Podiumsdiskussion

Eine Krisenrunde zum Jahresauftakt

Ernste Themen, ernste Gesichter: Europa-Abgeordnete Sabine Verheyen äußerte sich zu den aktuellen Korruptionsfällen in Straßburg – an der Seite von Moderator Gerd Uellenberg (l.) und Dejan Vujinovic.
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Ernste Themen, ernste Gesichter: Europa-Abgeordnete Sabine Verheyen äußerte sich zu den aktuellen Korruptionsfällen in Straßburg – an der Seite von Moderator Gerd Uellenberg (l.) und Dejan Vujinovic.

Erstmals veranstaltete die CDU bei ihrem traditionellen Empfang im Bürgerhaus eine Podiumsdiskussion.

Von Stefan Gilsbach

Radevormwald. Es war ein Neujahrsempfang unter besonderen Vorzeichen. Zum einen konnte der CDU-Stadtverband nach zwei Jahren erstmals wieder zu dem gesellschaftlichen Ereignis im Bürgerhaus einladen, zum anderen erprobten die Veranstalter ein neues Konzept: eine Podiumsdiskussion statt der Ansprache eines einzigen Gastes. Die Neugier darauf war groß, die Reihen im großen Saal dicht gefüllt.

Zu den Teilnehmern der Gesprächsrunde, die vom Stadtverbands-Vorsitzenden Gerd Uellenberg moderiert wurde, gehörten Europa-Abgeordnete Sabine Verheyen, Caroline Breuer (American Express Europe S.A.), Ulrich Koch (Arbeitgeberverbands Oberberg), Haydar Tokmak (IG Metall) sowie Dejan Vujinovic, Fraktionsvorsitzender der Radevormwalder CDU.

An Problemen gibt es derzeit wohl keinen Mangel

Das Thema des Abends lautete „Was brennt den Menschen unter den Nägeln !?“ – und rasch wurde klar, dass es an Problemen  keinen Mangel gibt. Zur Sprache kamen Ukraine-Krieg, Energiekrise und die eben erst abflauende Pandemie. Doch auch  grundlegende Fragen wurden diskutiert: die Mängel im deutschen Bildungssystem, die wachsende Gefahr der Altersarmut, der Fachkräftemangel, die Komplexität der politischen Entscheidungen auf europäischer Ebene.

Angesichts der Korruptionsermittlungen im Europaparlament erklärte Sabine Verheyen, dass es sich um kriminelle Einzelfälle handle, die keinesfalls typisch für die Parlamentskultur in Straßburg seien: „Wir haben scharfe Transparenzregeln. Und der größte Teil der Abgeordneten macht eine hervorragende Arbeit.“ Allerdings sei für viele Bürger vor Ort die Arbeit, die auf europäischer Ebene geleistet werde, nicht immer nachvollziehbar.

Ulrich Koch äußerte Kritik an mancher sozialen Initiative auf europäischer Ebene, die sicher gut gemeint sei, aber die Unternehmen, die schon durch „sich überlagernde Krisen“ gebeutelt seien, zusätzlich mit Bürokratie belaste.

Mit Haydar Tokmak diskutierte Koch den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, unter dem auch Firmen in der Region leiden. „Wir erleben inzwischen, dass verzweifelte Unternehmer bei der IG Metall anrufen und fragen, ob wir Facharbeiter kennen“, berichtet Tokmak. Beide waren bei der Gestaltung des Tarifsystems zwar unterschiedlicher Meinung, aber einig in dem Ziel, dass Deutschland auch weiterhin eine „Industriemacht bleiben muss“, wie Tokmak formulierte.

Eine Belastung für die Unternehmen seien aktuell die hohen Energiekosten, wie Ulrich Koch erklärte. In diesem Zusammenhang berichtete Dejan Vujinovic von der „Winterpause“, die sich die Verwaltung in Wuppertal selbst verschrieben hatte, um Energie zu sparen. Während der Weihnachtsferien hatte die Stadt alle Verwaltungsstellen geschlossen. So konnte tatsächlich viel eingespart werden, doch wie Vujinovic berichtete, hatte es auch Kritik an der Tatsache gegeben, dass die Stadt so lange „dicht“ gemacht hatte.

Die Teilnehmer fanden auch positive Aspekte. So betonte Caroline Breuer: „Wir können froh sein, dass wir in Deutschland das dreigliedrige Bankensystem aus privaten, öffentlich-rechtlichen und genossenschaftlichen Instituten haben.“ Dennoch könne man angesichts der aktuellen Krisen nicht so weitermachen wie bisher, erklärte sie, selbst die scheinbar unangreifbaren Tech-Riesen aus den USA müssten mittlerweile Personal entlassen. Ulrich Koch forderte aus Sicht der Arbeitgeber, die Rente mit 63 Jahren müsse abgeschafft werden.

Im Anschluss an die Diskussion gab es für die Besucher im Foyer des Bürgerhauses bei Häppchen und Getränken die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. Die Stimmung war gut – allerdings bedauerten manche Gäste, dass bei der Debatte Rader Themen zu kurz gekommen waren.

Prominenz

Wie immer bei den Neujahrsempfängen der Radevormwalder CDU waren prominente Politiker zu Gast, darunter der ehemalige NRW-Justizminister Peter Biesenbach, Dr. Carsten Brodesser (MdB) sowie die Landtagsabgeordneten Jens Nettekoven und Christian Berger. Auch Wipperfürths Bürgermeisterin Anne Loth war erschienen.

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