Mein Leben als Papa
Der Bummelkasten lässt die Sau raus – und wir lieben ihn dafür
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RGA-Redakteur Gunnar Freudenberg erzählt von einem besonderen Konzerterlebnis mit seinen Söhnen Hannes (7) und Michel (4).
Als die Stimmen der anderen Kinder leiser werden und das Licht im Saal allmählich erlischt, singt Hannes das Lied, das später als Zugabe ertönen wird, ganz leise vor sich hin: „Weil ick mich so freue. . .“
Kein Zweifel: Es war eine gute Idee, an diesem Sonntagnachmittag extra bis nach Monheim am Rhein zu fahren, um Bummelkasten live zu erleben. Jene unter der Rubrik „Kinderlieder“ einsortierte Ein-Mann-Band aus Berlin, deren Lieder seit Wochen in Dauerschleife von Hannes und Michel abgespielt werden. Und offensichtlich nicht nur von ihnen. Mehr als 500 Zuschauer, meistens Kinder mit ihren Eltern oder Großeltern, haben den Weg in die Aula am Berliner Ring gefunden und sind gespannt, ob Bummelkasten auf der Bühne genauso bekloppt agiert wie in seinen millionenfach geklickten Musikvideos bei Youtube.
Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: Ja, das tut er! Bernhard Lütke, wie der Bummelkasten im echten Leben heißt, macht das, was er in einem seiner bekanntesten Lieder besingt. Er lässt die Sau raus! Den mehr als 500 Zuschauern, darunter Hannes, Michel und ihr Papa, gefällt das.
Die Show hat mit einem normalen Kinderkonzert nicht viel zu tun. Sie ist keineswegs pädagogisch wertvoll oder erhebt den moralischen Zeigefinger – und tut den Kindern in diesen Zeiten wohl gerade deshalb so gut. Michel kringelt sich jedenfalls vor Lachen, als der Bummelkasten Klopapierrollen ins Publikum wirft und sich das Papier sogar in den Mund stopft. Hannes hat Tränen in den Augen, als der Bummelkasten alias Prinzessin Susi Chilisoße ins Publikum spritzt – auch wenn er ein bisschen enttäuscht ist, dass es sich dabei doch nur um Wasser handelt.
Alle Teile von „Mein Leben als Papa“
Was wirklich erstaunlich ist: Nicht nur Hannes, Michel und die anderen Kinder im Saal gehen voll mit und lassen sich auf den gekonnten Klamauk ein, sondern auch die Eltern singen mit. „Kommt ihr bitte!?“ – diese inflationär benutzte, höflich geschönte Phrase vieler Eltern wird im gleichnamigen Song dermaßen penetrant vorgeführt und so oft von einem gemeinsamen „Jaahaa“ des Publikums erwidert, dass es fast wehtut. Beste Textzeile: „Jacqueline, mir ist kalt, zieh jetzt bitte deine Jacke an!“
Neben den witzig performten Songs, die alle im A-Capella-Beatbox-Gewand nur mit Lütkes Stimme daherkommen, sind es vor allem die Loopstation-Einlagen, mit denen Bummelkasten für große Lacher sorgt. Eine fünfminütige Furzsimulation? „Man, ist der bekloppt“, gibbelt Hannes. Anarchischer klingt ein Kinderkonzert wohl selten. Der Bummelkasten ist wie der verrückte Onkel, für den sich die Älteren bei einer Familienfeier alle schämen, den mal als Kind aber einfach liebt.
Während der Bummelkasten weiter als Shiny, die Lichterfee, Schulhofschreck Bulli Battmann oder Hausmeister Klaus wie ein aufgedrehtes Huhn über die Bühne hüpft, schaue ich zwischendurch immer wieder in die leuchtenden Augen von Hannes und Michel. Als das Licht im Saal wieder angeht, bin ich es, der leise vor sich hin singt: „Weil ick mich so freue. . .“