Stadt drückt aufs Tempo

Outlet Lennep: Rollen in zwei Jahren die Bagger?

Die Unternehmerfamilie Dommermuth will ein Outlet-Center mit 18.000 Quadratmetern Verkaufsfläche in Lennep errichten. Die Pläne haben auch den ursprünglichen DOC-Investor McArthur Glen wieder an den Start gebracht.
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Die Unternehmerfamilie Dommermuth will ein Outlet-Center mit 18.000 Quadratmetern Verkaufsfläche in Lennep errichten. Die Pläne haben auch den ursprünglichen DOC-Investor McArthur Glen wieder an den Start gebracht.
  • Axel Richter
    VonAxel Richter
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In Remscheid soll ein Designer Outlet Center (DOC) entstehen. Investor Philipp Dommermuth will sein Bauprojekt bereits 2028 eröffnen.

Remscheid. Die neuen Outlet-Pläne für Lennep sollen nicht erneut zu einer Jahre währenden Hängepartie werden. Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) drückt deshalb aufs Tempo. In der nächsten Ratssitzung am 19. Juni will er den Stadtrat um grünes Licht für die Unternehmerfamilie Dommermuth bitten. Neben einem Grundsatzbeschluss über die weitere Zusammenarbeit sollen die Politiker auch den Weg für eine Baugenehmigung bereiten. Liegt die vor, könnten tatsächlich in zwei Jahren die Bagger rollen.

Philipp Dommermuth hatte die Kritiker und Zweifler zum Dialog eingeladen. Doch zu einem Treffen kam es nicht.

Das hatte es schon oft geheißen, wenn es um den Bau eines Designer Outlet Centers auf dem Gelände des baufälligen Röntgen-Stadions ging. Am Ende wurde aus allen Plänen nichts. Doch der Stadtchef ist optimistisch: „Wir befinden uns in äußerst zielführenden Verhandlungen.“

Die Einschätzung teilt Philipp Dommermuth. Der 36-jährige Sohn des 1&1-Gründers Ralph Dommermuth ist in der Unternehmerfamilie aus dem Westerwald für das Outlet-Geschäft zuständig. „Natürlich gibt es noch viele offene Fragen“, sagt er. „Aber es gibt keinen Showstopper, der das Projekt in Frage stellt.“ Deshalb bleibt er bei seiner Prognose: Nach dreijähriger Bauzeit will er 2028 sein Center in Lennep eröffnen.

Das soll, wie berichtet, für Investitionskosten von 140 bis 150 Millionen Euro das modernste und ökologischste Shopping-Center Deutschlands werden. Für den 36-jährigen Philipp Dommermuth, selbst Vater von drei Kindern, ist klar: „Es darf heute kein Bauprojekt mehr geben, das nicht nachhaltig und das nicht energieautark ist“, sagt er.

Deshalb setzt der Investor auf recycelten Beton und nachwachsende Baumaterialien. Seine Pläne sehen das dreigeschossige Center unter grünen Hügeln verschwinden. Allein der Architektur wegen, das ist die Vision, sollen die Menschen nach Remscheid kommen – so wie viele Menschen nach Bilbao kommen, um sich zum Beispiel das dortige Guggenheim-Museum anzuschauen.

DOC in Lennep: Das sagen die Kritiker

Genau das ist die Horrorvorstellung der Kritiker. Zwar sehen sie eigene Forderungen erfüllt, zum Beispiel den Erhalt der Bäume an der Wupperstraße und den Verzicht auf ein mehrgeschossiges Parkhaus. „Trotzdem bleibt die grundsätzliche Kritik bestehen“, erklärte die Bürgerinitiative Lennep in einer Pressemitteilung am 7. März: „Ein Outlet-Center erzeugt unnötigen Konsum und ist mit einer gesunden Umwelt nicht in Einklang zu bringen. Die Hülle scheint grün, aber der Inhalt ist es nicht. Auch bei einem ‚grünen‘ DOC wird eine Verkehrslawine über Lennep hereinbrechen.“

Alles zum DOC in Lennep

Mehr Autos und die Sorge vor Lärm waren die Kritikpunkte, die letztlich zum Scheitern der ursprünglichen Outlet-Pläne des britischen Investors McArthur Glen geführt hatten. Ein Anwohner zog als Kläger vor Gericht. Allerdings beschäftigten sich die Verwaltungsrichter erst gar nicht mit seinen Argumenten, sondern erkannten einen Formfehler im Bebauungsplan.

Das soll der Stadt Remscheid nicht noch einmal passieren. Nach dem zweijährigen Verfahren, in dem unter anderem neue Gutachten zum Verkehr und zu den Folgen für Umwelt und Natur erstellt werden müssen, soll ein vorhabenbezogener Bebauungsplan stehen, „der uns nicht wieder vor Gericht zerschossen werden kann“, sagt Burkhard Mast-Weisz.
Outlet-Center: So lange wird es bis zur Eröffnung dauern

Ob auch das Projekt der Dommermuths mit Klagen bedacht wird, bleibt abzuwarten. Zu einem Treffen zwischen Philipp Dommermuth und Kritikern seines Projekts kam es bislang nicht. „Im März hatten sie keine Zeit für ein Treffen“, sagt er. „Und danach habe ich nichts mehr gehört.“

So stehen die Nachbarn zum Outlet

Lange hatte die Stadt Wuppertal die Outlet-Pläne in Remscheid verzögert. Ein weiteres Mal ist damit nicht zu rechnen. Zwar gibt es kritische Stimmen in der Händlerschaft und auch unter Kommunalpolitikern in Elberfeld. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind erklärte jedoch, dass Wuppertal den Remscheider Plänen nicht erneut im Weg stehen werde. Solingen, Wermelskirchen, Radevormwald und Hückeswagen gratulierten Remscheid zum neuen Investor. Sie hoffen auf die vielen Besucher, die das Outlet in die Region zieht.

Kommentar von Axel Richter: Streben nach Gewinn hat auch sehr viel Gutes

axel.richter@rga.de

Ursprünglich stand die Stadt vor einem Luxusproblem. Nachdem alle DOC-Pläne für Lennep begraben schienen, standen plötzlich zwei Bewerber vor der Rathaustür, um das Projekt zu realisieren: die Familie Dommermuth und der britische Konzern McArthur Glen, der angesichts der Konkurrenz wieder in den Ring gestiegen war. Am Ende warf McArthur doch das Handtuch.

Seither verhandelt die Stadt ausschließlich noch mit dem Familienunternehmen aus dem Westerwald. Der Begriff klingt nach Wärme und Geborgenheit im Mittelstand. Doch die Befürworter des Projekts sollten wissen: Auch die Dommermuths sind milliardenschwere Investoren und verfolgen mit ihrem Outlet Remscheid bei allen Nachhaltigkeitsversprechen zuvorderst wirtschaftliche Interessen.

Es ist allerdings alles andere als ehrenrührig, Geld verdienen zu wollen. Das sollten die Gegner des Projekts wiederum bedenken: Aus dem Streben nach Gewinn ist wohl schon viel Schlimmes erwachsen. Aber auch sehr viel Gutes.

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