Gewalt an Schulen
Schulsozialarbeiterin spricht klare Worte
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Sarah Bieg schildert Gewalt und Drogen an den Schulen.
Von Wolfgang Weitzdörfer
Noch im Oktober 2022 klangen die Nachrichten aus dem Sozialausschuss euphorisch. „Wir sind jetzt richtig gut in Sachen Sozialarbeit an den Schulen aufgestellt“, sagte damals Mario Moritz, bei der Stadtverwaltung für die Stabstelle für Soziale Arbeit, Koordination für integrative Inklusion, sozialmediale und sozialgesellschaftliche/bürgerliche Teilhabe zuständig. Schließlich war die Teilzeitstelle von Katja Hüttenschmidt auf eine der beiden Vollzeitstellen an Hauptschule und Erich-Kästner-Schule ausgeweitet worden, wo somit zwei volle Stellen für die Schulsozialarbeit bereitgestellt waren. Dazu sei mit Sarah Bieg eine weitere Sozialarbeiterin mit 23 Wochenstunden für die Löwen-Grundschule und die Realschule angestellt worden. Sie habe ihre Stelle für den Internationalen Bund zum 1. Dezember angetreten.
Was sie nun aber im Sozialausschusses berichtete, ließ mehrere Ratsmitglieder schlucken. Zunächst berichtete sie kurz über ihren Werdegang – „ich habe bis 2015 studiert, dann bis 2022 beim Jugend- und Sozialwerk Gotteshütte gearbeitet und bin dann zum 1. Dezember an die Löwen-Grundschule mit acht Wochenstunden und mit 15 Wochenstunden an die Realschule gewechselt“. Schnell wurde deutlich: „Das ist sehr wenig Stundenumfang. Meine Aufgaben in der Grundschule sind die Betreuung von Familien – Eltern und Kindern – sowie den Lehrkräften. Außerdem habe ich versucht, eine Mädchen-AG zu gründen. Aber das bleibt mit acht Stunden in der Woche doch sehr knapp.“
Lehrerin wurde bespuckt und an den Haaren zu Boden gezogen
Als sie dann über ihre Arbeit an der Realschule berichtete, wurde deutlich, dass hier dringend Handlungsbedarf besteht. „Es geht hauptsächlich um akute Probleme – Suizidgedanken oder Drogenkonsum. Und das in der Einzelfallbetreuung, wo doch Prävention wesentlich wichtiger wäre“, sagte Sarah Bieg. Sie berichtete zudem von „einer Situation von vielen“, als sie von einer weiblichen Lehrkraft berichtete, die „bespuckt, geschlagen und an den Haaren zu Boden gezogen“ worden sei. „Das ist das, was aktuell an den Schulen los ist – und 15 Stunden pro Woche reichen hier absolut nicht aus“, sagte Sarah Bieg. Ein wesentlicher Punkt ihrer Arbeit sei die Beratung und die Stärkung der Lehrkräfte. „Gerade auch im Umgang mit den Eltern, der nicht immer unkompliziert ist“, sagte die Schulsozialarbeiterin.
SPD-Ratsherr Stefan Mallwitz sagte: „Man sieht an Ihrem Vortrag auch noch einmal, wie wichtig die Schulsozialarbeit ist. Was die Stunden angeht, müssen wir auf jeden Fall noch mal das Gespräch suchen.“
Fragen gab es nach der Art des Drogenknsums und deren Herkunft. „Es sind alle möglichen Drogen, die allerdings nicht aus Hückeswagen kommen. Die Jugendlichen fahren dafür nach Wipperfürth oder auch nach Solingen“, sagte Sarah Bieg. „Wir haben 60 Schulabgänger in diesem Jahr – täglich konsumieren davon etwa 15“, sagte Sarah Bieg. Sie sei mit Mario Moritz und Fachbereichsleiter Alexander Stehl in Gesprächen, um auch den Nachmittag abzudecken – „es muss eine gute Vernetzung geben, dass auch außerhalb der Schule Ansprechpartner da sind“, sagte sie.
Sarah Bieg zog einen bildreichen Vergleich: „Wenn die Wurzeln der Kinder nicht fest sind, dann kann auch das Kind nicht gefestigt sein – wie bei einem Baum. Das heißt, dass auch in den Familien Handlungsbedarf besteht.“