Hückeswagen
25 Jahre „Winkler’s“ – Christoph Winkler schaut zurück
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Christoph Winkler erfüllte sich mit der Eröffnung seines eigenen Modegeschäfts einen Traum
Von Heike Karsten
Hückeswagen. Als Christoph Winkler seinen gut bezahlten Job im Vertrieb eines großen Modeunternehmens in München aufgab, um in seiner Heimatstadt Hückeswagen einen eigenen Laden zu eröffnen, geschah das nicht ohne Risiko. Doch sein Ehrgeiz und die Leidenschaft für Mode haben dazu beigetragen, dass aus „Winkler’s – real clothes for real people“ eine bislang 25-jährige Erfolgsgeschichte wurde. Das Jubiläum feiert der Modehändler vom 13. bis 27. Februar mit einem Jubiläumsverkauf.
Das Modegeschäft „Winkler’s“ am Weber-Denkmal hebt sich durch die ausgefallene Mode, aber auch vom Einrichtungsstil von anderen Geschäften ab. Vintage-Möbel, alte Turngeräte und ein Flügel schaffen Atmosphäre. Besonderes Augenmerk legt Winkler auf die Auswahl des Sortiments. „Die Kollektionen stimme ich immer aufeinander ab, was logistisch nicht einfach ist“, gesteht der Modefachmann.
Die Arbeit des Wareneinkaufs würde oft unterschätzt. Hierfür ist der Hückeswagener auf Modemessen und in den Großstädten unterwegs und probiert fast alle infrage kommenden Stücke selbst an – mitunter auch die Damenmode. Ihm ist die Haptik der Stoffe wie auch die Schnittführung wichtig. Als sportlich-elegant bezeichnet er sein Sortiment, dass vom coolen Herren- bis zum femininen Business-Look reicht.
Schon während seiner Ausbildung beim Herrenausstatter „Vogel“ in Remscheid fing Winkler Feuer für die Mode. Elf Jahre arbeitete er danach im Vertrieb der Modemarke Bogner „Fire & Ice“ und zählte schon damals zu den jungen Wilden, die statt Ski lieber Snowboard fuhren oder zum Windsurfen gingen.
Während der Ausbildung hatte er einen Existenzgründungssparvertrag abgeschlossen und dafür jeden Monat 500 Mark zur Seite gelegt. „50.000 Mark hatte ich angespart, denn ich wusste, man braucht einen langen Atem“, erinnert er sich zurück. Seine Eltern hatten damals die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als ihr Sohn am Valentinstag 1998 im Haus Islandstraße 49 sein eigenes Modegeschäft eröffnete. „Ich bin schon immer konstant meinen eigenen Weg gegangen“, fügt Winkler lachend hinzu. Fast wäre Hückeswagen diese Bereicherung in der Modebranche aber entgangen, hatte Winkler doch ursprünglich in Wipperfürth einen Laden eröffnen wollen.
Fünf Jahre nach der Ladeneröffnung im Island tat sich Christoph Winkler mit Einzelhändler Karsten Schlickowey von „Stilmix“ und der Fotografin Sabine Winkler zusammen und eröffnete ein Shop-in-Shop auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „Ein riesiger Gewinn für alle Parteien und ein Konzept, das sich gegenseitig belebt“, ist der 56-Jährige überzeugt. Das Geschäft ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und lädt zum Stöbern ein.
In den vergangenen 25 Jahren hat sich Winkler einen festen Kundenstamm aufgebaut, der die fachliche Beratung im Winkler’s schätzt. „Die Kunden wollen ehrlich angesprochen werden und wissen, dass ich zu den Sachen etwas sagen kann, da ich mich intensiv damit beschäftigt habe“, versichert der Modehändler.
Winkler liebt einen ausgefallenen Style und ruhige Farben, provoziert aber auch gerne mit seiner Schaufenster-Dekoration. Zu Beginn seiner Selbstständigkeit hatte er ein Poster mit seinem fast nackten Konterfei im Fenster mit dem Titel „Wir lassen für Sie die Hosen runter“ aufgestellt.
Während der Corona-Pandemie stellte der Händler Türen mit den Aufschriften „AUF” und “ZU“ ins Fenster, da die Geschäfte im Lockdown immer wieder schließen und dadurch herbe Umsatzverluste in Kauf nehmen mussten. „In dieser Phase habe ich sehr gelitten und bin zunächst in eine Schockstarre verfallen“, berichtet der Modehändler von schlechteren Zeiten und Durststrecken, die er während seiner Selbstständigkeit überwinden musste.
Aufhören kam mangels Alternativen nie infrage. Stattdessen lässt er sich von seinem Ehrgeiz und Gefühl leiten. „Die Begeisterung für Mode ist meine Triebfeder“, betont der 56-Jährige. Ziel sei es, bezahlbaren Großstadt-Look in die Kleinstadt zu holen und dabei gleichzeitig das Thema Nachhaltigkeit zu forcieren. Eine Aufgabe, die nicht immer lösbar ist. Deshalb behält Winkler auch gerne Newcomer-Marken im Auge, bei denen er kleinere Chargen ordern kann. „Ich möchte kein Shop für eine bestimmte Marke sein. ,Winkler’s‘ ist die Marke“, betont der Geschäftsinhaber.
„Das ganze Leben ist eine Reise – man kann auch von hier aus die Welt erobern.“
Auf seine drei Mitarbeiterinnen, die sich um den Verkauf und die unliebsame Büroarbeit kümmern, kann sich der Modehändler zu 100 Prozent verlassen. Daher erfüllt er sich zum Jubiläum einen langgehegten Wunsch und nimmt an einem Kitesurf-Kursus im ägyptischen Hurghada teil. Winkler plant zudem ein eigenes Mode-Projekt, das noch in diesem Jahr Gestalt annehmen soll.
Inspiration holt er sich auf seinen Reisen, bei denen er Menschen, Strömungen und verschiedenen Szenen studiert. Dazu braucht er keine Wohnung in der Großstadt. „Das ganze Leben ist eine Reise – man kann auch von hier aus die Welt erobern“, ist der Hückeswagener überzeugt.
Zur Person: Christoph Winkler
Persönlich: Christoph Winkler (56) ist in Wuppertal geboren, in Hückeswagen aufgewachsen und Vater eines Sohnes (25).
Selbstständigkeit: 1998 eröffnete er sein Modegeschäft „Winkler’s“ an der Islandstraße, im späteren „accanto“-Ladenlokal. Heute verkauft er ausgefallene Marken und Kollektionen auf 110 Quadratmeter im Shop-im-Shop-Konzept zusammen mit „Stilmix“ und Fotografie Jasmin Feike.
Mode: Zu den Marken zählen etwa Herrlicher, Cinque, Ecoalf, Gabba, Koon und Bomboogie.