Kirchen-Austausch

Auf ein Bierchen mit dem Herrn Pastor

Kirchen-Austausch bei Bier und Wein: Auch Florian Reinecke, Pastor der Martini-Gemeinde, und Christian Melzer, Sohn von Pfarrerin Manuela Melzer (beide rechts im Bild) waren unter den Gästen.
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Kirchen-Austausch bei Bier und Wein: Auch Florian Reinecke, Pastor der Martini-Gemeinde, und Christian Melzer, Sohn von Pfarrerin Manuela Melzer (beide rechts im Bild) waren unter den Gästen.

Seit einem Jahr laden Pfarrer Florian Reinecke und sein Kollege Philipp Müller monatlich bei „Elvi & Ele“ zum Gespräch ein.

Von Wolfgang Weitzdörfer

Elf Menschen sitzen ungezwungen in einer Ecke der Gaststätte „Elvi & Ele“ an der Kaiserstraße. So weit normal an einem Mittwochabend. Ungewöhnlich ist aber, dass gleich zwei Pastoren mit beim abendlichen Bier sitzen. Einmal im Monat, immer am 3. Mittwoch, findet in der Gaststätte das Treffen „Kreuz und quer – Gespräche über Gott und die Welt“ statt.

Das Konzept ist in der Corona-Zeit entstanden, erzählt Florian Reinecke. „Ich saß mit Philipp Müller zusammen, tatsächlich bei einem Bier, und wir haben uns darüber unterhalten“, sagt der Leiter der Martini-Gemeinde.

Noch nie habe sich zweimal die gleiche Gruppe getroffen

Vor einem Jahr hat man sich zum ersten Mal getroffen. „Was ich faszinierend finde, ist, dass sich in der ganzen Zeit noch nie zweimal die gleiche Gruppe getroffen hat. Manchmal sind es nur drei Leute, dann hatten wir auch schon den ganzen Gaststättenraum voller Menschen. Das Dynamische ist sehr schön“, sagt Philipp Müller. Sein Kollege ergänzt: „Für mich ist es toll zu sehen, dass die Menschen ohne große Scheu aufeinander zu gehen und ins Gespräch kommen, ob sie nun Gemeindemitglieder sind oder nicht.“ Auch das haben die beiden evangelischen Pfarrer festgestellt – der ökumenische Gedanke spielt hier eine Rolle. „Es ist ja ganz bewusst keine Veranstaltung der Gemeinde, sondern eben ganz und gar offen – in jede Richtung“, sagt Reinecke.

Rosemarie Hesse-Wendler ist ein gutes Beispiel für die Offenheit. „Ich bin eigentlich katholisch, komme zwar aus Rade, bin aber in Wipperfürth-Egen in der Gemeinde aktiv“, sagt sie. Sie sei zum ersten Mal im Herbst bei dem Kneipenabend gewesen. „Und offensichtlich hat es mich nicht verschreckt“, sagt sie und lacht. Besonders gut gefalle ihr, dass es keinen „Wortführer“ gebe, sondern sich die Gespräche von alleine ergeben würden. „Ob es um den Beruf geht, ob um Themen aus der Vergangenheit oder um ganz aktuelle – man kommt ganz einfach ins Gespräch“, sagt sie. Und das sei eben auch einmal ganz schön, das Ungezwungene, ohne Programm miteinander zusammensitzen zu können.

Auch humorvoll geht es zu. Gerade erzählt eine ältere Frau, dass sie jetzt ihre Einliegerwohnung neu vermietet hat: „Aber nicht an einen alleinstehenden Herrn. Ich wollte, dass da auch eine Frau mit dabei ist.“ Ein älterer Mann wirft ein: „Weil wir alleinstehenden Männer solche Hallodris sind?“ Allgemeines und fröhliches Gelächter. Florian Reinecke sagt: „Es wird in diesen Runden immer wieder auch mit Klischees gespielt, ganz ohne Scheu und ohne, dass sich jemand davon getroffen fühlt.“ Für ihn seien diese Kneipenabende im weiteren Sinne Seelsorge. „Das hatten wir auch damals im Sinn, als wir uns das Format überlegt haben. Durch Corona gab es ja beinahe so etwas wie eine Menschenfurcht, also die Sorge, sich wieder zu treffen. Dem wollten wir entgegenwirken.“

Manchmal gehe es aber auch sehr theologisch zu. „Wir hatten tatsächlich mal einen Abend, der fast in eine Bibelstunde ausgeartet ist“, sagt Philipp Müller. Sein Kollege ergänzt: „Ich habe das sogar in einer Predigt verarbeitet.“ Aber die Intention sei nach wie vor, ein niedrigschwelliges Angebot zu geben, das auch damit verbunden sei, die Menschen zurück in die Gemeinden zu holen. „Es ist natürlich nicht so, dass die Menschen nach der Pandemie einfach so wieder in die Kirchen zurückkommen würden“, sagt Florian Reinecke. Abgesehen davon könne es auch nicht schaden, ergänzt Philipp Müller, dass man so zeigen könne, dass die Kirche auch humorvoll und ungezwungen sein könne. „Und nicht zuletzt geht es auch darum, herauszufinden, was die Menschen bewegt“, sagt er.

Termine

Die beiden evangelischen Pfarrer Philipp Müller und Florian Reinecke laden jeden 3. Mittwoch eines Monats zum Kneipengespräch „Kreuz und quer – Gespräche über Gott und die Welt“ ein. Beginn ist immer um 20 Uhr in der Gaststätte „Elvi & Ele“ in der Kaiserstraße 89. Es ist jeder Interessierte eingeladen.

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