Forschungsprojekt
Geduld und Gelassenheit entschärfen Konflikte
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TU Dortmund untersucht beim Projekt „Mosaik“ das Zusammenleben in den Quartieren.
Von Doris Stürmer
Nach fast zweijähriger Forschungsarbeit an dem Projekt „Mosaik“ in den Remscheider Quartieren Rosenhügel, Honsberg, Hasenberg und Hohenhagen legten Professoren der Technischen Universität Dortmund am Donnerstagabend im Remscheider Rathaus einen Zwischenbericht vor.
Professor Dr. Susanne Frank, die sich mit Formen des Zusammenlebens in den Quartieren auseinandersetzt, fand in Remscheid „eine pragmatische Geduld und Gelassenheit“ bei der Bewältigung von Konflikten vor.
Zunächst hatte Prof. Dr. Thorsten Wiechmann eine Einführung in das Projekt gegeben, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Auftrag gegeben wurde. Remscheid sei als kleine Großstadt mit einer sehr hohen Pro-Kopf-Verschuldung für die Forschung auch deshalb besonders interessant, weil in der Stadt sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund lebten.
„Das Vorhandensein von Konflikten ist ein Zeichen für eine gelungene Integration.“
Dr. Susanne Frank zur Situation in den Kleingartenanlagen
Dr. Susanne Frank, die das Zusammenleben in den genannten Quartieren unter die Lupe nahm, stellte allerdings fest, dass von einem Zusammenleben von Einheimischen und Migranten ohne oder mit nur wenigen Konflikten nicht die Rede sein könne. Im Gegenteil, es gäbe viele Konflikte, die aber meist ohne Gewalt ausgetragen würden. Besonders viel Konfliktpotenzial fanden die Wissenschaftlerin beim Zusammenleben in Kleingartenanlagen. Heute sei die Situation dort deutlich entschärft, aber die Konflikte seien nicht vom Tisch. Als gleichberechtigte Mitglieder im Verein sei man gezwungen, Kompromisse zu finden. Das Vorhandensein von Konflikten sei, so Frank, ein Zeichen für eine gelungene Integration.
ZUSAMMENLEBEN
GRÜSSEN Besonders ältere Leute vermissen das wechselseitige Grüßen im Haus und im näheren Umfeld davon. Grüßen – auch wenn man sich nur vom Sehen her kenne – vermittle Vertrauen und Sicherheit, sagte Prof. Dr. Susanne Frank und forderte die Anwesenden bei der Präsentation der Mosaik-Zwischenbilanz auf, selbst den ersten Schritt zu tun. Auch im höheren Alter solle man neue Kontakte knüpfen.
In den Remscheider Quartieren habe sie eine „enorme Bereitschaft von Menschen und Gruppen zur Entschärfung von Konflikten“ vorgefunden. In vielen Organisationen und Vereinen gebe es Schlüsselpersonen, oft selbst mit Migrationshintergrund, die hohes Ansehen genießen würden und mit deren Hilfe viele Konflikte an Schärfe verloren hätten.
Eine Schlüsselfunktion habe dabei auch der Integrationsrat der Stadt und ein funktionierendes Netzwerk von sozialen Einrichtungen, Vereinen, aktiven religiösen Gemeinschaften und Stadtteilkonferenzen.
Dr. Thomas Terfrüchte untersucht die Verflechtungsbeziehungen in den Quartieren. Dabei beschäftigte er sich besonders mit den Einzugsbereichen und Wegen zu Grundschulen, Kitas und Haus- und Kinderärzten. Besonders lobte er die große Bereitschaft aller, die Forschungsarbeit zu unterstützen. Das sei keineswegs selbstverständlich.
„Was tun wir jetzt mit diesen Ergebnissen?“, fragte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, bevor er zum Imbiss und zum Gedankenaustausch in den kleinen Sitzungssaal einlud.
Ziel des Projekts, das noch bis März 2020 läuft, ist die Erarbeitung „innovativer Strategien für die künftige Entwicklung der Quartiere, sowie Handlungsempfehlungen für die Gesamtstadt“.
Eine weiterer Schritt dahin sollen die Zukunftswerkstätten sein, deren Termine am Donnerstag bekannt gegeben wurden: Hohenhagen: 11. Mai 10 bis 14 Uhr in der “Esche“, Eschenstraße 25; Rosenhügel: 18. Mai 10 bis 14 Uhr im Stadtteilbüro, Stephanstraße 2; Hasenberg: 25. Mai 10 bis 14 Uhr im BBZ, Hasenberger Weg 13a; Honsberg: 29. Juni 10 bis 14 Uhr im Neuen Lindenhof, Honsberger Straße 38. Alle Termine sind an Samstagen.