Bestattungen

Hückeswagen bekommt einen Begräbniswald

Ruhig und teilweise fast schon verwunschen ist es inmitten des künftigen Bestattungswalds oberhalb der Bever-Talsperre.
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Ruhig und teilweise fast schon verwunschen ist es inmitten des künftigen Bestattungswalds oberhalb der Bever-Talsperre.

Der Waldbesitzer, der Bürgermeister und der Geschäftsführer der FriedWald GmbH unterzeiuchneten am Mittwoch den Vertrag.

Von Stephan Büllesbach

Hückeswagen. Die mehr als dreijährigen Verhandlungen zwischen dem Forstbetrieb Bever, der Stadt Hückeswagen und der FriedWald GmbH aus Griesheim haben ein Ende gefunden: Im Heimatmuseum unterzeichneten Waldbesitzer Christian Hardt, Bürgermeister Dietmar Persian und der Geschäftsführer des 2000 gegründeten hessischen Unternehmens, Matthias Laufer, den Vertrag für einen Begräbniswald nahe der Ortschaften Höhe und Kleinhöhfeld oberhalb der Bever-Talsperre, der eine Laufzeit von 99 Jahren umfasst.

Bis allerdings die ersten Bestattungen möglich sind, wird es noch dauern. Die Friedwald-Verantwortlichen hoffen, dass das noch in diesem Jahr möglich sein wird.

Borkenkäfer habe „mitgeholfen“, dass Platz für Autos sei

Aktuell fehlt noch die Genehmigung der Nutzungsordnung, die die Stadt schon im Sommer für den Betrieb eines Begräbniswalds erlassen hatte und die derzeit zur Prüfung beim Kreis liegt. Stefanie Heymann vom Bauamt geht davon aus, dass sie bis Ende dieses Monats bei der Verwaltung eintreffen wird.

Sobald das geschehen ist, können auch die Arbeiten an den beiden Parkplätzen am Andachtsplatz und Hauptweg erfolgen. Mindestens 25 Autos sollen auf dem Haupt- und Ausweichparkplatz abgestellt werden können. „Der Borkenkäfer hat mitgeholfen, dass wir Platz für den Zusatzparkplatz bekommen haben“, sagte Hardt mit ironischem Unterton. Der Hauptweg werde so gestaltet, dass er auch für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte zu bewältigen ist. Für das Betreten des Waldes sei aber gutes Schuhwerk nötig.

„Die Bestattungskultur ist seit einigen Jahren einem starken Wandel unterzogen“, sagte Persian. Viele Menschen wünschten sich inzwischen eine andere Möglichkeit für ein Begräbnis und suchten individuelle Lösungen. So wurde in Hückeswagen die ehemalige Johanniskirche 2012 zu einem Kolumbarium. „Viele wünschen für sich und ihre Angehörigen einen angemessenen Ort in der Natur“, berichtete der Bürgermeister von Gesprächen. Laufen unterstrich, dass es der Friedwald GmbH wichtig ist, „den Menschen Alternativen zu bieten“. Im Begräbniswald werde der Baum zum lebenden Grabstein, umschrieb es der Geschäftsführer.

Für Hardt ist die Umsetzung des Projekts „eine Herzensangelegenheit. Denn wir sehen darin eine Möglichkeit, den Wald schonend zu nutzen“. Seine Familie beschäftigt sich schon lange mit der Frage, wie der Wald vor den Auswirkungen des Klimawandels gerettet werden kann. Natürlich ist der Bestattungswald für den Forstbetrieb Bever auch ein wirtschaftlicher Aspekt, hilft er doch bei der Wiederaufforstung nach den Schäden durch Sturm, Trockenheit und Borkenkäferbefall. Dankbar zeigte er sich für die Unterstützung seitens der Stadt Hückeswagen. Und auch die Stadt Wipperfürth habe sich kooperativ gezeigt, die der Einrichtung von drei Ausweichbuchten auf der schmalen Gemeindestraße von der Kreisstraße bei Müllensiepen zum künftigen Begräbniswald zugestimmt hatte.

Die Probleme mit den Anwohnern von Höhe und Kleinhöhfeld scheinen ausgeräumt zu sein. Sie hatten anfangs die möglichen Folgen durch das Projekt kritisch gesehen, weswegen es im August 2020 einen Ortstermin mit allen Beteiligten gegeben hatte. Aber auch danach blieben alle Seiten in Kontakt. „Wir haben mehrfach Gespräche geführt“, bestätigte Persian. „Die Vorbehalte sind erst einmal ausgeräumt.“ Jetzt komme es aber darauf an, im Gespräch zu bleiben. Möglich sind künftig durchaus Beerdigungen mit vielen Trauergästen, wobei die FriedWald GmbH im Vorfeld etwa einen Shuttledienst von Bever-Parkplätzen aus organisieren müsste. „Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass es im Begräbniswald eher zu kleineren Trauerfeiern kommt“, sagte Laufer, „hat es doch bereits die Trauerfeier im Heimatort gegeben.“ Für die Andacht und Urnenbestattung können die Angehörigen einen Pfarrer oder einen freien Trauerredner beauftragen. Zu den Regeln gehört es auch, dass an jedem Baum lediglich eine Plakette angebracht wird, auf dem der Name des Verstorbenen steht. Werden an dem Baum auch Familienmitglieder bestattet, werden sie ebenfalls darauf notiert. Auf Wunsch steht dort aber auch nur eine Nummer. Laufer: „Jeder Baum erhält ein Kürzel und eine Nummer, denn wir müssen dokumentieren, wer wann an welchem Baum bestattet worden ist.“

Begräbniswald

Regeln: Die Asche der Verstorbenen wird im Wald direkt an den Wurzeln eines Baums in einer biologisch abbaubaren Urne beigesetzt. Grabmäler dürfen dort allerdings nicht errichtet werden, auch entfällt die individuelle Grabpflege – die übernimmt gewissermaßen die Natur.

Kosten: Ein Platz im Begräbniswald gibt es ab 590 Euro, ein  Baum kostet ab 2890 Euro. Die Basisurne ist im Preis inbegriffen, eine Schmuckurne kostet Aufpreis. Die Bestattungsgebühr beträgt 450 Euro. Dazu kommen die Kosten für den Bestatter und das Krematorium. Auf dem Friedhof Am Kamp kostet das Urnengrab, auf dem bis zu drei Urnen bestattet werden können, 708 Euro. Die Bestattungskosten liegen bei 398 Euro.

www.friedwald.de

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