Letzte Ruhe
Ehrenamtler machen den Friedhof hübsch
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Ein Frühjahrsputz der etwas anderen Art an der Kaiserstraße.
Von Cristina Segovia-Buendía
Es gibt Friedhöfe, wo die Gräber in langen, unendlich wirkenden Reihen, über große Felder und Hügel hinweg nebeneinander liegen. Die Masse an Gleichförmigkeit wirkt auf Besucher oftmals bedrückend. Dann gibt es aber auch solche letzte Ruhestätten, wie jene der evangelisch-reformierten Gemeinde an der Kaiserstraße, die einen parkähnlichen Charakter aufweisen. Ein Friedhof, auf dem sich auch Lebende wohlfühlen.
Zu diesem Gefühl trägt auch das ordentliche Erscheinungsbild der Anlage bei. Um dessen Erhalt kümmern sich seit Jahren tatkräftige Ehrenamtliche der Gemeinde, wie etwa Hans Joachim Winterhagen. Seit über zehn Jahren hilft er regelmäßig bei den Pflegearbeiten auf dem Friedhof, so auch am vergangenen Samstagvormittag.
Es ist frisch, eine kühle Brise fegt über den Friedhof, lässt Bäume und Sträucher rascheln. Gedankenversunken raschelt auch Winterhagen in den Ecken, kehrt kleine Laubhügel mit dem Rächen zusammen, um die Häufchen im Anschluss in einen großen grünen Gartensack zu bugsieren. „Das sind die Überbleibsel vom Winter, die wir jetzt entfernen“, sagt er ganz selbstverständlich. Statt an diesem Samstag im eigenen Garten zu werkeln oder sich anderen Freizeitbeschäftigungen zu widmen, verbringt er einige Stunden auf dem Friedhof. Aus Überzeugung, wie er sagt.
Friedhof wird als letzte Ruhestätte immer beliebter
Der Friedhof an der Kaiserstraße sei nämlich ein besonders schöner und „um den Friedhof so schön und in diesem guten Zustand zu erhalten, kann man schon ein paar Stunden investieren“, urteilt er. Winterhagen schätzt die Arbeit an der frischen Luft, auch wenn es an diesem Vormittag etwas kühler ist. Ein wenig Gartenarbeit fiele ihm nicht schwer. Insgesamt wuseln und werkeln rund zehn Ehrenamtler an verschiedenen Stellen des Friedhofs, kehren Laub zusammen, entfernen verblühte Pflanzen, jäten Unkraut, stutzen Hecken zurecht oder verteilen Mulch auf stillgelegte Gräber.
Grabpflege aber, betont Pfarrer Dieter Jeschke, betreiben die Ehrenamtler nicht. Es geht um die allgemeinen Grünflächen und Wege, die dem Friedhof seinen parkähnlichen Charakter verleihen. Eine wichtige Pflegearbeit, aber auch eine sehr kostspielige, wenn man sie an eine Fachfirma weitergibt, weiß Jeschke. Um die Kosten möglichst gering zu halten, werden jedes Jahr Ehrenamtler zusammengetrommelt, was nie einfach war und von Jahr zu Jahr schwerer wird, gibt das Gemeindeoberhaupt zu.
„Zweimal im Jahr führen wir diese Pflegearbeiten durch. Einmal im Frühjahr und dann im Spätsommer.“ Jedes Mal für rund zwei Stunden. Zwischen fünf bis zehn Gemeindemitglieder, meist eher ältere, finden sich dann bei Gartenarbeiten auf dem Friedhof wieder. „Es wäre einfacher und für den Einzelnen weniger anstrengend, wenn sich einfach noch mehr Helfer finden würden.“
Dabei müssen es keine Gemeindemitglieder sein. Der Friedhof wird nämlich von vielen verschiedenen Menschen frequentiert. „Wir haben festgestellt, dass der Friedhof sehr gerne von Menschen zum Spazieren gehen genutzt wird. Vor allem war das in der Pandemie zu beobachten“, berichtet Jeschke.
Der Friedhof an der Kaiserstraße wird auch als letzte Ruhestätte immer beliebter, berichtet die Presbyterin der Gemeinde, Gisela Busch. „Die Belegungszahlen steigen, der Friedhof ist beliebt und beschränkt sich dabei nicht nur auf die Gemeindemitglieder.“