Berufswahl
Der Ausbildungsmarkt in Remscheid ist Geschichte
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Berufsperspektiven: Schüler sollen in Remscheid künftig mit kleineren, passgenauen Formaten an die Hand genommen werden.
Remscheid. Den Remscheider Ausbildungsmarkt (RAM) wird es nicht mehr geben. Anstelle der im Zwei-Jahres-Turnus durchgeführten Großveranstaltung im Berufskolleg Technik werden in Remscheid viele „zeitgemäße, individuellere, überschaubare und passgenaue Märkte“ treten, erklärte Oliver Lang, Leiter des Berufskollegs Technik, gestern bei einem Pressetermin. Lang ist Vorsitzender des Lenkungskreises RAM e.V. Es sei der Wunsch von Ausstellern, Lehrern und Schülern gewesen, von dem XXL-Format runterzugehen.
Vereinsmitglied und Lehrerin Tatjana Predota, an der Sophie-Scholl für die Berufsorientierung zuständig, nennt den Grund: „Die Schüler sind nicht zielführend durch den RAM gegangen. Die Betriebe haben geklagt, dass sich die jungen Besucher ein Give-away einstecken, aber nicht mit ihnen ins Gespräch kommen.“ Der RAM, der im September 2018 letztmalig stattfand, wird deshalb „durch mehrere kleine, nach Berufsfeldern aufgeteilte und speziell auf die jeweiligen Interessenlagen der Schüler zugeschnittene Veranstaltungen aufgefangen“, verkündete der Lenkungskreis.
Diese sollen komprimiert in einem festgelegten Zeitraum, je eine Woche im Januar und September, an verschiedenen Orten in Remscheid stattfinden. Als gelungenes Beispiel lobte der Lenkungskreis die Gesundheits- und Sozialmesse im Käthe-Kollwitz-Berufskolleg, die vor ein paar Tagen erstmalig stattfand und fester Bestandteil im Kalender der Ausbildungsbörsen werden soll.
Dazu zählen auch das Firmendating, das für den 17. Februar 2023 im Berufskolleg Technik eingeplant ist, der Tag des Handwerks, kleinere Handwerksmessen wie die der Hauptschule Hackenberg, aber auch Angebote wie Mädchen in Technik. Definitiv bleiben wird der Berufe-Parcours, neben dem RAM das zweite Schwergewicht. Dieser fand im Wechsel mit dem Remscheider Ausbildungsmarkt statt und soll nach der Corona-Zwangspause im kommenden September wieder in der Sporthalle Neuenkamp ausgerichtet werden. 20 Firmen sollen dabei sein und vier Durchgänge mit je 150 Schülern, die an den Ständen zum jeweiligen Berufsfeld praktisch etwas ausprobieren können, zugelassen sein. „Das kommt den Schülern sehr entgegen“, stellt AvH-Konrektorin Kerstin Röhrig-Stephan fest.
Dass Orientierung nach Corona dringender denn je ist, weiß der Lenkungskreis. Tatjana Predota beobachtet, dass die lange Zeit der Isolation Spuren hinterlassen hat: „Die Schüler sind deutlich schüchterner, müssen an die Hand genommen werden. Ich habe viele Jugendliche, die in meine Beratung kommen und sagen: Ich habe keinen Plan, was meine Zukunft angeht.“
Gesucht: Eine Veranstaltung für die akademischen Berufe
Die Entscheidung gegen den RAM sei dem Lenkungskreis sehr schwergefallen, betont Predota. Und Michael Birker, ehemaliger GBG-Leiter, bedauert: „Ich gehörte 1998 zur Gründergeneration des RAM und finde, er war immer ein Fenster der bergischen Wirtschaft.“ Unsere „kleine Hannover-Messe“, wie es Klaus Mielke, ehemals Konrektor am Technik-Kolleg, formuliert. Birker erkennt aber die sich verändernden Rahmenbedingungen an, kann „gezieltere, fragmentierte Veranstaltungen nachvollziehen“. Eins vermisst er: „Noch fehlt uns eine Veranstaltung für akademische Berufe. Das ist ein weißes Feld.“
Neben dem RAM e.V., der sich weiterhin um den kostenintensiven Berufe-Parcours kümmern wird, hat sich deshalb ein weiteres, neues Planungsteam gegründet, das innovative Ideen für Schülermessen in Remscheid auf den Weg bringen soll.
Markt im Center
Ob die Schulen sich bei der Kombi verkaufsoffener Sonntag und Ausbildungsbörse im Allee-Center engagieren, ist offen. Klaus Mielke ist da skeptisch: „Es herrschte zwar viel Betrieb im Center, aber an den Ständen war nicht so viel los.“