Mein Leben als Papa
Als Christkind gebe ich gar keine so schlechte Figur ab
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RGA-Redakteur Gunnar Freudenberg erzählt vom Alltag mit seinen Söhnen Hannes (5 Jahre) und Michel (2 Jahre).
In Engelskirchen wurden in diesem Jahr so viele Briefe wie noch nie beantwortet. Mehr als 150 000 Wunschzettel seien in der sogenannten Weihnachtspostfiliale im Oberbergischen bearbeitet worden, teilte die Deutsche Post mit. Richtig viel Arbeit also für das Christkind und seine Helfer. Mich stellt es schon vor große logistische Herausforderungen, für meine beiden Söhne in die Rolle des Christkinds zu schlüpfen.
Das fängt schon bei der Frage an: „Was wünscht ihr euch eigentlich zu Weihnachten?“ So richtig schlau werde ich nicht aus ihren Antworten. Mal flüchten sie sich in Albernheiten und hätten gerne „einen Campingkocher“ (Hannes) oder „eine Kackawurst“ (Michel). Ein anderes Mal sind sie von den vielen Prospekten, die ins Haus flattern, so angefixt, dass ihre Wunschliste einen Wert von zwei Monatsgehältern locker übersteigt.
Und dann gibt es noch Wünsche, die vorerst leider nicht zu erfüllen sind. Hannes würde zum Beispiel gerne endlich mit seinem Schwimmkurs beginnen. Oder Schlittschuhlaufen. Als wir ihm erklärten, dass das leider erst wieder möglich ist, wenn Corona nicht mehr so schlimm ist, verlor selbst der genügsame Hannes für einen kurzen Moment mal die Fassung und brüllte aus tiefstem Herzen: „Diese Schei. . .!“ Ich wollte ihm da nicht widersprechen.
Heute Abend dürfen wir aber wieder in glänzende Augen blicken, da bin ich ganz sicher. Irgendein blinkendes Licht am Himmel wird von Hannes oder Michel eindeutig als Christkind identifiziert werden – und beim Auspacken werden Sätze fallen wie: „Genau das hab ich mir gewünscht.“
Von Campingkocher und Kackawurst wird keine Rede mehr sein, wenn es am Heiligen Abend Neues für die Holzeisenbahn-Welt, am 1. Weihnachtstag ein Puppenhaus für Jungs mit Feuer- und Polizeiwache und am 2. Weihnachtstag Lego in allen möglichen Variationen gibt. Und sicher noch das eine oder andere Geschenk von den Großeltern dazu, denn bei den Omas bleibt es nicht bei „einem großen Geschenk und Geld im Umschlag“. Nein, man möchte auch noch „ein bisschen was in der Hand haben“, das man den geliebten Enkelkindern schenken kann. Von der einen Oma hieß es jedenfalls schon: „Ich hab noch ein Puzzle gekauft.“ Die andere Oma teilte mit, sie habe noch ein Brettspiel besorgt. . .
Um das Einpacken der Geschenke hat sich auch in diesem Jahr wie immer die Mama gekümmert. Meine Aufgabe lag darin, Hannes und Michel abzulenken. Gar nicht so einfach im Lockdown, hat aber auch diesmal wieder funktioniert. Wir sind fertig. Zumindest, was die Kinder angeht.
Heute muss ich nur noch irgendwann Zeit finden, die Geschenke für meine Frau einzupacken. Der Kalender für Oma und Opa ist auch noch nicht fertig. Und wie war das noch mit meiner Schwester? Schenken wir uns noch was oder nicht mehr? Vielleicht malen Hannes und Michel ja noch ein Bild für sie. Man hat ja doch gern was in der Hand. . .