Ruhestand nach 33 Jahren als Geschäftsführer
Handelsverband: Ralf Engel geht und wünscht sich neue Konzepte für Remscheid
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Der Geschäftsführer des Handelsverbands, Ralf Engel, erreicht Ende Januar seinen Ruhestand. Und meldet sich zwei Monate vor seinem Abschied mit kritischen Worten.
Remscheid. Nach 33 Jahren als Geschäftsführer des Handelsverbands Bergisches Land nimmt Ralf Engel seinen Hut. Ende Januar zieht es den 65-jährigen Juristen in den Ruhestand. Neuer Ansprechpartner für die Geschäftsleute in der Region ist Soziologe Timothy Johnstone (30), der sich künftig um die kleinen und großen Sorgen der Händler im Städtedreieck Wuppertal, Remscheid und Solingen sowie in Radevormwald, Hückeswagen und Wermelskirchen kümmert.
Zwei Monate vor seinem Abschied meldet sich Engel mit kritischen Anmerkungen zur Remscheider Ortspolitik zu Wort, wobei er ein neues Stadtentwicklungs- und ein aktuelles Einzelhandelskonzept für die gesamte Stadt fordert. Er befürchtet, dass diverse externe Teams parallel und nicht miteinander arbeiten. „Alleine um Lennep kümmern sich drei unterschiedliche Planungsbüros“, führt er aus. Stadtguut mit Sitz in Bochum widmet sich den Flächen, die dem Outlet-Center vorbehalten waren. Zukunftsmanager David R. Froessler, Inhaber des Düsseldorfer Planungsbüros urban, ist angetreten, um verwaiste Geschäfte mit Leben zu füllen, indem er Mieter und Vermieter zusammenbringt. Und: Fischer Teamplan stellt Überlegungen zur Kölner Straße an.
Zuletzt wurde als Idee eine Einbahnstraßenregelung auf einer Länge von 100 Metern in der zuständigen Bezirksvertretung besprochen, um die Aufenthaltsqualität zu heben und den Durchgangsverkehr umzuleiten. „Aber mit dem Handel und der Gastronomie hat im Vorfeld offenbar keiner gesprochen. Sie müssen beteiligt werden“, erklärt Engel.
Alleestraße in Remscheid: Kontakt zu Hausbesitzern suchen
Gezielte Ansprache würde er sich auch bei einem anderen Thema wünschen – beim Sanierungsgebiet, zu dem die Alleestraße erklärt wurde. „Problem ist ja schon das Wort. Es sagt aus, dass die Gebäudeeigentümer ihre Immobilien verkommen lassen.“ Statt mit der Keule zu drohen – „einer Zwangssanierung“ –, gelte es, das Gespräch zu suchen. Zudem fordert Engel mehr Flexibilität bei der künftigen Nutzung der Einkaufsmeile, die in drei Abschnitten unterteilt wird – im unteren Bereich soll es um „Freizeit“ gehen, in der Mitte um „Wohnen“ und oben um „Handel“. Nun gebe es aber im unteren Bereich durchaus Hausbesitzer, die sich gut vorstellen könnten, in einem verwaisten Ladenlokal ein neues Geschäft anzusiedeln. „Und hier fängt ein weiteres Problem an.“ Denn: Das würde der eigentlichen Stoßrichtung widersprechen. „Eine Nutzungsänderung müsste her, hat der Hausbesitzer erfahren“, so Ralf Engel.
Stattdessen rät er den Verantwortlichen von „Denkverboten“ ab – und sieht dabei auch Vertreter der heimischen Wirtschaft in der Pflicht. „Es muss ihnen darum gehen, Fachkräfte zu gewinnen. Und dazu zählen auch attraktive Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt.“ Remscheider Unternehmen könnten sich daran beteiligen, indem sie in einem gemeinsamen Ladenlokal Produkte präsentieren und verkaufen, die in Remscheid entstanden sind. Das könne in der Nachbarschaft weitere Nutzungen nach sich ziehen. „Und führt zu einer positiven Außenwirkung“, erklärt der Geschäftsführer des Handelsverbands.
Bei all dem müsse die Stadtverwaltung Hilfe leisten. Zuweilen habe er den Eindruck, dass die Wirtschaftsförderung in Remscheid „ein Bus ohne Fahrer“ sei.
Hintergrund
Größe: Die Geschäftsstelle in Wuppertal des NRW-Handelsverbands, Kipdorf 35, ist der Region Rheinland zugeordnet. Hier vertritt er nach eigenen Angaben die Interessen von 2500 Mitgliedern mit mehr als 5000 Betriebsstätten.
Umsatz:Diese Unternehmen erwirtschaften einen Umsatz von 23 Milliarden Euro im Jahr. Weitere Geschäftsstellen des Verbands in der Region Rheinland befinden sich unter anderem in Düsseldorf und Mönchengladbach.