Fachtagung

Auch suchtkranke Eltern haben ein Recht auf Familie

Melanie Clemens, Iris Koch, Sabine Poppe, Andrea Stachelhaus und Tom Küchler (v. l.) finden: Alle Eltern habe eine Chance verdient.
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Melanie Clemens, Iris Koch, Sabine Poppe, Andrea Stachelhaus und Tom Küchler (v. l.) finden: Alle Eltern habe eine Chance verdient.

Unter diesen Voraussetzungen können Kinder weiter zu Hause leben – Remscheider Einrichtungen bieten Hilfe an.

Von Sabine Naber

Remscheid. Können Kinder zu Hause wohnen bleiben, auch wenn Mama oder Papa suchtkrank sind? Mit der Frage setzten sich am 17. Jugendhilfetag rund 100 Teilnehmende einer Fachtagung in der Friedenskirche auseinander. Mit dem Ziel, zu einer gemeinsamen Haltung in Remscheid zu kommen. „Wir gehen davon aus, dass alle Eltern gute Eltern sein möchten. Wenn aber Alkohol- oder Drogensucht eine Rolle spielen, dann geht das manchmal nur mit entsprechenden Hilfen“, weiß Melanie Clemens, die beim Diakonischen Werk in der Suchtberatung arbeitet.

Sind die Eltern erziehungsfähig? Wie lange können wir es in der Familie laufen lassen?, sind Fragen, die es hier zu klären gilt. „Wir müssen abwägen, wo die Grenzen sind. „Wir haben stets die Kinder im Blick, wenn wir die Erziehungsfähigkeit bei unserer Arbeit mit den Familien beurteilen“, erklärt Iris Koch vom Caritasverband. Je kleiner die Kinder sind, desto öfter gehe man in die Familien. Zu Beginn manchmal sogar zweimal am Tag. Wichtig sei ein gutes Netzwerk und der Austausch mit dem Jugendamt. Als Beispiel für eine gelungene Hilfe schildert Koch eine Familie, in der zwar beide Elternteile suchtkrank waren, die Mutter es nach der Trennung von ihrem Partner aber geschafft habe. „Das Kind entwickelt sich gut. Das ist das Wichtigste“, bekräftigt die Expertin.

Eltern hätten eine Chance verdient, wenn die Grundbausteine, die emotionale Bindung zum Kind und seine Versorgung erfüllt seien. Zudem gebe es Mutter-Kind-Einrichtungen oder Entzugskliniken, die man auch mit dem Kind in Anspruch nehmen könne.

Auf der Tagung, die Melanie Clemens und Tom Küchler vom Jugendamt moderierten, wurde unter anderem die Suchtberatung vorgestellt: „Wir haben die Erwachsenen im Blick, das ist unsere eigentliche Aufgabe. Aber wir wissen natürlich, dass eine Suchterkrankung schwer ist für Familien. Und es bei den Eltern Ängste gibt, dass ihnen ihr Kind entzogen wird. Aber jede Familie bekommt eine Chance“, betont Clemens.

Leitfaden für Familien, Träger und Gericht wird erstellt

Das Ergebnis der Fachtagung, an der Vertreterinnen und Vertreter von Schulen, dem Allgemeinen Sozialen Dienst, ambulante Träger und das Sozialpsychiatrische Zentrum teilnahmen, ist ein Remscheider Leitfaden für Kinder, Eltern, Träger und Gericht, jetzt erstellt wird.

Wichtig sei Folgendes: Die Wertschätzung für das, was Eltern gut machten, und das Vertrauen, dass sich Familien an die entsprechenden Stellen wenden könnten, wenn sie Hilfe brauchen. „Die Eltern möchten etwas für ihre Kinder tun. Und es ist besser und nicht zuletzt preiswerter, wenn sie in ihrer Familie bleiben können“, sind die Expertinnen überzeugt. Und jede Trennung von den Eltern habe immer auch einen traumatisierenden Effekt. Von daher sei es sinnvoll, alles zu unternehmen, damit die Familien zusammenleben können.

Neben dem Leitfaden wird weiter ander gemeinsamen Haltung gearbeitet. „Wir wollen nun mit den freien Trägern in eine feste Kooperation kommen. Und eine professionelle, gemeinsame Remscheider Haltung dokumentieren“, sagt Sabine Poppe vom Fachdienst Jugend. Betroffene Familien müssten wissen, dass es entsprechende Hilfen gibt. Und diese dann aber auch annehmen.

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