auf die Schiene locken möchte.
Der Absturz des Hauptbahnhofes von „hervorragend“ auf „entwicklungsbedürftig“ in nur zwei Jahren hilft hoffentlich, so viel Druck auf die Bahn auszuüben, dass sich grundlegend etwas ändert. Bahnhöfe in einem schlechten Zustand sind ein Ärgernis für Kunden, bremsen die Verkehrswende - und fallen am Ende auf die Stadt und ihre Bürger zurück.