Enkeltricks
Täter sind dreist, raffiniert und skrupellos
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
VdK und Polizei klärten zum Thema „Im Alter sicher leben“ im Kultur-Haus Zach auf.
Von Wolfgang Weitzdörfer
Hückeswagen. Wenn es um den Enkeltrick – auch Schockanruf – geht, bekommt man oft die Antwort: „Mir kann das doch nicht passieren.“ Da stellt sich jedoch die Frage, warum die Fallzahlen in der Verbrechensstatistik so hoch sind. „Abgesehen davon gibt es hier eine große Dunkelziffer, denn die Scham darüber, auf so etwas doch eigentlich so Offensichtliches hereingefallen zu sein, hält viele Betroffene davon ab, sich an die Polizei zu wenden.“ Das sagte Kriminalhauptkommissar Walter Steinbrech vom Sachgebiet Kriminalprävention/Opferschutz der Kreispolizeibehörde bei einer Informationsveranstaltung im Kultur-Haus Zach.
Es ging um den Themenkomplex „Im Alter sicher leben: Schutz für zu Hause und unterwegs“. „Aber ich will auf jeden Fall über das Thema der Schockanrufe sprechen. Denn es ist nicht nur eine sehr aktuelle Betrugsmasche – es ist auch eine, die sehr erfolgreich funktioniert“, sagte Steinbrech. „Vor einiger Zeit wurden zwei Gruppen aufgebracht, die von der Türkei aus operiert hatten. Hochprofessionelle Kriminelle sind das gewesen. Dort wurde in einer sehr guten Zusammenarbeit zwischen Europol und der türkischen Polizei einmal 60 Millionen Euro und einem 30 Millionen Euro erbeutetes Bargeld gefunden“, sagte Steinbrech.
Was die Besucher der Infoveranstaltung, die von der Kreispolizeibehörde mit dem Hückeswagener VdK-Ortsverein ausgerichtet wurde, vor allem wissen wollten: „Wie schaffen die Täter es, einen zu überrumpeln?“ Das verbindende Element sei ein Anruf – „das wissen wir aus Telefonmitschnitten“, sagte der Kriminalhauptkommissar -, bei dem gezielt ein Schock ausgelöst werde. „Man hört im Hintergrund etwa jemanden weinen oder schreien. Dann eine Stimme, die etwas von einem Autounfall erzählt, in den Sohn oder Tochter verwickelt seien, sofortige Inhaftierung drohe – wenn nicht eine hohe Kaution gezahlt werde“, sagte Steinbrech. Der Druck werde teilweise stundenlang aufrechterhalten und immer weiter intensiviert. Die Kriminellen würden mit immer neuen Argumenten und Forderungen an die Opfer herantreten – und immer den Kontakt halten. „Die sind perfekt gebrieft und kennen alle Tricks“, sagte Steinbrech.
Manchmal würde nur der Zufall helfen. „Wir hatten in Gummersbach einen Fall einer Frau, die von einem vermeintlichen Arzt angerufen wurde. Ihr Sohn sei verunfallt, das Bein stehe vor der Amputation, nur würde die nötige Operation nicht von der Kasse bezahlt. Sie müsse das Geld dafür selbst aufbringen“, erzählte der Polizist. Auf dem Weg zur Bank sei ihr der kerngesunde, zweibeinige Sohn begegnet. „Viel zu oft wird aber gezahlt – weil man in Panik ist, weil die ganze Erfahrung, die man im Leben gesammelt hat, versagt hat“, sagt Steinbrech.
„Grundsätzlich gilt: Nerven bewahren! Nicht sofort irgendetwas versprechen, im Zweifel: auflegen und die 110 anrufen – oder auch das vermeintlich in Bedrängnis befindliche Kind. Seien Sie misstrauisch bei unbekannten Anrufern“, sagte Steinbrech. Er wisse natürlich, dass das alles andere als einfach sei. „Eben, weil die Täter so raffiniert, skrupellos und auch professionell agieren, sind viele Menschen einfach überrumpelt“, sagte er.
Etwas weniger Druck werde bei Whatsapp-Nachrichten ausgeübt. „Aber auch hier gilt, wenn Sohn oder Tochter mit einer neuen Nummer eine Nachricht sendet, sollte man nicht direkt antworten, sondern erst einmal die alte anrufen und nachfragen, ob das auch stimmt.“