Aktion

So werben Arbeitgeber um Mitarbeiter

Die Stadt Hückeswagen postet ihre Stellenanzeige für den neuen Leiter des Jugendzentrums auch in den sozialen Medien wie Facebook.
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Die Stadt Hückeswagen postet ihre Stellenanzeige für den neuen Leiter des Jugendzentrums auch in den sozialen Medien wie Facebook.

Umfrage in Hückeswagen ergab ein eindeutiges Bild

Von Stephan Büllesbach

Hückeswagen. War es früher normal, dass sich die Firmen ihre Mitarbeiter unter den Bewerbern aussuchen konnten, müssen sie sich heute um Fachpersonal bewerben. Vor allem junge Menschen nutzen die Chance, unter den Angeboten der Unternehmen auszuwählen. Ein Schlagwort ist „Social Benefits“. Viele Arbeitgeber werben um Mitarbeiter mit diversen „sozialen Vorteilen“ wie kostenfreies Mineralwasser am Arbeitsplatz, Zuschüsse für den Fitnessclub oder ein Jobbike. Das ist mittlerweile auch in der Schloss-Stadt angekommen. Ebenfalls auffällig ist bei der Mitarbeiter-Akquise, dass der Schwerpunkt auf den sozialen Medien und der Mund-zu-Mund-Propaganda liegt. Unsere Redaktion hat sich bei Hückeswagener Arbeitgebern umgehört.

Klingelnberg: Hückeswagens größter Arbeitgeber beschäftigt an den beiden örtlichen Standorten zirka 780 Mitarbeiter, weltweit arbeiten in der Gruppe etwa 1300 Beschäftigte, darunter sind 62 Auszubildende. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, erhöht der Maschinenbauer die Anzahl an Ausbildungsplätzen, „um eigenen Nachwuchs frühzeitig heranzuziehen“, teilt Marketingleiterin Sandra Küster mit. Die Rekrutierung erfolge über soziale Netzwerke mit einer gezielten Direktansprache von potenziellen Kandidaten. Zudem wird das Netzwerk der Mitarbeiter für Kandidatenempfehlungen genutzt, und das Unternehmen arbeitet eng mit Schulen, wie dem Berufskolleg Hückeswagen, und Hochschulen zusammen. Um die Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen, werden „Social Benefits“ angeboten – in diesem Fall etwa kostenfreies Wasser, die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten und ein Kantinenzuschuss. „Weitere ,Social Benefits‘ werden permanent durch die Personalabteilung geprüft“, betont die Marketingleiterin. Klingelnberg nutzt auch die klassische Anzeigenschaltung in den gängigen Jobportalen. Dazu kommt eine umfängliche Darstellung auf der Internetseite des Unternehmens unter klingelnberg.com/karriere, wobei Erfahrungsberichte von Mitarbeitern eingebunden sind.

Pflitsch: Weiterhin hat das zweitgrößte Hückeswagener Unternehmen das Ziel, in zwei Jahren 400 Mitarbeiter zu beschäftigen. Davon ist es mit aktuell 350 Beschäftigten nicht mehr weit entfernt. Überhaupt ist der Kabelverschraubungsspezialist auf Wachstumskurs, aber „geeignetes Personal ist immer schwieriger zu finden“, berichtet Personalleiterin Nora Gerdes. Strategien zur Fachkräftesicherung und zur Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter würden daher immer wichtiger. Pflitsch präsentiert sich bei vielen Gelegenheiten: vom Tag der offenen Tür über Sport- oder Schulveranstaltungen bis hin zur Kooperation mit dem Berufskolleg Hückeswagen, der TH Köln und der RWTH in Aachen. Alle bekannten Portale werden ebenso für die Mitarbeiter-Akquise genutzt wir die Schaltung von Stellenanzeigen und Werbung über Social Media. In einer Hinsicht geht das Unternehmen aber einen anderen, analogen Weg: Auf einem Firmendach am Bergischen Kreisel „machen wir mit einem Banner auf uns aufmerksam“.

Fleischwaren Blumberg: Mit 245 Mitarbeitern ist der Kobeshofener Fleischmarkt der drittgrößte Arbeitgeber der Schloss-Stadt. „Wir hätten gerne 24 Azubis, es sind aber leider im Moment nur zwei“, teilt Vertriebsmitarbeiterin Iris Kniese mit. Die Mitarbeiterzahl versucht das Unternehmen zu halten, da in den nächsten zehn Jahren viele Beschäftigte in Rente gehen. Aktuell besteht ein besonders hoher Bedarf an Fleischereifachverkäuferinnen und Metzgern. „In allen Bereichen ist es schwierig, Bewerber zu finden“, betont Iris Kniese. Dabei werden diverse Kanäle „angezapft“. So betreibt Fleischwaren Blumberg Werbung auf seiner Internetseite, auf Facebook, bei der Arbeitsagentur, in Print-Medien und auf Messen. „Auf jeden Fall sehen wir für die Zukunft Probleme auf uns zukommen, ausreichend Fachkräfte zu finden“, betont die Vertriebsmitarbeiterin.

