Naturkatastrophe
Junger Kurde hilft Erdbebenopfern
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Ayman Hasan ist 2018 aus Syrien vor dem Krieg geflohen – Jetzt macht er eine Ausbildung zum Krankenpfleger.
Von Wolfgang Weitzdörfer
Hückeswagen. Am 6. Februar bebte im Süden der Türkei und im Norden Syriens gleich zweimal schwer die Erde. Bis Ende Februar konnten mehr als 51.000 Menschen nur noch tot geborgen werden, mehr als 125.000 Menschen sind verletzt worden. Doppelt tragisch wird das Erdbeben, weil im syrischen Gebiet nach wie vor der Bürgerkrieg herrscht und die Situation schon ohne Naturkatastrophe kompliziert ist. Natürlich ist das Erdbeben auch bei den Menschen aus Syrien, die in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben, nicht spurlos vorübergegangen.
Dort sei bislang kaum Hilfe angekommen
Einer von ihnen ist Ayman Hasan. Der 21-jährige Kurde ist 2018 mit seiner Mutter und zwei Brüdern aus der Stadt Afrin im Bezirk Aleppo nach Hückeswagen gekommen. Sein Vater ist im Bürgerkrieg gestorben, im Bergischen hat der Rest der Familie eine neue Heimat gefunden. „Ich bin hier angekommen, ich mache gerade eine Ausbildung zum Krankenpfleger, und ich helfe auch regelmäßig im Café Kiwie mit, etwa wenn es um das Übersetzen geht“, sagt Hasan. Die Situation in seiner Heimat nach dem Erdbeben hat er sehr unmittelbar mitbekommen. „Viele Städte sind völlig zerstört, auch Afrin ist stark betroffen. Das Problem dort ist einfach, dass dort noch kaum Hilfe angekommen ist“, sagt der 21-Jährige.
Aus dem Irak ist von der autonomen Region Kurdistan zwar Hilfe gekommen, aber erst nach fünf Tagen. „Es ist überhaupt schwierig, dort mit Überweisungen helfen zu wollen – es gibt keine Konten, auf die auch die Menschen vor Ort Zugriff hätten“, sagt er. Spenden würden vielleicht bei der Zentralregierung landen, von dort sei aber auch eher weniger Hilfe zu erwarten. Der 21-Jährige habe Kontakte zu Verwandten, die dort noch lebten. „Meine Großeltern beispielsweise, ihnen geht es zum Glück auch gut“, sagt er. Allerdings habe er auch von anderen Verwandten erfahren, die gestorben seien. „Manche meiner Verwandten leben in kleinen Häusern, die sind nicht ganz so stark betroffen gewesen – im Gegensatz zu Hochhäusern“, sagt Hasan.
Er habe er sich überlegt, wie er von Hückeswagen aus helfen könnte. „Ich wollte das Geld direkt nach Afrin senden, zu den Menschen, beziehungsweise an einen Helfer vor Ort, der schon lange Zeit als ehrenamtlicher Unterstützer dort hilft“, sagt Hasan. Etwa vier Tage nach der Naturkatastrophe habe er mit dem Spendensammeln angefangen: „Insgesamt sind dabei 2100 Euro zusammengekommen. Ich habe einen Minijob im Restaurant ‚Miko’s Bistro‘ am Bahnhofsplatz – der Lohn von zwei Arbeitstagen ist in die Spendensumme eingeflossen“, sagt Hasan. Die 2100 Euro hat er dann an seinen Kontakt in Aleppo angewiesen – beziehungsweise die Hälfte davon. „1000 Euro gingen an ihn, den Rest an meine Verwandten“, sagt er. Der Kontakt habe ihn gefragt, wofür er das Geld verwenden solle. „Ich denke, dass es besonders wichtig ist, dass die Menschen etwas zu essen bekommen – und daher sollte das Geld dafür ausgegeben werden“, sagt der 21-Jährige.
Viele Menschen vor Ort könnten nicht mehr in ihre Wohnungen, weil Einsturzgefahr herrsche. „Es sind ganz oft Risse in den Wänden, man weiß nicht, ob die Gebäude einstürzen werden“, sagt Hasan. Daher würden viele Menschen im Freien leben, wo sie nicht vernünftig kochen könnten – abgesehen davon, dass es nicht einfach ist, an Lebensmittel zu kommen.
Für ihn sei es Ehrensache, zu helfen, wo es ihm möglich sei. „Meiner Familie und mir ist hier in Hückeswagen geholfen worden, ich helfe wiederum anderen Menschen gerne – etwa, indem ich meine Sprachkenntnisse in Deutsch, Arabisch und Kurdisch einsetze. Und es ist sehr wichtig, dass auch weiter für die Erdbebenhilfe gespendet wird“, sagt der 21-Jährige.