Karneval
Kolping-Jecken feiern wieder in Präsenz
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Nach der Corona-Pause mit zwei gelungenen virtuellen Galasitzungen war Zeit für eine echte Sitzung in Hückeswagen.
Von Wolfgang Weitzdörfer
Hückeswagen. Er ist wieder da – und er singt immer noch wie ein mit Pech gefülltes Goldkehlchen! Konnte man den Kolpings-Sitzungspräsidenten Tobias Bosbach in den vergangenen zwei Jahren nur virtuell trällern hören, war es an diesem Karnevalssonntag endlich wieder soweit. Im prall gefüllten und so bunt wie fantasievoll kostümierten Kolpinghaus eröffnete ein gelöster Präsident mit Westernhagens Klassiker „Ich bin wieder hier“ die 91. Kolping-Galasitzung, nachdem der reimende Hoppeditz Antonia Pohl sich als Vorhut durch die schunkelnden Jecken gekämpft hatte. Auch im Publikum war die Freude darüber, endlich wieder gemeinsam feiern, singen, lachen und Raketen starten zu können, jederzeit deutlich sichtbar.
Und eigentlich, das war die gute Nachricht, war alles wie immer. Das fing bei Andreas Niederwipper und seinen Mitmusikern an, die perfekte Akzente setzten, seien es ein Tusch, eine Fanfare oder humorvoll angespielte Lieder, etwa „Oh, wie ist das schön“ oder „Die Hände zum Himmel“. Auch beim Mammutprogramm, das wie immer nicht unter fünf Stunden über die Ziellinie ging und fast komplett aus Eigengewächsen bestand, gab es lauter bekannte Gesichter zu sehen. Nur die Tanzbärchen von Blau-Weiß Neye, die wieder zur Halbzeit auftraten, kamen „von außen“. Das machte einmal mehr deutlich, wie wichtig die Kolpingsfamilie für den Hückeswagener Karneval war und ist.
Seine Vorlesung hatte Robin Teders, alias Professor Schmidt-Lierenfeldt, Leiter der Bergisch-Land-Akademie – kurz: „Bla“ – unter den Leitsatz „Endlich wieder in Präsenz“ gestellt. Dabei war er durchaus politisch, wenn er etwa über den Chef der verkappten Rentner-Reichsbürger-Revoluzzer sagte: „Wie kaputt muss man sein, wenn man selbst den Russen zu irre ist?“ Großen Applaus gab es für die Kolping-Kids, die wie Oskar aus der Sesamstraße Mülltonnen für sich entdeckt hatten. Sie zeigten, dass man damit prima Queens „We Will Rock You“ intonieren kann. Einen skurrilen Sketch gab es von der Kolpingjugend, wodurch die Frage „Wie lange noch?“ zum Running Gag wurde.
Danach begehrte der Elferrat auf. In bester Musical-Manier wünschten sich die sechs Mitglieder, auch einmal Präsident zu sein. Katharina Klintworth schreckte dabei vor drastischen Gedanken nicht zurück: „Jedes Jahr wünsche ich mir, dass der Präsident sich ein Bein bricht und meine Stunde kommt…“ Diese Palastrevolution kam auch beim Präsi selbst gut an, wenngleich er die Hoffnungen auf Nachfolgeambitionen direkt schmälerte: „Das dauert noch…“
Bei den Tanzbärchen hakte kurz die Musikauswahl
Als die letzten zwei Mitarbeiter des Hückeswagener Bauhofs kamen dann „De Küttel“ auf die Bühne, natürlich Heinz Pohl und Michael Loh, und lästerten zweistimmig über das ISEK, das altbekannte Krokodil in der Wupper und über die enormen Kosten, die den „Trockenschwimmern vom Hallenbad“ drohten. Und nicht zuletzt brachten die beiden die allgemeine Meinung zur Corona-Pause auf den Punkt: „Und damit es jeder weiß: Zwei Jahre ohne, das war’n Scheiß!“
Die Tanzbärchen von Blau-Weiß Neye kamen nach der Pause an die Reihe. Jedes Jahr aufs Neue war es nicht nur faszinierend, der Tanzgarde bei ihren akrobatischen Figuren zuzusehen, sondern auch festzustellen, dass alle Bärchen auf die kleine Bühne passten und dabei niemanden mit ihren schweren Stiefeln K.o. traten. Wobei der Auftritt zunächst an der Musikauswahl zu scheitern schien.
Aber irgendwann war die richtige Datei gefunden – und ab ging die Tanzbärchen-Luzie. Die Besucher nahmen’s mit Humor, und irgendwer rief zwischendurch „Wie lange noch?“, was nur die Gäste aus Wipperfürth nicht verstanden, ansonsten aber für Lachen sorgte. Auch die Showtanz-Darbietung im „König-der-Löwen“-Flair kam bestens an.
Dann wurde es kurz etwas ernster. Denn der „Weber vom Island“ alias Stephan Teders wachte kurz auf, um seinen Senf zum Stadtgeschehen zu geben, etwa zum „Ohnetal“ im Brunsbachtal – „das Hallenbad ohne Wasser, die Mehrzweckhalle ohne Zuschauer, das Jugendzentrum ohne Leitung“. Das Kolpingjugend-Fanfarencorps von 1966., alias Tobias Friedrich an der „Trumm“ und Mathias Pohl an der „Tröt“, versuchte es wie jedes Jahr wieder. Neu war, dass der Auftritt offensichtlich vom Wasserfuhr-Bier Schnaff gesponsert war. Nicht neu jedoch war der beißende Spott über Pfarrer Marc D. Klein: „Pfarrer Klein ist als Seelsorger so gut wie ein Alkoholiker beim Blauen Kreuz.“
Michaela Bosbach und Katharina Klintworth läuteten mit Karnevalsliedern das Finale ein: mit dem wie immer großartigen Heinz Pohl alias Paul Posthorn und natürlich mit dem Männerballett. Das zeigte einmal mehr, dass voller Körpereinsatz keine Frage des Alters ist, zumindest nicht, wenn man in der Kolpingsfamilie aktiv war.
Hintergrund
Teilnehmer: Auf der Bühne im großen Saal des Kolpinghauses waren mit nur einer Ausnahme ausschließlich Kolping-Mitglieder zu sehen:
Hoppeditz, der Elferrat, Professor Schmidt-Lierenfeldt, Kolpingkids, Kolpingjugend, De Küttel, Der Weber vom Island, das Kolpingjugend-Fanfarencorps von 1966, Gesangsduo Michaela Bosbach und Katharina Klintworth, Paul Posthorn und das Männerballett.
Besuch: Wie immer schauten die Tanzbärchen von Blau-Weiß Neye für einen Auftritt bei der Galasitzung der Kolpingsfamile Hückeswagen vorbei.