Engagement

Er fand in der Kolpingsfamilie sein Zuhause

Karl-Heinz Meyer ist seit sechs Jahrzehnten bei der Kolpingsfamilie engagiert, zuletzt als ihr Vorsitzender. Nun will er kürzer treten.
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Karl-Heinz Meyer ist seit sechs Jahrzehnten bei der Kolpingsfamilie engagiert, zuletzt als ihr Vorsitzender. Nun will er kürzer treten.
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Seit sechs Jahrzehnten ist Karl-Heinz Meyer ehrenamtlich im Einsatz. Nun will er kürzer treten.

Von Frank Michalczak

Sechs Jahrzehnte lang engagierte sich Karl-Heinz Meyer ehrenamtlich für die Remscheider Kolpingsfamilie. Nun will der Vorsitzende kürzer treten. „Mein Augenleiden zwingt mich dazu“, erklärt der 85-Jährige mit Blick auf die Jahreshauptversammlung am 19. März, bei der er sein Amt zur Verfügung stellen möchte. Eine Ära geht dann zu Ende.

Die Kolpingsfamilie prägte einen Großteil seines Lebens. Dabei wollte er in seiner Heimatstadt Bremen eigentlich einem Verein beitreten, zu dem sich katholische Kaufleute zusammengeschlossen hatten. „Es handelte sich um alte, ehrwürdige Herren, die sich im dortigen Kolpinghaus trafen“, berichtet er. Dort lernte er Mitglieder der Kolpingjugend kennen. „Da war ich richtig. Es war ein Segen für mich“, blickt Karl-Heinz Meyer zurück.

Die Mischung aus Bildungsangeboten, Geselligkeit, aber auch religiöser Ansprache sollte ihn in der Sozialbewegung auch nach seinem Umzug nach Remscheid begeistern, wo ihn Anfang der 60er Jahre die Firma Edscha angeworben hatte. Die ersten Jahre fand er in der neuen Umgebung ein Zuhause im Kolpinghaus an der Palmstraße. Es bot Platz für bis zu 60 Bewohnern. Hier lernte er seine spätere Ehefrau Erika kennen. „Bei einer Karnevalsfeier“, erinnern sich die beiden, die seit den frühen 70ern in einem Eigenheim an der Wermelskirchener Straße leben.

Zunächst galt sein ehrenamtlicher Einsatz vor allem dem Kolpinghaus, wobei er sich insbesondere um die Finanzen der Einrichtung kümmerte. Angeschlossen war neben dem Wohnheim auch eine Gaststätte sowie ein Saal für Versammlungen. Doch: Im Laufe der Jahre ebbte die Nachfrage nach preiswertem Wohnen in den Zimmern des Heims mehr und mehr ab. Nach einer Zwischennutzung trennte sich die Kolpingsfamilie schließlich von der Einrichtung – und verkaufte das Gebäude, das 1954 errichtet worden war, an die Lebenshilfe. Für Karl-Heinz Meyer war dies ein schwerer Schritt, wie er durchblicken lässt. „Aber es gab keine andere Möglichkeit mehr. Das Haus war finanziell nicht mehr tragbar“, sagt der 85-Jährige, der sich aber weiter engagierte.

2006 übernahm er den Posten des Kassierers bei der eigentlichen Kolpingfamilie, 2014 avancierte er zu ihrem Vorsitzenden und ist auch heute noch mit seiner Ehefrau schwer aktiv, um die Arbeit im Sinne von Priester Adolph Kolping fortzuführen. Er hatte im 19. Jahrhundert die Bewegung aus der Taufe gehoben, um Arbeitern Bildungsangebote zu unterbreiten und ihnen die Chance zu geben, über ihren eigenen Horizont herauszublicken.

Entsprechend ist das Programm auch heute noch von Anspruch geprägt – etwa durch Vorträge vom Ehren-Präses der Kolpingsfamilie, Pfarrer Hans Jürgen Roth. Diese führen immer wieder sonntags ins Pfarrzentrum St. Josef und werden mit Kaffeetrinken verbunden. „Das ist vor allem für die älteren Menschen ein wichtiges Angebot, die allein sind“, erklärt der Vorsitzende, der hofft, dass es auch ohne ihn im Spitzenamt mit der Familie weitergehen kann. „Vielleicht mit einem etwas abgespecktem Programm“, fügt er hinzu. Dazu zählten zuletzt auch Tagesausflüge oder auch mal Grillabende.

Kolpingsfamilie zähltnoch 34 Mitglieder

Bei all dem habe auch bei Kolpings die Corona-Pandemie Spuren hinterlassen. Auf 34 ist die Zahl der Mitglieder geschrumpft, über zwanzig nehmen aber noch aktiv an den unterschiedlichen Angeboten teil. „Wir sind eine sehr harmonische Gemeinschaft“, stellt Karl-Heinz Meyer heraus, dessen Frau ihm auch im Vorstand zur Seite steht. Er verstehe sich dabei nicht als klassischer Vorsitzender, sondern als Teamchef, für den „Mitmenschlichkeit“ im Vordergrund stehe. Und damit dürfte er sich bei seinem Einsatz in den letzten sechs Jahrzehnten treu geblieben sein.

Sprüche

Adolph Kolping hat der Nachwelt kluge Sätze hinterlassen, wie Karl-Heinz Meyer berichtet. Eine Auswahl aus seiner Liste:

„Wer Mut zeigt, macht Mut.“

„Wer Liebe und Barmherzigkeit haben will, muss sie selbst geben und gewähren.“

„Jede Sache, die man mit Lügen und Übertreibungen stützen muss, ist schon deswegen faul und schlecht.“

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