Mein Leben als Papa
Echte Liebe? Michel wandelt auf den Spuren von Olli Kahn
aktualisiert:
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
RGA-Redakteur Gunnar Freudenberg erzählt vom Leben mit seinen Söhnen Hannes (7) und Michel (4).
Das könnte heute ein entspannter Samstagnachmittag ohne Fußball werden. Bochum hat schon gespielt, Dortmund muss erst abends auf Schalke ran und Werder läuft am Sonntagabend bei einem Streamingdienst, den ich mir nicht auch noch leisten will.
So ein fußballfreier Samstagnachmittag tut uns vielleicht auch mal ganz gut. In den letzten Wochen ging es doch ziemlich heiß her im Wohnzimmer, wenn im Fernseher die Bundesliga lief. Mit dem Gastspiel von Mamas Dortmundern bei meinen Bremern fing es an. „Ich halte für Dortmund“, posaunte Michel vor dem Anpfiff für alle überraschend heraus. Wollte er Hannes und mich damit nur ärgern? Hatte ihn das nachgebaute Dortmunder Stadion beim Besuch im Legoland doch mehr beeindruckt als gedacht? Oder habe ich ihn einfach weniger bearbeitet als Hannes, der gar keine andere Chance hatte, als Werder-Fan zu werden?
Meine Frau jedenfalls nahm den Ball von Michel dankbar auf. „Soll ich dir ein Trikot von Dortmund schenken?“, umgarnte sie ihren jüngsten, bereits mit mehreren Werder-Trikots versorgten Sohn – und versuchte auch Hannes mit ins schwarz-gelbe Boot zu holen. Der gab ihr in einem Punkt sogar recht. „Die Dortmund-Trikots sehen wirklich besser aus als die rosafarbenen von Werder.“ Mit Anpfiff war Hannes wieder ganz auf Werder-Linie, fluchte mit mir um die Wette. Beim 0:2 flogen vor Wut sogar Gegenstände durchs Wohnzimmer. Anpfiff von Mama, Verständnis von Papa. Und daneben der jubelnde Michel, inzwischen im viel zu großen BVB-Trikot aus den 90ern.
Alle Folgen der Serie Mein Leben als Papa
„Echte Liebe“ scheint es bei ihm aber noch nicht zu sein. An den nächsten Spieltagen zeichnete sich bei Michel ein Muster ab: Sein Herz schlägt immer für die Mannschaft, die gerade nicht gewinnen soll – wenn es nach Hannes, Mama oder Papa geht. Bochum gegen Freiburg? „Ich bin für Freiburg“, sagt Michel, am Tag zuvor noch mit Bochum-Trikot im Kindergarten unterwegs.
Dass er mit den Sätzen „Ich bin Bayern-Fan“ oder „Ich bin Schalke-Fan“ am meisten Reaktionen bei uns hervorruft, hat er längst gemerkt – und findet’s großartig. In Michel scheint wirklich ein kleiner Oliver Kahn zu stecken. Der sagte einst: „Das ganze Stadion wird gegen uns sein. Etwas Schöneres gibt es gar nicht.“
Den fußballfreien Samstag genießen wir heute auch noch aus anderen Gründen. Es könnte nämlich sein, dass wir an den Wochenenden bald Hannes beim Fußballspielen zuschauen dürfen. Der hat seine ersten Trainingseinheiten im Verein nämlich hinter sich gebracht. Ich kann nur hoffen, Michel feuert dann nicht die andere Mannschaft an. . .