Fahrschulbus

OVAG steuert Busfahrer-Mangel entgegen

Vor wenigen Tagen hat die OVAG einen eigenen Fahrschulbus in Betrieb genommen, um die betriebsinterne Aus- und Weiterbildung auszubauen.
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Vor wenigen Tagen hat die OVAG einen eigenen Fahrschulbus in Betrieb genommen, um die betriebsinterne Aus- und Weiterbildung auszubauen.

Noch sind Ausfälle die Ausnahmen – die personelle Situation beim Verkehrsunternehmen jedoch ist angespannt.

Von Joachim Rüttgen

Oberbergischer Kreis. Wer auf den Bus angewiesen ist, wird in Zukunft vielleicht häufiger mit Busausfällen und Linienstreichungen zu tun haben. Grund:  Die Situation auf dem Fahrermarkt stellt die Verkehrsunternehmen vor Herausforderungen. Dies führt aktuell bundesweit in vielen Städten und Kreisen zu einer kurzfristigen, vorübergehenden Leistungskürzung im Linienverkehr.

Zu so einer drastischen Maßnahme musste die Oberbergische Verkehrsgesellschaft (OVAG), die mit ihren Bussen auch die Nordkreisstädte Radevormwald und Hückeswagen bedient, noch nicht greifen. Bisher sind alle Linien fahrplanmäßig unterwegs, systematischen Kürzungen wurden noch nicht vorgenommen. Die personelle Situation ist dennoch angespannt, heißt es in einer Mitteilung für den Kreisentwicklungsausschuss.

Laut OVAG-Geschäftsführerin Corinna Güllner soll die Vorlage im Ausschuss der Sensibilisierung der Politik für das Thema Fahrermangel dienen. „Auf der einen Seite arbeiten wir gemeinsam an dem Ziel, mehr Menschen für den ÖPNV zu gewinnen und dafür das Angebot auszubauen. Auf der anderen Seite ist bundesweit die Fahrersituation angespannt – und der prognostizierte Fahrermangel ist sehr hoch“, berichtet Güllner. Es wäre daher unglücklich, wenn die OVAG im gleichen Atemzug Mehrleistungen beschließen und aufgrund einer akuten Situation Kürzungen vornehmen müsste, ohne auf dieses Spannungsfeld hingewiesen zu haben. „Wir sind erfreulicherweise weit entfernt von der Situation, wie sie derzeit bundesweit bei zahlreichen Verkehrsunternehmen besteht. Allerdings sind sowohl Verspätungen als auch Ausfälle im täglichen Betrieb eines Verkehrsunternehmens nicht gänzlich vermeidbar und haben sehr unterschiedliche Ursachen“, sagt Güllner. Es gebe sowohl externe Einflüsse (gesperrte Strecke durch Unfall, Verzögerungen durch hohes Verkehrsaufkommen, wetterbedingte Einschränkungen) als auch interne Ursachen (wie kurzfristige Krankmeldungen).

Bei der OVAG sei es bisher gelungen, personalbedingte Ausfälle weitestgehend zu vermeiden. Dies sei vor allem dem außergewöhnlichen Engagement der Mitarbeiter  und ihrer Tochterunternehmen zu verdanken: „Angefangen bei Disponenten und Leitstelle, die alles dran setzen, für eine Krankmeldung kurzfristigen Ersatz zu finden, über unsere Fahrer, die derzeit in großem Stil Überstunden leisten, bis hin zu Verwaltungsmitarbeitern, die sich regelmäßig hinters Bus-Steuer setzen“, berichtet Corinna Güllner. Auch auf private Busunternehmen – soweit diese nicht selber unter dem Fahrermangel leiden und keine zusätzlichen Aufträge annehmen können – werde zurückgegriffen. Deshalb seien Ausfälle bei der OVAG  nach wie vor eine Ausnahme.

Die OVAG-Geschäftsführerin würde sich das eine oder andere nette Wort von Fahrgästen für die Busfahrer wünschen. „Das würde beim Personal sicherlich gut ankommen, um zu hören, dass ihr Engagement auch dort geschätzt wird“, sagt sie. Corinna Güllner warnt aber vor allzu großem Optimismus. Denn sobald sich die Situation insbesondere beim Krankenstand deutlich verändern sollte, seien  auch im Oberbergischen Kürzungen im Busverkehr nicht ausgeschlossen. Die aktuelle Personaldecke sei knapp ausreichend für den Regelbetrieb – aber es fehlen Reserven bei Ausfällen, insbesondere bei steigendem Krankenstand.

Viele Mitarbeiter werdenaltersbedingt ausscheiden

Die Situation werde sich ohne gegensteuernde Maßnahmen weiter verschärfen. „Denn in den kommenden Jahren werden viele langjährige Mitarbeiter altersbedingt ausscheiden. Zudem wachsen die Anforderungen an den Nahverkehr. Wir müssen und wollen uns auf weitere Mehrleistungen einstellen“, betont Corinna Güllner. Die OVAG verstärke derzeit ihre Maßnahmen, um Personal zu finden, auszubilden und ans Unternehmen zu binden. Ein Teil dieser Maßnahmen wird  im Zuge des Bundesprogramms „Modellprojekte ÖPNV“ gefördert, aus dem Kreis und OVAG über die nächsten drei Jahre Fördermittel von mehr als zehn Millionen Euro zum Ausbau des Angebots erhalten werden. „Denn ohne ausreichend Fahrpersonal stößt der Angebotsausbau schnell an seine Grenzen“, weiß Güllner.

Vor wenigen Tagen hat die OVAG außerdem einen eigenen Fahrschulbus in Betrieb genommen, um die betriebsinterne Aus- und Weiterbildung auszubauen. „Wir arbeiten noch an einem Angebot zur Finanzierung des Busführerscheins für Quereinsteiger. Denn während fertige Busfahrer“ am Markt kaum noch zu bekommen sind, bietet gerade der Beruf des Busfahrers die Chance für einen beruflichen Neuanfang“, sagt die Geschäftsführerin. „Dies zeigen auch zahlreiche Lebensläufe unserer Busfahrer.“ Derzeit scheitere es aber häufig an der Finanzierung des sehr teuren Führerscheins.

Hintergrund

Um mehr Personal zu bekommen, greifen andere Verkehrsunternehmen auch angrenzend an den Nordkreis zu besonderen Maßnahmen: Sie arbeiten nach Angaben von OVAG-Geschäftsführerin Corinna Güllner teilweise mit hohen Prämien für Fahrer, die dorthin wechseln. „Hiervon sehen wir bewusst ab, weil dies nur zu einer gegenseitigen Schwächung der Verkehrsunternehmen führt, aber dem allgemeinen Fahrermangel nicht entgegen wirkt“, betont sie.

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