Hilfe

Familienbüro des Kreises in Wiehagen?

Gestresst sitzt eine Mutter auf einer Treppe, während sich dahinter ihre beiden Kinder um eine Puppe streiten. Damit solche Situationen nicht weiter eskalieren und Familien mit Kindern frühzeitig geholfen werden kann, sollen kreisweit neun Familienbüros entstehen. Hückeswagen ist dabei die Pilotkommune.    
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Gestresst sitzt eine Mutter auf einer Treppe, während sich dahinter ihre beiden Kinder um eine Puppe streiten. Damit solche Situationen nicht weiter eskalieren und Familien mit Kindern frühzeitig geholfen werden kann, sollen kreisweit neun Familienbüros entstehen. Hückeswagen ist dabei die Pilotkommune.    

Kindern soll vor Ort frühzeitig geholfen werden – bevor es zu Notlagen kommt.

Von Brigitte Neuschäfer

Die Schloss-Stadt soll Pilotkommune für die geplanten Familienbüros des Kreisjugendamtes werden – das steht schon länger fest. Aber der Prozess zieht sich seit den ersten Grundüberlegungen zum generellen Umbau der Jugendamtsarbeit doch recht zäh hin. Inzwischen gibt es zwar ein Konzept für die Struktur und Arbeit der insgesamt neun geplanten Familienbüros des Kreisjugendamts, aber an eine zeitnahe konkrete Umsetzung ist immer noch nicht zu denken. Auch nicht in der Pilotkommune.

„Da sind dicke Bretter zu bohren“, räumte Ralf Schmallenbach im Sozialausschuss ein. Der Sozialdezernent des Kreises nahm, wie schon im Mai vorigen Jahres, als Gast an der Ausschusssitzung teil, um über den aktuellen Sachstand des Projekts und die Hintergründe zu informieren.

Es geht letztlich um vorbeugende Arbeit im Jugendschutz: In den Familienbüros sollen Familien mit Kindern eine Anlaufstelle vor Ort finden, in der Hilfsangebote gebündelt werden. Die Mitarbeiter in den Büros werden gewissermaßen Lotsen und Netzwerker sein, sie informieren über die breit gefächerten Angebote zur Unterstützung von Familien, nennen Ansprechpartner und Anlaufstellen beziehungsweise stellen die Verbindung dazu her. Es geht um ein niedrigschwelliges Angebot, mit dem auch Familien erreicht werden, die zwar Unterstützungsbedarf haben, sich aber möglicherweise gar nicht erst ins Jugend- oder Sozialamt trauen. Im Familienbüro finden sie feste Ansprechpartner und Beratung auf Vertrauensbasis an ihrem Wohnort. Die Hoffnung aller Beteiligten ist, dass so Familien angesprochen werden, bevor Notlagen überhaupt erst entstehen oder bevor sie eskalieren.

Das erste Familienbüro des Kreisjugendamtes soll also in Hückeswagen eröffnet werden, die nächsten beiden dann in Bergneustadt und Morsbach. Am Ende des Prozesses soll es die Büros in allen neun Städten und Gemeinden geben, die dem Kreisjugendamt angeschlossen sind.

Gesucht werden nun drei Träger, die die Familienbüros für den Kreis betreiben. Der für Hückeswagen ausgesuchte Träger soll später auch für die Büros in Lindlar und Marienheide zuständig sein, also quasi den Kreisnorden abdecken. Die Nachbarstädte Radevormwald und Wipperfürth haben, wie Gummersbach und Wiehl, eigene Jugendämter, bleiben bei dem Projekt also außen vor.

„Es ist hervorragend, dass wir in Hückeswagen damit starten.“

Dietmar Persian, Bürgermeister

Nun wird es erst einmal dauern, die Träger zu finden, denn Voraussetzung ist ein europaweit laufendes Vergabeverfahren. Es dürfte Frühjahr werden bis zur Ausschreibung, danach folgt das Auswahlverfahren. Wenn dann Träger gefunden sind, müssen sie wiederum Mitarbeiter finden für die Stellen in den Familienbüros. Leicht wird das nicht werden angesichts des eklatanten Fachkräftemangels im Bereich der sozialen Arbeit. Außerdem müssen die Träger geeignete Räume für die Büros in den Städten finden und anmieten. Auch das wird so schnell nicht umsetzbar sein.

Nach Vorstellungen der Stadt Hückeswagen wäre Wiehagen ein geeigneter Standort für das erste Familienbüro. Geplant ist, in jedem Büro eine Vollzeitstelle einzurichten. Die Mitarbeiter in den Büros müssten sich dann gegenseitig bei Urlauben oder Krankheitsausfällen vertreten, konkrete Vertretungspläne zu erarbeiten, wird Sache der Träger sein. Sie müssen dann auch die Öffnungszeiten im jeweiligen Familienbüro festlegen.

Bürgermeister Dietmar Persian begrüßte das neue Projekt im Fachausschuss nochmals ausdrücklich: „Das ist eine große Chance, näher an die Menschen heranzukommen, die als Familie Unterstützung brauchen. Es ist hervorragend, dass wir in Hückeswagen damit starten.“

Ob der Start nach langer Zeit der konzeptionellen Vorbereitung noch in diesem Jahr sein kann, bleibt allerdings auch nach der Sitzung des Schulausschusses offen. Angesichts der Tatsache, dass nun erst einmal Träger für die Büros gefunden werden müssen, wäre eine Eröffnung noch in 2023 jedenfalls ambitioniert.

Hintergrund

Vorgeschichte: Schon 2011 startete die damalige Landesregierung in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann-Stiftung das Modellvorhaben „Kein Kind zurücklassen! Kommunen in NRW beugen vor.“ 18 Modellkommunen nahmen teil, die Stiftung verantwortete die wissenschaftliche Begleitforschung.

Grundidee: Zielsetzung war es, durch den Aufbau kommunaler Präventionsketten in den Landkreisen und Städten die Weichen für ein gelingendes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen zu stellen. Vor Ort bereits vorhandene Kräfte und Angebote sollten gebündelt werden, um Familien vielfältig zu unterstützen – von der Geburt der Kinder bis zu ihrem Eintritt ins Berufsleben.

Vorreiter: Landesweit entstanden im Zusammenhang mit dem Modellvorhaben die ersten kommunalen Familienbüros, eines der ersten wurde in Radevormwald eingerichtet. Die Nachbarstadt hat jedoch ein eigenes Jugendamt, ist also nicht dem Kreisjugendamt angeschlossen.

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