Sicherheit
Handlungsbedarf bei der Feuerwehr
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Freiwillige Retter sind leistungsfähig – Es gibt aber Defizite bei Unterkünften und Ausstattung.
Von Brigitte Neuschäfer
Hückeswagen. Es gehört zu den Pflichtaufgaben von Städten, eine leistungsfähige Feuerwehr vorzuhalten. Aber an welchen objektiven Kriterien ist die Leistungsfähigkeit zu bemessen? Antworten darauf sollen Brandschutzbedarfspläne geben, die nach gesetzlichen Vorgaben des Landes für jede Kommune aufzustellen sind, um darüber auch die langfristige Planung eines vergleichbar guten Feuerschutzes zu ermöglichen. In Hückeswagen muss der Brandschutzbedarfsplan in diesem Jahr fortgeschrieben werden, damit hat die Stadt eine Fachfirma beauftragt. Der Entwurf liegt inzwischen vor; Christian Böddeker, Berater der Firma, stellte ihn im Haupt- und Finanzausschuss vor.
Die Kernaussage des Fachmanns klang zunächst gut – mit Einschränkung: „Eigentlich ist Ihre Feuerwehr leistungsfähig so, wie sie ist. Die Eintreff-Zeiten und Einsatz-Stärken sind gut.“ Aber „eigentlich“ deutete an, dass es dennoch auch Probleme gibt. Auf sie ging Böddeker dann ausführlich ein, wobei schnell deutlich wurde: Die Stadt wird in den nächsten Jahren viele Millionen investieren müssen, um die volle Leistungsfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehr sicherzustellen. Denn: Die Minuspunkte liegen nicht in der Qualifikation der aktiven Feuerwehrleute, auch nicht bei Einsatzwillen und -fähigkeit der Mannschaft – sie sind in teils heftigen Defiziten bei der Unterbringung und Ausstattung begründet.
Konkret nannte Böddeker die schlecht ausgestatteten Standorte. In den Gerätehäusern sei der Handlungsbedarf am größten, für alle müssten „mittelfristig Überlegungen zu Neubauten angestellt werden“. Vor allem gelte das für den Standort Straßweg, der aus Sicht der Fachleute außerdem an eine andere Stelle im Löschbezirk verlegt werden sollte. Vorrangig wichtig sei es, bestehende Unfallgefahren zu beseitigen und alle Gerätehäuser mit einer Notstromversorgung auszustatten.
Dass die Feuerwache an der Bachstraße nicht mehr den Anforderungen an eine leistungsfähige Feuerwehr entspricht, ist bekannt. Deshalb baut die Stadt das neue Feuerwehrhaus an der Ruhmeshalle. „Wir warten auf die Baugenehmigung“, sagte Bürgermeister Dietmar Persian. „Der Bau des neuen Feuerwehrhauses wird uns in den nächsten Jahren intensiv beschäftigen.“
Beschäftigen muss sich die Stadt laut Böddeker auch mit dem Fuhrpark. Einige Einsatzfahrzeuge sind über 20 Jahre alt: „Bei diesem Alter entsprechen sie nicht mehr dem Stand der Technik.“ Bei der Investitionsplanung sei zu berücksichtigen, dass die Spezialfahrzeuge bis zu drei Jahren Lieferzeit haben. Über Ersatzbeschaffungen sei also frühzeitig zu entscheiden, damit es nicht zu kritischen Ausfallzeiten komme. Außerdem empfehlen die Gutachter den Kauf eines Gerätewagens Logistik.
Wie bei den Gerätehäusern und dem neuen Feuerwehrhaus geht’s auch bei den Fahrzeugen um Millionen-Investitionen in den nächsten Jahren. Teuer würde es auch, eine weitere Empfehlung des Gutachters umzusetzen, nämlich die Einstellung eines hauptberuflichen Gerätewarts. Die Gerätewartung sei angesichts der aufwendigen technischen Ausstattung ehrenamtlich nicht mehr zu leisten, so Böddeker.
Nicht mit Geld zu lösen ist ein anderes Problem der Freiwilligen Feuerwehr, das der Fachmann ansprach: Grundsätzlich ist die Wehr zwar personell gut aufgestellt – kritisch ist aber weiterhin die Situation bei Einsätzen in der Woche tagsüber. Grund: Viele der Feuerwehrleute haben auswärts ihren Arbeitsplatz, sind also nicht in Hückeswagen oder unmittelbarer Nähe, wenn sie für einen Notfall-Einsatz gebraucht würden.
Dennoch zog der Bürgermeister am Ende eine positive Bilanz: „Wir sind in verschiedenen Bereichen besser geworden, zum Beispiel bei der Gewinnung neuer Kräfte und bei der Qualifizierung. Wir haben ein gutes Leitungsteam und eine gute Mannschaft in unserer Wehr.“ Die Stadt investiere auch viel in den Brandschutz, unter anderem aktuell in die Anschaffung der neuen Drehleiter und vor allem ins neue Feuerwehrhaus. Persian: „Trotzdem, es bleibt noch viel zu tun in den nächsten Jahren.“
Feuerwehr
Organisation: Die Feuerwehr besteht aus dem Löschzug Stadt, den Löschgruppen Herweg, Holte und Straßweg, die zusammen den Löschzug II bilden, der Jugendfeuerwehr und der Alters- und Ehrenabteilung für nicht mehr aktiven Feuerwehrleute. Wehrführer ist Karsten Binder.
Einsatzplanung: Grundsätzlich ist der Löschzug Stadt zuständig für Einsätze im Innenstadtbereich und in großen Wohngebieten wie Wiehagen, Fürstenberg, Kleineichen oder Dierl. Die drei Löschgruppen haben ihre Gerätehäuser und Löschbezirke im jeweiligen ländlichen Raum. Sie unterstützen den Löschzug Stadt aber auch bei Großeinsätzen.
Ehrenamt: Die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr leisten ihren oft sehr zeitaufwendigen Dienst für die Allgemeinheit ehrenamtlich. Nur Wehrführer Karsten Binder kann sich als Angestellter der Stadt auch im Rahmen seiner Arbeitszeit innerhalb der Verwaltung um die Belange der Feuerwehr kümmern.