Eigenkreation

Dieses besondere Rezept gibt es in keinem Kochbuch

Rosi Paulusch (67) kocht häufig rein nach Gefühl.
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Rosi Paulusch (67) kocht häufig rein nach Gefühl.

Landfrau präsentiert Bratwurst-in-Teig-Suppe.

Von Lucas Hackenberg

Rosi Paulusch steht mit einem Lächeln vor dem alten Holzofen ihres Landhauses in der Tackermühle am Rande Lenneps. Drumherum: Felder, Wald und Wiesen. Das nächste Nachbarhaus liegt mehrere Hundert Meter entfernt. Einsamkeit kennt Rosi trotzdem nicht. Früher lebten bis zu vier Generationen auf dem Hof. Heute bewohnt sie das Haus alleine mit ihrem Mann Karl. Spaziergänger, die vorbeikommen, grüßt sie stets freundlich. Und wer den Weg zum Hof findet, wird willkommen geheißen: „Für mich eine Selbstverständlichkeit“, betont die gebürtige Remscheiderin.

Die Küche befindet sich in den Kellerräumen des 1881 erbauten Hauses, direkt neben dem Eier-Keller und dem ehemaligen Kuhstall. „Die letzten Kühe grasten hier vor acht Jahren, die letzten Gänse schnatterten vor zwei Jahren auf der Wiese vor dem Haus. Übriggeblieben sind die Hühner“, erzählt die Landfrau. Ohne viel Umschweife geht es wieder zurück an den Herd: Das Essen wartet. Heute gibt es Bratwurst-in-Teig-Suppe.

Sie legt noch einen Holzscheit in den Ofen. Das Feuer lodert. Gemüse liegt säuberlich geschnitten im großen Suppentopf. Zwei klein gewürfelte Möhren, ein in feine Ringe geschnittener Porree, ein Stück gewürfelter Sellerie, sechs Pfefferkörner und drei Teelöffel Salz sammeln sich in vier Liter Wasser. Hinzu kommt ihr Geheimnis für den charakteristischen Räuchergeschmack: „Es geht kein Weg vorbei an der frischen Räucherschwarte vom Metzger“, verrät die Landfrau. Alles zusammen lässt man dann etwa eine Stunde köcheln.

Vor dem nächsten Schritt erzählt Rosi Paulusch, was das Landleben für sie ausmacht: „Vor allem Leidenschaft. Man muss für den Hof brennen“, sagt die 67-Jährige. Holz sammeln, Brunnenwasser aus dem Keller holen, sich um die Tiere kümmern und natürlich auch „typisch Bergisch“ kochen. Das alles will sie machen, so lange es eben geht. Fit ist die Seniorin jedenfalls noch - und so steht ihr Spaß anstelle von Mühe ins Gesicht geschrieben. Das Rezept reiht sich da nahtlos ein, es ist eine ganz eigene Idee: „Das Gericht ist Marke Eigenkreation. Ich möchte mich schließlich nicht mit fremden Federn schmücken“, sagt Paulusch mit einem Augenzwinkern.

Nun kommen die Würstchen an die Reihe. Rosi bereitet zunächst den Teig vor, der die Mett-Enden später umhüllt. Dazu schlägt sie drei ganze Eier in eine Schüssel und rührt sie mit etwas Salz schaumig. Hinzu kommen 300 Gramm Mehl und ein Teelöffel Backpulver, die kräftig untergerührt werden. Mit etwas Milch und Mineralwasser rührt sie den Eier-Teig, bis er eine dickflüssige Konsistenz annimmt. Sobald alles fertig ist, lässt sie den Teig eine Viertelstunde ruhen.

In der Zwischenzeit schneidet die Landfrau fünf geräucherte Bratwürstchen in circa ein Zentimeter dicke Scheiben. Diese wälzt sie in etwas Mehl, damit der Teig besser an ihnen haftet. „Sehr hilfreicher Trick, sollte unter keinen Umständen vergessen werden“, fügt Rosi Paulusch hinzu. Die Würstchenscheiben werden in den Teig untergehoben und nach Abstreichen an der Schüssel in die Brühe gegeben. Die Speckschwarte wird vorher aus selbiger entfernt.

Nachdem die Suppe mit etwas Pfeffer und Salz abgeschmeckt wurde, muss das Ganze noch etwa eine halbe Stunde köcheln, bis es fertig ist. Für die Sämigkeit der Suppe hat die Landfrau noch einen ganz besonderen Tipp: „Man kann auch noch 100 Gramm Reis kochen und diesen zusätzlich hineingeben“, sagt Paulusch. Und auch wenn etwas übrig bliebe, sei das in keinem Fall etwas Schlechtes: „Am nächsten Tag schmeckt die Würstchen-in-Teig-Suppe gleich noch mal so gut“, meint die Seniorin.

Die Landfrauen

Die Remscheider Landfrauen setzen sich als Gruppe für das Wohl von Frauen in ländlichen Gebieten ein. Kochen und Dekorieren sind dabei nur einige Interessen. Neue Mitglieder sind gerne gesehen und können sich bei Dela Kirchner melden unter: dela.kirchner@magenta.de.

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