Arcus-Holztreppen: Auch und gerade im Handwerk ist der Fachkräftemangel aktuell ein großes Thema. Davon kann Nina Stockebrand ein Lied singen. Die Geschäftsführerin von arcus-Holztreppen – die Schreinerei aus West 2 beschäftigt 45 Mitarbeiter inklusive zwei Auszubildende, der dritte kommt im Sommer – suchte lange Zeit nach einem Monteur. Erfolglos. Letztlich ließ sich ein Mitarbeiter dazu weiterbilden. Auch bei den Tischlern wird es langsam eng. Nun will die Geschäftsleitung neue Wege bei der Mitarbeiterwerbung gehen. „Wir bewerben offene Stellen nur noch online in allen möglichen sozialen Kanälen“, erklärt Nina Stockebrand. Dazu werden sogenannte Recruiting-Videos angefertigt, in denen die jeweilige Arbeitsstelle kurz vorgestellt wird, und mit drei Klicks gelangt der Interessent dann zu einem Bewerbungsformular. „Viel läuft auch über Mund-zu-Mund-Propaganda“, berichtet die Geschäftsführerin über die Unterstützung der Mitarbeiter.

Stadtverwaltung: Die Stadt mit ihren 80 Mitarbeitern in Voll- und Teilzeit hat in der jüngsten Vergangenheit durchaus einige Stellen erfolgreich neubesetzen können, aber gerade bei zwei wichtigen Arbeitsplätzen zu Jahresbeginn auch kurzfristige Absagen hinnehmen müssen: Die Stellen des Stadtplaners und des Leiters des Jugendzentrums mussten neu ausgeschrieben werden. „Wir haben ein Problem bei Stellen, wo wir spezialisiertes Personal benötigen“, sagt Stadtkämmerin Isabel Bever und verweist etwa auf Ingenieure, Sozialarbeiter und Architekten. Im Schloss wird daher auf allen möglichen Plattformen geworben. „Wir nehmen Kontakt zu Hochschulen und Fachhochschulen auf, um Uniabsolventen für uns zu interessieren“, berichtet Isabel Bever. Auf den sozialen Medien wird verstärkt geworben, und es werden auch die Netzwerke der Mitarbeiter genutzt. Die Kämmerin versichert: „Die Stadt ist ein guter Arbeitgeber und fördert viele Freiheiten.“ So werde ein betriebliches Gesundheitsmanagement angeboten, und vor allem die Familienfreundlichkeit stehe im Mittelpunkt: „Wenn etwas mit der Familie ist, geht das vor.“

Johann Clouth GmbH:Der demografische Wandel macht sich auch bei der Johann Clouth GmbH bemerkbar. Bei dem Hersteller von Schabern und Streichmessern für die Papierherstellung aus West 2 werden in den nächsten zwei Jahren etwa zehn Prozent der Belegschaft in den Ruhestand gehen. Das berichtet Kai Modtler, einer der beiden Geschäftsführer. Am Hauptsitz in Winterhagen-Scheideweg arbeiten 120 Menschen, darunter sind sechs kaufmännische Auszubildende und ein gewerblich-technischer Azubi. Bei der Mitarbeiter-Akquise „sind wir breiter aufgestellt als in den vergangenen Jahren“, betont der Geschäftsführer. Das geht über Werbung in den sozialen Medien bis hin zu einer Ausweitung der Ausbildungsplätze, vor allem für die Produktion. Auch bei Clouth sollen „Sozial Benefits“ für eine Attraktivierung sorgen. So werden bereits Jobbikes zu günstigen Leasingangeboten angeboten. „Gerade jüngere Mitarbeiter sind darauf angesprungen“, versichert Modtler. Allerdings kann das Unternehmen nicht auf alle Wünsche der Bewerber Einfluss nehmen. Als Beispiel nennt er den Öffentlichen Personennahverkehr. So ist das Unternehmen vor allem für mögliche junge Mitarbeiter aus Großstädten wie Köln, die sich Clouth aufgrund des Profils gut als Arbeitgeber vorstellen könnten, wegen der schlechten Verkehrsanbindung letztlich doch unattraktiv.

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