Statistik

Kriminalität hat 2022 deutlich zugenommen

Betrüblich ist vor allem die Zunahme bei Betrugsdelikten im Internet. Opfer von Betrügern am Telefon werden oft ältere Menschen.
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Betrüblich ist vor allem die Zunahme bei Betrugsdelikten im Internet. Opfer von Betrügern am Telefon werden oft ältere Menschen.

Kreispolizeibehörde hat die Statistik des vergangenen Jahres vorgelegt.

Von Stefan Gilsbach

Oberbergischer Kreis. Die Kriminalität im Oberbergischen Kreis ist im Jahr 2022 deutlich gestiegen. Das geht aus der Statistik der Polizei hervor, die am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Gummersbach präsentiert wurden. „18 Prozent mehr Straftaten, das ist viel“, räumte Landrat Jochen Hagt ein. Allerdings zeige sich dieser Effekt in ganz NRW nach dem Abflauen der Corona-Pandemie. Im Landesvergleich stehe der Kreis gut da: „Unsere Region ist eine der sichersten in Nordrhein-Westfalen“, betonte Hagt, der auch an der Spitze der Kreispolizeibehörde steht. Nur der Kreis Olpe weist im Land noch niedrigere Kriminalitätszahlen auf.

Insgesamt verzeichnete die Polizei im Kreis im vergangenen Jahr 12.509 Delikte, 2021 waren es „nur“ 10.599. Die Zahl der Tatverdächtigen lag 2022 bei 5578 Personen (2021: 5005 Personen). Von diesen leben 4739 im Kreisgebiet. Der Anteil der nicht-deutschen Tatverdächtigen liegt bei 1269 Personen (2021: 1102), das sind 25,4 Prozent der Gesamtzahl, ein Anstieg um 3,4 Prozent.

Das Freizeitverhalten der Menschen spiele eine Rolle

Dass es wieder mehr Straftaten gebe, habe nicht zuletzt mit dem Wegfallen von Corona-Einschränkungen zu tun. „Das Freizeitverhalten der Menschen spielt eine Rolle“, sagte Hagt. Mehr Feiern, mehr Zusammenkünfte, mehr Alkohol und Drogen – das schlage sich in den Zahlen nieder. Erfreulich sei die hohe Aufklärungsquote von 61 Prozent, erklärte der Landrat und dankte ausdrücklich den Polizeikräften im Kreis für die gute Arbeit.

Carolin Callies, die seit Oktober 2022 als Nachfolgerin von Falko Steinhauer die Direktion Kriminalität der Kreispolizei leitet, erläuterte die Zahlen für die einzelnen Delikte. Nahezu die Hälfte, etwa 46 Prozent der Straftaten, entfallen auf Eigentumsdelikte. Das Positive zuerst: Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist zwar 2022 auch leicht gestiegen, aber im Verlauf der vergangenen Jahre deutlich zurückgegangen. Betrüblich dagegen ist die Zunahme bei Betrugsdelikten im Internet, beispielsweise durch Fake-Shops. Opfer von Betrügern am Telefon werden oft ältere Menschen, allerdings zeige die Prävention hier Wirkung, viele Senioren seien inzwischen gewarnt.

Die Zahl der Raubdelikte stieg gegenüber 2021 um 68,2 Prozent auf 74 Straftaten. Diebstähle stiegen um 18 Prozent an und sind auf dem zweithöchsten Stand der vergangenen fünf Jahre. Der größte Anteil entfällt mit 44,6 Prozent auf Ladendiebstähle.

Bei der Gewaltkriminalität verzeichnete die Polizeibehörde im vergangenen Jahr einen Anstieg von 20 Prozent. Der größte Anteil entfällt dabei auf gefährliche bzw. schwere Körperverletzung (79,8 Prozent). In der überwiegenden Zahl der Fälle geschehen diese Taten in der Familie oder im näheren sozialen Umfeld.

Bei dem Tatkreis der Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung hatte es bereits 2021 einen deutlichen Anstieg gegeben, 2022 stiegen die Zahlen weiter (345 Straftaten). Fast die Hälfte der Delikte entfällt hier auf die Verbreitung von Pornografie. Der Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie stieg um 13 Fälle (11,4 Prozent) im Vergleich zu 2021. Die Anzahl der Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern sank (2022: 43 Fälle; 2021: 56 Fälle), befindet sich aber noch immer über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Betrachte man all diese Steigerungen, betonte Carolin Callies, dürfte man nicht außer acht lassen, dass die Kriminalität während Corona gesunken sei und nun wieder auf ein Niveau ansteige, das mit jenem der Zeit vor der Pandemie vergleichbar sei.

Was sich im Oberbergischen Kreis ebenfalls zeigt, ist eine Zunahme von tätlichen Angriffen gegen Einsatzkräfte, nicht nur gegen Polizeibeamte. Ein Thema, das dem Landrat Sorgen macht: „Diese Entwicklung können wir nicht hinnehmen“, betonte Jochen Hagt. Konkret verzeichnet die Statistik unter dem Punkt „Widerstand und tätlicher Angriff auf die Staatsgewalt“ einen Anstieg von 32,6 Prozent, das sind 28 Straftaten mehr als 2021.

89 Fälle von Brandstiftung gab es im vergangenen Jahr

Auffällig ist ein sehr hoher Anstieg bei Brandstiftungen. Hier gab es eine Steigerung von 207 Prozent im Vergleich zu 2021, in Zahlen: 89 Fälle im Jahr 2022 im Vergleich zu 29 Fällen im Jahr zuvor. Allerdings müsse man bedenken, dass hier manche Täter mit mehreren Delikten aufgefallen seien, erklärte der Landrat und verwies beispielsweise auf einen Tatverdächtigen in Wipperfürth, auf dessen Konto mehrere Brände gingen.

„Bei den vergleichsweise niedrigen Zahlen gibt es dadurch auffällige Sprünge in der Statistik.“ Ein klarer Trend zeigt sich bei der Computerkriminalität, die um 15,7 Prozent angestiegen ist. Da sich viele Lebensbereiche heute im Netz abspielten, haben sich auch bestimmte Delikte verstärkt dorthin verlagert. Betrug (45,6 Prozent der Straftaten) und das Ausspähen oder Abfangen von Daten (30,1 Prozent) sind die häufigsten Tatbestände.

Unterm Strich gibt es nur einen Tatbestand, bei dem es im vergangenen Jahr einen Rückgang der Fallzahlen gab: die Rauschgiftkriminalität. Hier sank die Zahl der Fälle kreisweit von 568 Delikten im Jahr 2021 auf 536 im Jahr 2022. In der Hälfte der Fälle geht es um Cannabis-Besitz.

Hintergrund

Unter den Kommunen steht die Kreisstadt Gummersbach bei den Straftaten mit 3645 Fällen an erster Stelle. Am wenigsten Kriminalität gibt es in Morsbach mit 398 Delikten im vergangenen Jahr. Für Radevormwald verzeichnet die Kriminalitätsstatistik für 2022 insgesamt 917 Straftaten. Im Jahr 2021 waren es „nur“ 754. Damit liegt die Bergstadt unter den 13 Kommunen im Oberbergischen auf Rang fünf, was die Zahl der Delikte angeht.

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