Panne zum Start der Prüfungen
Abitur 2023 in Remscheid: So einen Aussetzer gab es noch nie
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Am Dienstag hatten viele Schulen in NRW Probleme beim Downloaden der Aufgaben. Deshalb mussten die Prüfungen verschoben werden. Was die Remscheider Schulen daraus gemacht haben.
Von Andreas Weber
Remscheid. Es war ein denkwürdiger Tag für Gymnasien, Gesamtschulen und Berufskollegs, die Abiturprüfungen abhalten. „Seit 2007 das Zentralabitur eingeführt wurde, habe ich so einen Aussetzer noch nicht erlebt“, schüttelt Stefanie Pirags den Kopf. Die Oberstufenkoordinatorin am Röntgen-Gymnasium hing Dienstag wie alle anderen ihrer Kollegen in NRW in einer stundenlangen, nervenzermürbenden Warteschleife beim Download der Klausuren für die Leistungs- und Grundkurse Biologie, Chemie, Physik, Informatik, Technik und Ernährungslehre.
Weil nur ein Drittel der Schulen bis abends an die Aufgaben gelangte, setzte das Schulministerium die für heute geplanten schriftlichen Arbeiten ab. Am morgigen Freitag werden sie nachgeholt. „Dies war am Ende die einzig richtige Entscheidung“, erklärte Thomas Giebisch. Dennoch spart der Leibniz-Schulleiter nicht mit Kritik. „Nachdem wir mittags ab 12 Uhr, als der Server öffnete, vergeblich versucht hatten, die Aufgaben downzuloaden, erhielten wir erst um 15.30 Uhr die erste E-Mail, dass es Schwierigkeiten gibt. Das war völlig inakzeptabel.“
Panne beim Abitur 2023: GBG und Leibnitz hatten Glück - Schulen helfen sich
Es herrschte Hektik und Ratlosigkeit in den Schulleiterbüros. Denn auch die Hotline für den Notfall war überlastet. Klärende Auskünfte – Fehlanzeige. Ständig ploppte an den Rechnern „internal server error“ auf. So auch im Gertrud-Bäumer-Gymnasium, wo es anfangs Leiter Stephan Döring am Bildschirm versuchte, später seine Stellvertreterin Stefanie Gehrke. Irgendwann gehörten sie zu den Glücklichen. „Wir hatten zwar einen alles andere als entspannten Nachmittag, aber zumindest um 15.30 Uhr die Aufgaben in der Hand“, sagt Döring.
Dabei hatte er sicherheitshalber um 10 Uhr mit der neu eingeführten Zwei-Wege-Authentifizierung einen Test gemacht, der geklappt hatte. Später ging jedoch bei vielen Schulen nichts. Wie am EMMA. Dessen Chef Rainer Schulz holte sich auf dem Stick die Aufgaben von seinem Kollegen Döring. Hilfe gab es auch zwischen Leibniz und Rögy.
Das Leibniz war hinterher drin, das Rögy nicht. „Wir sind nach Lüttringhausen rübergefahren mit einem Stick, um zu gewährleisten, dass die Kollegen wenigstens ihre Auswahl für die Abi-Klausuren treffen können“, freuten sich Stefanie Pirags und die Rögy-Verantwortlichen über einen Teilerfolg. Der Ärger überwog. „Denn die Kommunikation von oben war eine Katastrophe. Bis um 20.33 Uhr die offizielle Absage kam, wussten wir nicht, wie es weitergeht“, meint Pirags.
Kommunikation war völlig inakzeptabel
Wenn die Materialien auf elektronischem Wege noch zu später Stunde eingetroffen wären, hätten sich die Kollegen nachts in eine Auswahl vertiefen müssen. In den Naturwissenschaften wählen die Pädagogen für die Schüler aus. Drei Aufgaben werden angeboten, eine ist verpflichtend, unter den anderen beiden können sich die Pädagogen im Sinne ihrer Kursteilnehmer für eine entscheiden. In Informatik werden aus vier Ausgaben zwei ausgewählt.
Thomas Giebisch hält dies für einen entscheidenden Punkt: „Wir gehen die Aufgaben in den Naturwissenschaften vorher in Ruhe durch, schauen, wo die Klippen für die Abiturienten sein könnten.“ Zwar wären am Leibniz in Biologie (Grund- und Leistungskurs), zwei Informatikkursen und einem Chemie-Grundkurs nur 20 von 84 angehenden Abiturienten betroffen gewesen, aber: „Es wäre möglicherweise zum Nachteil gewesen für die Schüler, wenn die Lehrer die Auswahl nicht in Ruhe hätten treffen können“, findet Giebisch.
Abitur 2023 an der Gesamtschule: Schulleiter der Sophie-Scholl kann nur wenig Positives an der Panne sehen
Die Nachricht von der Datenpanne hatte sich bei den Abiturienten Dienstagnachmittag über die Medien schnell herumgesprochen und für Aufregung gesorgt. Auch Michael Pötters, Schulleiter an der Sophie-Scholl, fand, dass dies „schwierig für die Schüler zu verkraften gewesen sei“. An der Gesamtschule am Hohenhagen treten nun 32 am Freitag zum Nachholtermin an. Immerhin: Vielleicht empfinde der eine oder andere Schüler den zusätzlichen Tag zur Vorbereitung als hilfreich, ringt Pötters der Technikpanne etwas Positives ab.
Nur ein Drittel der Schulen war erfolgreich
Der Auftakt für die schriftlichen Abitur-Prüfungen für 30 000 Schüler in NRW ging in die Hose. Die Schüler erfuhren erst am Vorabend, dass die Klausuren auf Freitag verschoben worden sind. Das Schulministerium sprach von massiven technischen Problemen als Grund. Die zentral gestellten Aufgaben konnten nur von rund einem Drittel der Schulen vom Server eines IT-Dienstleisters heruntergeladen werden. Von 900 Schulen gelang dies nur rund 300.