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Hammerstein: Was wird aus dem Promi-Treff an der Wuppersperre?

Traumhafte Lage direkt oberhalb der Wupper-Talsperre und viel Ruhe – die idealen ­Voraussetzungen dafür, dass das Haus Hammerstein wieder ein Hotel wird ?
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Traumhafte Lage direkt oberhalb der Wupper-Talsperre und viel Ruhe – die idealen ­Voraussetzungen dafür, dass das Haus Hammerstein wieder ein Hotel wird ?

Seit fast drei Jahren versucht die Lebenshilfe NRW, das traumhaft gelegene Haus Hammerstein in Hückeswagen zu verkaufen.

Von Stephan Büllesbach

Das Zimmer Nr. 5, in dem Anneliese Rothenberger bei ihren Besuchen jedes Mal übernachtete mit Zugang zur eigenen Terrasse.

Hier hat also Anneliese Rothenberger zwischen den 1950er und 1970er Jahren im Haus Hammerstein immer wieder genächtigt. Das Zimmer Nr. 5 präsentiert sich weitgehend wie zu der Zeit, als die damals berühmte deutsche Opernsängerin († 2011) in dem Nobelhotel oberhalb der Wupper – die Talsperre kam erst später – abgestiegen war: An der Decke hängt ein Kronleuchter, die vorherrschenden Farben sind Weiß und Rot. Zu „ihrem“ Zimmer am vorderen Ende des Flurs im ersten Stock gehörte auch die große halbrunde Terrasse. Und das Zimmer Nr. 6, wo ihre Assistentin untergebracht war. Beide Zimmer sind auch heute noch mit einem kleinen Flur verbunden, neben dessen Eingangstür ein kleines Schild auf den „Anneliese-Rothenberger-Flügel“ hinweist.

Wer hier einst abgestiegen war, der dürfte eine Ahnung davon gehabt haben, wie der Himmel auf Erden aussehen könnte. Das wussten offenbar auch viele andere Prominente der damaligen Zeit – wer hier in Hammerstein war, trug sich ins Gästebuch ein und hinterließ mitunter ein Foto oder eine Autogrammkarte mit Widmung. Im Flur auf der anderen Seite des „Rothenberger-Flügels“ zeugen etliche gerahmte Bilder davon.

Der „Flur der Prominenten“ im ersten Stock.

Die „guten, alten Zeiten“ des Hauses Hammerstein als Hotel sind vorerst vorbei. 1985 hatte die Lebenshilfe NRW das Haus mit seinen 41 Zimmern und einer Gesamtfläche von 2515 Quadratmeter sowie dem 9802 Quadratmeter großen Grundstück übernommen und es zu einem Tagungs- und Bildungshaus vor allem für Menschen mit Handicap umgewandelt. Seit knapp drei Jahren aber steht es leer – die Corona-Pandemie und die Kosten für die notwendige Sanierung zur Erfüllung der Brandschutzauflagen hatten dazu geführt.

Anfangs gab es noch großes Interesse an einer Übernahme von Haus Hammerstein. „Bei uns hat sich etwa ein Paar gemeldet, das schon andere Hotels betreibt und Hammerstein wieder als Hotel führen wollte“, berichtet Landesgeschäftsführerin Bärbel Brüning. Aber das lange Genehmigungsverfahren und wohl auch die Auswirkungen der Pandemie schreckten die möglichen Investoren ab. Seitdem ist es hier auf dem Bergsporn oberhalb der Wupper-Talsperre noch ruhiger geworden.

Hubert Grafer hatte das Haus 1874 vermutlich für seine 13 Kinder erbaut und auch noch eine Gaststube für die Arbeiter der Region eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg, hier wurden russische Kriegsgefangene verpflegt, machte Grafers Enkelin Hertha Horn das Haus Hammerstein zu einem Hotel und für etwa 20 Jahre zu einem Juwel.

Der Speisesaal mit Blick auf die Wupper-Talsperre könnte sofort wieder genutzt werden.

Am liebsten würde Bärbel Brüning das Haus gar nicht verkaufen, so sehr ist es ihr ans Herz gewachsen. Wer sich einmal im Inneren umschaut, kennt den nostalgischen Grund: Das Mobiliar stammt noch aus den 50er Jahren und erinnert an die damaligen Heimatfilme. Darüber hinaus befindet sich im Untergeschoss seit 2008 ein Bistro-Café mit Terrasse, auf dem es sich herrlich entspannen und genießen ließe, sowie  seit 2012 einen Bootsverleih mit barrierefreiem Bootssteg. „Hier könnte man sofort mit einem Hotel- und Restaurantbetrieb anfangen“, ist sich Bärbel Brüning sicher. Dafür sprechen zwei weitere Punkte: „Die Küche ist komplett eingerichtet, und die Mitarbeiter haben alles so hinterlassen, als ob morgen Gäste empfangen würden.“

Der Brandschutz ist nach Auffassung der Lebenshilfe-Geschäftsführerin „eine überschaubare Maßnahme“. Es müssten lediglich Kabel in einem Hohlraum abgeschottet, eine Brandschutztür erneuert und die Brandschutzanlage aufgeschaltet werden. „Aber natürlich gibt es einen gewissen Investitionsbedarf. Schließlich steht das Haus jetzt schon lange leer.“ Aber während die Arbeiten am Brandschutz vonstattengehen könnten, könnte die Außengastronomie in Betrieb genommen „und damit Einnahmen generiert“ werden. Selbst das Hochwasser vom Juli 2021 hat Haus Hammerstein unbeschadet überstanden. Und die Boote seien noch da, versichert ihre Assistentin Stephanie Klein. „Hier kann man richtig entschleunigen.“

Bärbel Brüning (r.) und Stephanie Klein (Lebenshilfe).

Für Bärbel Brüning steht fest, dass das Haus Hammerstein wieder ein Hotel werden muss. Mittlerweile ist es auch ans Glasfasernetz angeschlossen, und zu den Parkplätzen am Haus sollen weitere 90 oberhalb an dem kleinen Bolzplatz entstehen. Über die Gummersbacher von Poll Immobilien GmbH bietet die Lebenshilfe das Haus zum Festpreis von 2,198 Millionen Euro an. Mittlerweile gibt es auch erste Anfragen von Interessenten.

Die Landesgeschäftsführerin ist optimistisch, dass der Leerstand bald beendet sein wird. Schließlich habe das Haus Hammerstein einen „alten und zeitgemäßen Charme“. Und vor allem – einen „Anneliese-Rothenberger-Flügel“ . . .

Hintergrund

Bau: Das Haus Hammerstein datiert zurück ins Jahr 1874.

Gäste: Als es noch ein Hotel war, nächtigten dort immer wieder Prominente. So waren Konrad Adenauer und Helmut Kohl ebenso dort wie die Sängerin Anneliese Rothenberger, der Entertainer Peter Frankenfeld oder der Schauspieler Gustaf Gründgens.

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