RGA-Uni-Vortrag
Angsträume: Die Angst ist oft unbegründet
aktualisiert:
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
- VonAxel Richterschließen
Der Soziologe Dr. Tim Lukas sprach beim RGA-Uni-Vortrag über Angsträume und Szenetreffs.
Von Axel Richter
Remscheid. Der Tunnel am Busbahnhof Friedrich-Ebert-Platz verschwindet. So ist es beschlossen. Der neue Platz, den die Bauarbeiter dort gerade aus dem Boden stampfen, soll ohne die Unterführung sein, in der es nicht selten nach Urin roch und die von den Remscheiderinnen und Remscheidern auch deshalb zügig durchschritten wurde. Fußgänger, die die Elberfelder Straße überqueren möchten, sollen dafür künftig zwei Ampeln nutzen.
Eine gute Idee, findet Dr. Tim Lukas, Chef der Forschungsgruppe Räumliche Kontexte von Risiko und Sicherheit an der Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik an der Uni Wuppertal: „Fußgänger gehören nicht in den Untergrund, sondern idealerweise die Autos“, erklärte der Soziologe auf Einladung des RGA beim Uni-Vortrag in der Lenneper Klosterkirche.
„Die Angst ausRäumen - Sicherheitsgefühle in der Stadt verbessern.“ So hatte Tim Lukas seinen Vortrag überschrieben und das Beispiel aus Remscheid zeigte deutlich, wie sehr die Architekten darauf Einfluss nehmen können, ob sich die Menschen wohl und sicher fühlen.
Tatsächlich ist die Gefahr, zum Opfer einer Straftat zu werden, heute so gering wie selten zuvor. 8337 Kriminalfälle zählte die Polizei 1993 bundesweit auf 100 000 Einwohner. 2022 lag die Vergleichszahl bei 6762. Remscheid verzeichnet eine noch geringere Kriminalitätsbelastung. 2013 zählte die Polizei 7196 Fälle. Im Coronajahr 2020 fiel die Zahl auf 5635, um 2022 wieder auf 6762 anzusteigen.
„Wir leben in sehr sicheren Zeiten“, hielt der Wissenschaftler fest: „Remscheid ist eine sichere Stadt.“ Doch das korrespondiert nicht zwingend mit dem Sicherheitsgefühl der Menschen.
Wo die soziale Kontrolle fehlt, wo es deshalb schmutzig ist und sich nur ein bestimmtes Klientel aufhält, fühlen sich die Menschen leicht unwohl. Bald ist von Angsträumen die Rede, wobei Angsträume nicht zwingend auch Tatorte sind. Das Gegenteil sei oft der Fall, erklärte der Wissenschaftler: „Da, wo wir uns fürchten, ist die Gefahr, dass uns etwas passiert, tatsächlich oft gering.“
Wo Menschen sich zum Trinken von Alkohol oder Drogenkonsum treffen, geht die größte Gefahr für diese Menschen selbst aus. „Dort wird das Handy abgezockt, die Jacke oder das Portemonnaie gestohlen“, erklärte Tim Lukas im RGA-Gespräch. Auch die Szeneangehörigen selbst haben deshalb Angst vor den Orten, an denen sie sich aufhalten. Das zeigen Studien, die der Soziologe zum Beispiel in Düsseldorf vorgenommen hat. Der Unterschied: „Wir können um diese Räume einen großen Bogen machen, die Szeneangehörigen können das nicht. Sie sind dazu gezwungen, sich dort aufzuhalten, weil es oft der einzige Ort ist, an dem sie geduldet werden.“
In Remscheid ist das zum Beispiel der Bökerspark. Seit Jahren ist dort ein Pavillon Anlaufpunkt der Trinkerszene. 2022 entschieden die Politiker, sie dort weiterhin zu dulden. Auch das sieht der Wissenschaftler als richtig an. „Wir müssen der Szene Angebote machen, damit sie nicht in die Innenstädte diffundiert“, sagt er. Und: „Wir dürfen nicht vergessen, dass der öffentliche Raum ein Raum der Zumutungen ist.“ Wer sich in ihm bewege, brauche deshalb: „Kompetenz im Umgang mit Unsicherheiten.“
So meistern wir die Energiekrise
2046 ist Deutschland klimaneutral und bleibt dennoch ein führendes Industrieland. Davon ist Dr.-Ing. Kevin Kotthaus fest überzeugt. Wie die Energiewende gelingt, macht der Oberingenieur am Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgungstechnik der Universität Wuppertal am Dienstag, 6. Juni, in der Lenneper Klosterkirche deutlich. Dafür braucht er nur einen einfachen bergischen Dreisatz. Beginn des Vortrags ist um 19 Uhr, der Eintritt wie immer frei.