Neuenkamper Straße

Tödlicher Unfall: Gaffer behindern Retter

An dieser Stelle ist der Motorradfahrer am Mittwochabend verunglückt.
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An dieser Stelle ist der Motorradfahrer am Mittwochabend verunglückt.
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Motorradfahrer stirbt auf Neuenkamper Straße. 25 Zuschauer beschimpfen die Helfer. Polizei muss Verstärkung anfordern.

Von Axel Richter

Nach einem tödlichen Verkehrsunfall, der sich am Mittwochabend auf der Neuenkamper Straße ereignete, sahen sich Polizei- und Rettungskräfte vorübergehend mit etwa 25 aggressiven Gaffern konfrontiert. Die Polizei forderte Hilfe aus den umliegenden Städten an, damit die Lage nicht außer Kontrolle geriet.

Zu dem Unfall war es gegen 21.50 Uhr an der Einmündung zur Metzer Straße gekommen. Wie die Polizei berichtet, war ein 29-jähriger Motorradfahrer auf seiner Kawasaki in Richtung Innenstadt unterwegs gewesen. Wie mehrere Augenzeugen berichten, passierte er den Starenkasten oberhalb des Einmündungsbereiches und beschleunigte sein Motorrad danach stark.

Standpunkt von Axel Richter

Zeitgleich war ein 72-jähriger Autofahrer bei ausgeschalteter Ampelanlage mit seinem Kia aus der Metzer Straße auf die Neuenkamper Straße gefahren. Der Mann hatte nach links in Richtung Lennep abbiegen wollen.

Der Motorradfahrer prallte gegen den Kia und zog sich dabei tödliche Verletzungen zu. Der 29-Jährige verstarb noch an der Unfallstelle. Der Mann im Kia und eine 25-jährige Frau, die Zeugin des Unfalls geworden war, erlitten einen Schock und mussten ärztlich behandelt werden.

Polizei reagiert mit Platzverweisen, Feuerwehr baut Sichtschutz auf

Noch bevor die ersten Rettungskräfte an der Unfallstelle oberhalb eines Schnellrestaurants eintrafen, versammelten sich dort neben Zeugen des Unfalls immer mehr Schaulustige. Sie drängten sich laut Polizei bald nicht nur auf den Bürgersteig, sondern in großer Zahl auch auf der Straße um den Motorradfahrer.

„Aufgabe der Polizei ist es in einem solchen Fall, die Persönlichkeitsrechte der Unfallopfer zu schützen, in diesem Fall die eines Mannes, der im Sterben lag“, erklärt Hanna Meckmann, Sprecherin des Wuppertaler Polizeipräsidiums.

Die Beamten reagierten mit Platzverweisen. Doch nicht jeder Gaffer kam dem nach. Im Gegenteil. Die Menschengruppe, die zwischenzeitlich auf annähernd 25 Personen angewachsen war, reagierte zunehmend aggressiv, beschimpfte die Polizeibeamten und stand ihnen bei der Unfallaufnahme und bei der Spurensicherung im Weg.

Während der Notarzt den Tod des Motorradfahrers feststellen musste, versuchte auch die Feuerwehr, sich der Gaffer zu erwehren. „Die Kollegen haben die Unfallstelle mit Sichtschutz verkleidet, damit sie in Ruhe arbeiten konnten“, berichtet Werner Roose, Brandoberamtsrat bei der Berufsfeuerwehr Remscheid. Davon konnte jedoch weiterhin keine Rede sein. Um sich der aggressiven Gaffer im Notfall erwehren zu können, forderte die Polizei Verstärkung an.

„Es war für die Kollegen ein extrem belastender Einsatz.“

Hanna Meckmann, Polizistin

Ein 50-jähriger Mann beschäftigte die Beamten besonders. Mehrfach forderten sie ihn auf, den Unfallort zu verlassen. Doch: „Er hörte einfach nicht damit auf, in Richtung des Toten zu starren“, berichtet Hanna Meckmann. Als die Beamten seine Personalien feststellen und ihn wegbringen wollten, wehrte er sich. Die Polizisten nahmen ihn vorläufig fest und leiteten ein Strafverfahren wegen Widerstands ein. Am Tag nach dem schweren Unfall deutet allerdings vieles auf eine psychische Reaktion des Mannes auf das Unfallgeschehen hin. Im Krankenhaus diagnostizierten die Ärzte auch bei ihm einen Schock.

RECHTSLAGE

GAFFER Das Filmen und Fotografieren von Unfallopfern steht nach Paragraf 201a Strafgesetzbuch unter Strafe. Wer die Hilflosigkeit einer anderen Person ausnutzt und Bilder davon ins Internet stellt, riskiert eine Geldstrafe oder bis zu zwei Jahren Haft.

Zeitgleich trafen Angehörige und Freunde des Unfallopfers ein. Vier Notfallseelsorger kümmerten sich um sie sowie um Unfallzeugen und Ersthelfer. Die beiden Unfallfahrzeuge wurden von der Polizei für die weiteren Ermittlungen sichergestellt.

„Es war für die Kollegen ein extrem belastender Einsatz“, sagt Hanna Meckmann. Und das Gafferproblem wird größer. Guido Eul-Jordan, Chef der Feuerwehr Remscheid, bestätigte das dem RGA in einem früheren Interview: „Gaffer gab es immer. Aber das Gaffen hat dank Handy und den sozialen Medien eine ganz neue Qualität erreicht.“

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