Meine erste Platte

Bei Deep Purple war er sofort hin und weg

„Made in Japan“ war Martin Haases erste Platte. Richtig wichtig ist ihm in seiner Sammlung aber vor allem „4 Way Street“ vom Crosby, Stills, Nash & Young.
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„Made in Japan“ war Martin Haases erste Platte. Richtig wichtig ist ihm in seiner Sammlung aber vor allem „4 Way Street“ vom Crosby, Stills, Nash & Young.

Martin Haase lernte als Kind Geige – Ein Schlüsselerlebnis sorgte dafür, dass er das Instrument gegen eine E-Gitarre tauschte.

Von Peter Klohs

Erste Berührungspunkte mit Musik hatte der junge Martin dank seines Großvaters, der Geige spielte – ein Instrument, das auch sein Vater erlernte. Was lag also näher als selbst das Spielen der Geige zu erlernen . . . Aber das Herzblut, mit dem Martin Haase das viersaitige Instrument spielte, sollte nicht reichen.

„Damals sagte mir die klassische Musik nichts“, erinnert sich Haase, der seit 1969 in Remscheid lebt und sich als Kind der Stadt versteht. „Im Juli 1972 war ich mit meiner Mutter zu einem Verwandtenbesuch in New York. Die Stadt hat mich aus den Socken gehauen. Wir fuhren mit dem Taxi vom Flughafen zum Hotel, und aus dem Autoradio erklang Sammy Davis jr. (Candyman) sowie das Stück ‚Autospace‘ von Billy Preston. Und trotz aller Unterschiede haben mich beide Stücke fasziniert. Ich verbinde sie noch heute mit dem Lebensgefühl, das ich in den USA hatte. Ich bin leider nie mehr nach Amerika zurückgekehrt.“

Die endgültige Hinwendung zum Rock vollzog sich unter der tatkräftigen Mitwirkung eines Freundes, den er regelmäßig traf und mit dem er den Soldatensender AFN hörte. Gelegentlich wurden auch LPs angehört. Und da hörte Martin Haase zum ersten Mal Deep Purple. „Da war ich hin und weg“, verrät er und fügt an, ab diesem Hörerlebnis die Geige in die Ecke gelegt zu haben. Stattdessen kaufte er sich eine E-Gitarre.

Eigentlich, so Haase, sei „Made in Japan“ seine erste Platte gewesen. Ich erkläre ihm, dass wir diese Doppel-LP schon öfter in dieser Serie hatten, und beinahe erleichtert sagt er: „Richtig wichtig sind mir auch andere Platten.“ Spricht es und holt sie sofort hervor: „L.A. Woman“ von den Doors sowie „4 Way Street“ von Crosby, Stills, Nash & Young. „Diese ehrliche, handgemachte Musik hat mir immer gut gefallen, und insbesondere die mehrstimmigen Vokalharmonien von CSNY. Ich liebe lange Gitarrensoli und mehrstimmigen Gesang. Das muss sich nicht ausschließen.“ Auf jeden Fall war der Kauf der LPs im Zack Zack Ehrensache.

Und dann kam 1984 und eine Kehrtwende im Musikgeschmack von Martin Haase. Im Autoradio hörte er die isländische Jazzrock-Band Mezzoforte, und zwar das Stück „Garden Party“. Und seitdem liebt er die vorwiegend instrumentale und melodienreiche Mixtur aus Jazz und Rock. Schnell dreht sich unser Gespräch um Pat Metheny, Lee Ritenour und Larry Carlton („Den möchte ich gerne mal live erleben.“), allesamt Heroen in den Ohren von Gitarrenliebhabern.

„Das bedeutet jedoch nicht, dass ich alle Arten von Jazz gerne höre“, bekennt Haase. „Free Jazz finde ich furchtbar. Ich brauche Melodie. Wenn ich Auto fahre, dann singe ich manchmal die Gitarrensoli mit. Wenn ich alleine bin.“

Fürs Musikhören nimmt er sich Zeit

Was gar nicht geht: Nebenher Musik zu hören. „Das hat für mich keinen Wert. Die Zeit, Musik in Ruhe und konzentriert zu hören, die nehme ich mir.“ Mit Opernmusik fremdelt er nach wie vor, hat sich aber indessen mit instrumentaler Klassik ausgesöhnt. Die Romantiker haben es ihm angetan: Robert Schumann, Franz Schubert.

Haase bezeichnet sich als sporadischen Konzertgänger, erzählt jedoch begeistert von einem Auftritt des amerikanischen Musikers James Taylor, für den das Prädikat Singer/Songwriter sicher untertrieben wäre. „Das Konzert in Düsseldorf war sicher ein Highlight.“ Weniger gerne erinnert er sich an ein Genesis-Konzert in Dortmund. „Das war so laut, dass mir beinahe schlecht geworden wäre.“

Gitarre spielt Martin Haase immer noch und hat sich soeben einen Looper bestellt, ein Gerät, das eine gespielte Phrase ständig wiederholen kann und über die man eine andere Stimme spielt. „Das wird spannend“, freut er sich.

Zur Person

Martin Haase wurde 1958 in Solingen geboren und lebt seit 1969 in Remscheid. Haase war lange Jahre Gemeindepädagoge und hauptsächlich in der Kinder-und Jugendarbeit tätig. Seit 2000 betreibt er mit seiner Frau Sieglinde Haases Papiertheater und führt, vorzugsweise im eigenen Haus in der Ackerstraße, eigene Stücke auf. Das Theater wurde 2021 von der Kultusministerkonferenz zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Martin Haase ist offen und neugierig für viele Musikarten. Er hat keine Probleme mit Stücken, die über eine ganze LP-Seite gehen, wie sie zum Beispiel Genesis oder die Krautrock-Band Nektar aufgenommen haben. „Die Dynamik, der Aufbau dieser zumeist komplexen Stücke, das Vielfarbene – das fasziniert mich nach wie vor.“

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