Karneval

Jecke übernehmen die Macht

Die Rua Kapaaf „stürmte“ das Rader Rathaus.
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Die Rua Kapaaf „stürmte“ das Rader Rathaus.

Zu Altweiber eroberte gestern Rua Kapaaf den Rathausschlüssel.

Von Claudia Radzwill

Radevormwald. „Kölle alaaf“ hallte es aus dem Blauen Salon im Rathaus, kurz war der jecke Rader Schlachtruf „Rua Kapaaf“ zu vernehmen. Damit war klar: Die Frauen hatten zu Altweiber die Macht im Amtsgebäude übernommen.

Doch so ohne weiteres ließ sich Simon Woywod, 1. Beigeordneter, den (symbolischen) Schlüssel zum Rathaus nicht abluchsen – Manuela Finger, Mitglied der Rader Karnevalsgesellschaft „Rua Kapaaf Kunterbund“, musste schon ein wenig darum kämpfen. Doch dann hielt sie den Schlüssel in den Händen und verkündete: „Wir haben ihn“. Für Manuela Finger gab es am Ende nicht nur Applaus, sondern auch ein Ständchen – denn just an Weiberfastnacht feierte sie Geburtstag.

Motto: Früher war mehr Lametta – Back to the 70`s and 80's

Es wurde wieder jeck im Rathaus an der Hohenfuhrstraße. „Bis zehn Uhr hatten die Büros noch auf, jetzt wird gefeiert“, sagte Kirsten Hackländer, bei der Stadt für Events und Tourismus zuständig. Die Stürmung des Rathauses verzögerte sich allerdings um ein paar Minuten. Statt 11.11 Uhr zeigte der Zeiger 11.15 Uhr. „Das ist so gewollt“, verkündete Martina Bisterfeld von der Rua Kapaaf mit einem Augenzwinkern. „Wir wollen doch sicher sein, dass alle sich hier im Salon versammelt haben.“

Tanz und und gute Stimmung herrschten zu Weiberfastnacht im Rathaus. Die Mitarbeiter des Jugendamtes hatten das gleiche Outfit gewählt.

Der „Blaue Salon“ war extra ausgeräumt worden, statt Tische und Stühle schmückten den Besprechungsort bunte Girlanden und eine große Musikbox. Das Karnevalsmotto 2023 hieß: „Früher war mehr Lametta – Back to the 70`s and 80's“. Die Zeitreise kam gut an, die Rathausmitarbeiter erschienen in Sportanzügen in Ballonseidenoptik, Cowboystiefeln und länger Mähne oder im Disco-Glitterkleid. Ulrich Dippel hatte seinen Retro-Sportanzug in neonpink, grün und gelb mit passendem Stirnband bereits im Schrank, verriet er. „Von einer Retro 80er-Party, zu der ich im letzten Jahr eingeladen war,“ sagte der Leiter des Tiefbauamtes. Das Team des Jugendamtes tauchte geschlossen im roten Kapuzenpulli und mit Käppi auf: Vorne drauf Telefonnummern, hinten am Pulli der Hinweis: „Ab sofort in der Nordstraße zu erreichen“ - ein Fingerzeig auf den anstehenden Umzug des Amtes ins Bauprojekt „Wohnzimmer“, das die Stadt an der Nordstraße errichtet.

Für Simon Woywood war das närrische Treiben im Rathaus eine Premiere. Er übernahm den Posten des 1. Beigeordneten im Jahr 2020 – mitten in der Pandemie. Zwei Jahre pausierte der Rathaussturm coronabedingt. „Ich komme aus Ennepetal, fast Westfalen. Karneval ist da nicht so verbreitet“, sagte er. Dennoch zeigte er sich offen fürs jecke Treiben, kam stilecht mit Lockenperücke, Brille und knallorangem Shirt. Und zog das Fazit: „Es ist toll, wie hier gefeiert wird.“

Ein bisschen Gerangel gehört auch dazu. Doch am Ende übergab Simon Woywod, 1. Beigeordneter, den Rathausschlüssel an Manuela Finger, Mitglied der Rua Kapaaf.

Dass er beim ersten Karnevalstreiben, das er im Rader Rathaus miterlebte, gleich den erkrankten Bürgermeister Johannes Mans vertreten musste und damit gegen die „jecken Weiber“ antrat, nahm er mit Bravur und viel Humor. Dafür, dass Woywod am Ende doch brav den Schlüssel übergab, gab es von Manuela Finger zudem den Sessionsorden der Rua Kapaaf und ein Bützje. „Herren vor“ hieß es am Morgen dann – zu Ehren der Damen gab es ein Tänzchen. Dem sich allerdings einige Herren elegant entzogen... Auch Mitglieder der Ersten Großen Radevormwalder Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß (RKG), dem zweiten Karnevalsverein der Bergstadt, waren am Morgen gekommen. Schatzmeisterin Mareike Betz-Dmuß mit Ehemann Björn und Pascal Prahl grüßen mit „Rade Alaaf“.

Am Samstag, 18. Februar, startet die RKG nach zwei Jahren Pandemiepause auch wieder den Karnevalszug durch die Innenstadt. „Ich freue mich, bin aber sehr aufgeregt“, sagte Mareike Betz-Dmuß gestern Morgen. Sie wird auf dem Moderatorenwagen auf dem Marktplatz stehen und das die Truppen ankündigen. Los geht’s um 14.11 Uhr vom Festplatz an der Uelfestraße aus – der „Zoch kütt“ über Neu-, Blumen- und Kaiserstraße, über dem Marktplatz zur Telegrafen-, über die Bredderstraße und über die Kaiserstraße und wieder zurück.

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