Statistik
AOK-Gesundheitsreport: Häufig krank, selten im Sportverein
aktualisiert:
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
So steht Remscheid im Vergleich zu anderen Städten da.
Von Sven Schlickowey
Remscheid. Die Remscheiderinnen und Remscheider sind im Schnitt häufiger krank, auch krankgeschrieben, und sie sterben früher. Sie nehmen allerdings auch viele Vorsorgeuntersuchungen seltener wahr und sind unterdurchschnittlich oft Mitglied in einem Sportverein. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der AOK Rheinland-Hamburg hervor. Der vergleicht wesentliche Kennzahlen innerhalb der eigenen Versicherten, wegen der großen Anzahl der AOK-Mitglieder gilt die Erhebung als aussagekräftig.
Demnach liegt zum Beispiel die Lebenserwartung bei Remscheider AOK-Versicherten niedriger als im Gesamtschnitt: Frauen sterben 0,8 Jahre früher, Männer 0,7 Jahre. Auffällig dabei: Neben Remscheid finden sich am Ende beider Statistiken die bergischen Nachbarn Solingen und Wuppertal und Ruhrgebietsstädte wie Duisburg und Oberhausen – während die rheinischen Großstädte wie Bonn und Leverkusen und auch viele Landkreise deutlich besser abschneiden.
Auch beim Krankenstand steht die Werkzeugstadt schlechter da als der Schnitt: Im Durchschnitt 7,1 Prozent der eigentlichen Arbeitszeit verlieren Remscheider AOK-Mitglieder durch Arbeitsunfähigkeit - wobei aber nur solche Zeiten gerechnet wurden, zu denen es auch eine entsprechende Bescheinigung, im Volksmund oft „gelber Schein“ genannt, gab, wie die AOK betont. Unter allen Versicherten waren es zuletzt nur 6,5 Prozent. Auf 100 Versicherte kommen in Remscheid übers Jahr 222 Fälle von Arbeitsunfähigkeit. Der Durchschnitt liegt bei 205 Fällen. Die Nachbarstädte Solingen und Wuppertal haben mit je 229 einen noch höheren Krankenstand.
Gesundheitsreport der AOK Rheinland-Hamburg: So steht Remscheid in Sachen Sport und Vorsorgeuntersuchungen im Vergleich da
Mit dazu beitragen dürfte auch, dass bestimmte Krankheitsbilder in Remscheid überdurchschnittlich häufig auftreten, darunter Post-Covid, chronische Schmerzen und Adipositas, also Übergewicht. Die AOK verweist in ihrem Report auf einen direkten Zusammenhang zwischen sozialer Lage und Gesundheit: „Armut ist ein Gesundheitsrisiko“, schreiben die Autoren: „Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status haben ein höheres Risiko für chronische Krankheiten.“ So steige für Bezieher von Sozialleistungen das Risiko an COPD zu erkranken aufs Doppelte, bei Adipositas um 33 Prozent und bei Bluthochdruck um zehn Prozent.
Arme Menschen seien häufiger Raucher und ernährten sich schlechter, heißt es in der Studie. Zudem würden sie weniger Sport treiben. Zumindest beim Vereinssport ist Remscheid im AOK-Gesundheitsreport absolutes Schlusslicht: Nur 155 von 1000 Remscheider AOK-Versicherten sind Mitglied in einem Sportverein. Der Durchschnittswert liegt bei 217, im benachbarten Oberbergischen Kreis sind es 269 von 1000.
Auch bei den Vorsorgeuntersuchungen sind die Remscheiderinnen und Remscheider eher unterdurchschnittlich gut vertreten. Nur 49,9 Prozent der Frauen zwischen 35 und 64 Jahren nutzen die Check-up-Untersuchung alle drei Jahre (Schnitt: 52,3), bei den Männern im gleichen Alter sind es 45,3 Prozent (Schnitt: 46,3). Und nur 16,4 Prozent der Remscheider Männer ab 45 Jahren nehmen die Früherkennung von Krebserkrankungen wahr, hier liegt der Durchschnitt bei 17,9 Prozent. Die Remscheiderinnen sind da einen Schritt weiter, von ihnen gehen 34,5 Prozent der Frauen ab 20 Jahre zur Krebsfrüherkennung – das liegt über dem Schnitt.
Früherkennungsuntersuchungen
Nicht nur an den Vorsorgeuntersuchungen für Erwachsene nehmen die Remscheider vergleichsweise selten teil, hat die AOK herausgefunden, auch die Früherkennungsuntersuchungen für Kinder und Jugendliche werden nur selten genutzt. Gehen noch 92,8 Prozent der Remscheider Kinder zur U7, sinkt der Anteil zur U10 auf 25,6 Prozent – der niedrigste Wert im AOK-Gesundheitsreport. Auch bei der J1 ist Remscheid mit 24,5 Prozent Schlusslicht.
Rubriklistenbild: © Uli Preuss