Einstige Traditionsgaststätte
Das alte Geisterhaus an der „Grüne“
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Die einstige Traditionsgaststätte steht nach einem Brand 2016 leer.
Von Stefan Gilsbach
Radevormwald. Eigentlich achtet jede Stadt darauf, dass Besucher einen guten Eindruck bekommen, wenn sie die Stadtgrenze passieren. Im Westen werden Autofahrer beispielsweise durch das „Willkommen“ am Kreisverkehr Froweinpark begrüßt. Wer aus Richtung Halver oder vom Ennepe-Ruhr-Kreis her kommt, dem bietet sich allerdings ein Anblick, der für die Bergstadt nicht schmeichelhaft ist. Am Kreisverkehr der Ortslage Grüne, wo sich B 229 und B 483 treffen, steht seit Jahren ein heruntergekommenes Gebäudeensemble, das auch Fahrgästen, die von dort den Bus aus nehmen, gleich unschön ins Auge fällt.
Früher gab es dort eine Gastronomie, der Schriftzug „Race Café“ ist noch zu lesen. Das klingt nach motorisiertem Verkehr, und so war es auch geplant, als 2016 der neue Inhaber Dirk de Ruiter unter diesem Namen die Traditions-gaststätte neu eröffnete. Ein Treffpunkt für Motorradfahrer, aber auch für andere Gäste sollte es werden. Große Pläne kündigte er an: Regelmäßige Veranstaltungen, etwa Live-Rockmusik oder Open-Air-Discos, vielleicht auch Infoveranstaltungen des ADAC und Sicherheitstrainings der Polizei für die Biker-Klientel. Nur zwei Monate später gingen die Pläne buchstäblich in Rauch auf. Anfang November kam es im „Race Café“ zu einem Brand in dem Fachwerkhaus. Eine Autofahrerin hatte nachts Feuerschein auf dem Grundstück beobachtet und die Einsatzkräfte alarmiert. Trotz aller Bemühungen der Löscheinheiten wurde das Gebäude stark beschädigt und galt als unbewohnbar. Spezialisten der Kriminalpolizei untersuchten den Ort und kamen zum Schluss, dass Brandstiftung die Ursache des Feuers gewesen war. Einen konkreten Verdacht, wer dort gezündelt haben könnte, gab es nicht.
„Eine Zeit lang wurden die Fenster mit Spanplatten verschlossen“, erinnert sich Burkhard Klein, Leiter der Leiter der Ämter für Stadtplanung und Bauaufsicht. Inzwischen rottet die einstige Gaststätte vor sich hin. Von neueren Entwicklungen oder Plänen des Eigentümers, der in Wuppertal lebt, kann Klein nichts berichten. „Die Fläche befindet sich im Außenbereich, für eine andere Nutzung als Gastronomie müsste erst einmal das Planungsrecht geändert werden“, erläutert Burkhard Klein. Der übliche Weg wäre, dass der Eigentümer oder ein Investor sich mit einer neuen Nutzungsabsicht an die Stadt wendet. Dann würden Verwaltung und Politik entscheiden, inwieweit die rechtlichen Vorgaben geändert werden könnten.
Wäre es nicht sinnvoll, die planungsrechtlichen Vorgaben bereits jetzt zu lockern, um das Interesse von Investoren zu wecken? „Das zu tun, ist im Vorgriff schwierig“, erläutert der Fachbereichsleiter. „Man braucht konkrete Anhaltspunkte, was dort geplant ist, welche Nutzung es geben soll.“ Das Planungsverfahren trage in solchen Fällen der Investor beziehungsweise der Eigentümer.
Auch Gerd Uellenberg, der für diesen Bezirk zuständige Ratsherr, wird auf Grüne immer wieder angesprochen. „Dort war ja immer Gastronomie, so lange ich denken kann“, erinnert sich der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes. „Entlang der Straße nach Schwelm gab es einmal 17 Gaststätten.“ Davon sei kaum etwas übrig geblieben. „Ich kann natürlich verstehen, dass es gerade in Zeiten der Corona-Pandemie schwierig ist, Gastronomen dazu zu bewegen, das Risiko einer Neueröffnung einzugehen.“ Wie Burkhard Klein betont Uellenberg, dass Stadt und Politik bei einer Änderung des Planungsrechts für eine andere Nutzung konkrete Fakten benötigen. Auf dem Grundstück solle schließlich nichts entstehen, was man in der Stadt nicht haben wolle. Immerhin, so hatte die Fraktion der CDU im Mai 2022 vorgeschlagen, könne man den Kreisverkehr selber aufhübschen. Anstatt dort die Vegetation wuchern zu lassen, sollte man überlegen, eine ähnlich attraktive Gestaltung anzustreben, wie sie der erwähnte Kreisel am Froweinpark mit seiner „Willkommen“-Installation biete.
Historie
Die Kreuzung der Ortslage Grüne ist ein Standort, an dem mit viel Straßenverkehr zu rechnen ist. Daher gab es dort jahrzehntelang nicht nur eine Gaststätte, sondern ab 1929 auch eine Tankstelle.