Schnee und Glätte
Betreten auf eigene Gefahr: Trassen werden nicht geräumt
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Strecken unterliegen nicht der Straßenreinigungssatzung.
Von Melissa Wienzek
Remscheid. Aufs Glatteis geführt wurden Spaziergänger und Radfahrer, die am Wochenende auf der Balkantrasse unterwegs waren. Aber nur im wörtlichen Sinne. Denn die alte Bahntrasse, die unter anderem durch Lennep, Bergisch Born und Wermelskirchen führt, war in den letzten Tagen spiegelglatt. Vorsicht war geboten. Denn die Balkantrasse wie auch die Trasse des Werkzeugs werden grundsätzlich nicht geräumt.
„Es handelt sich bei den Trassen um keine öffentlich gewidmeten Straßen oder Verkehrsflächen. Daher unterliegen sie auch nicht der Straßenreinigungssatzung – dementsprechend findet kein Winterdienst statt“, erklärt Michael Sauer, Geschäftsbereichsleiter Abfallwirtschaft bei den Technischen Betrieben Remscheid (TBR). Wie die Wege im Stadtpark seien auch die Trassen Wege mit reiner Freizeitfunktion. „Niemand ist verpflichtet, darüber zu fahren. Um ans Ziel zu gelangen, können die Remscheider Straßen genutzt werden.“ Daher gilt bei der Balkan- als auch bei der Werkzeugtrasse: Betreten auf eigene Gefahr. Schilder weisen zumindest an der Werkzeugtrasse auf diesen Umstand hin, sagt Sauer.
Im Winter rücken die TBR den verschneiten und vereisten Trassen also nicht zu Leibe, wohl aber schon mal im Sommer und Herbst zur Sonderreinigung. „Das wird von der Stadt dann aber auch extra bezahlt“, erklärt Michael Sauer.
Allerdings gebe es zwei Möglichkeiten, auch für den Winterdienst auf den Trassen zu sorgen. Erstens: Man widmet die Trassen als Straße oder öffentliche Flächen um, wie es bei der Nordbahntrasse in Wuppertal der Fall ist. Diese heißt seit Juni 2015 offiziell Dr. Werner-Jackstädt-Weg. Aufgaben und die Haftung sind somit eindeutig geregelt. So auch der Winterdienst. „In Remscheid müsste ein Held in die Bresche springen – möglicherweise die Stadt –, der sagt: Ich bezahle auch für den Winterdienst“, sagt Sauer.
Winter in Remscheid




Zweite Möglichkeit: Man widmet nicht, befindet aber, dass die Trassen eine hohe touristische Bedeutung haben und vergibt den Reinigungsauftrag privat an die TBR. Allerdings müssten diese dann schauen, ob sie es auch leisten können, sagt Sauer. „Denn es ist jetzt nicht so, dass wir noch 20 Leute oder Fahrzeuge parat hätten, wenn die Schneemassen über uns hereinbrechen. Dann jagen wir alles raus auf die Straße, um unsere Pflichtaufgaben zu erfüllen.“
Am Wochenende kamen viele Auswärtige nach Remscheid, um am Hohenhagen zu rodeln. Um den Rodel-Tourismus in Pandemie-Zeiten zu unterbinden, mussten letztlich sogar Zufahrtsstraßen zum Hohenhagen gesperrt werden.
Standpunkt: Umdenken erforderlich
Ein Kommentar von Michael Albrecht
Wer in den verschneiten Remscheider Wäldern als Spaziergänger Erholung sucht, der weiß, dass es glatt werden kann. Niemand käme da auf die Idee, dass die Wanderwege gestreut oder geräumt werden müssen. Im Winter gehören verschneite Wege und Glatteis nun einmal dazu. Mehr noch, sie machen die Wanderung durch den verschneiten Wald erst zu einem echten winterlichen Vergnügen. Etwas anders sieht es hingegen bei den Trassen aus. Sie sind nicht nur für viele Remscheider beliebte Strecken für erholungssuchende Fußgänger oder Radfahrer. Sie haben auch eine Funktion als gefahrlose Verbindungen zwischen Ortsteilen. Es gibt auch hier etliche Remscheider, die das Auto in der Garage lassen, um mit dem Fahrrad zur Arbeitsstelle zu kommen. Dieser Umstieg wird durch den E-Bike-Boom noch befeuert. Diese Radler im Winter wieder auf die Straßen zu verweisen, ist nicht zielführend, zumal ausgebaute Radwege eher die Ausnahme sind. Deshalb ist in Sachen Winterdienst auf den Trassen ein Umdenken zeitgemäß und erforderlich.