Outlet-Center
Neue DOC-Pläne für Remscheid: Rader Einzelhändler reagieren sehr gelassen
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Das Designer-Outlet-Center in Lennep ist nicht vom Tisch: Wie kommt das in Radevormwald an?
Von Cristina Segovia-Buendía und Joachim Rüttgen
Radevormwald. Nach zehn Jahren Planung und einer krachenden Niederlage vor Gericht vor ziemlich genau einem Jahr scheint das Thema Designer-Outlet-Center in Remscheid-Lennep noch immer nicht vom Tisch sein. Jetzt hat sich die Unternehmerfamilie Dommermuth als neuer Investor gemeldet, die ein „Shoppingcenter mit Outlet-Charakter“ in der benachbarten Röntgenstadt realisieren will.
Durch die Realisierung des Centers würden mehrere hundert neue Arbeitsplätze entstehen. In den Standort Lennep würden mit dem Bau des DOC 2.0 etwa 150 Millionen Euro investiert.
Eine gute Nachricht für viele Remscheider und Lenneper, die sich durch einen solch neuen Publikumsmagneten Aufwind für die langsam versiegende Lenneper-Altstadt erhoffen. Doch wie sieht es mit Radevormwald aus? Lockt ein solches Center möglicherweise auch neue Kunden in die Innenstadt, oder entzieht sie vielmehr die vorhandene Kaufkraft? Angst vor negativen Auswirkungen scheinen Radevormwalder Einzelhändler aktuell noch nicht zu haben, wie sich bei einer Umfrage abzeichnete.
„Solange da nichts feststeht, mache ich mir darüber keine Gedanken“, gibt Gabriela Jungfleisch offen zu. Im vergangenen Jahr eröffnete die Einzelhändlerin eine kleine Boutique in der Weststraße 2. „Gabi‘s Klamöttchen“ punktet mit einer treuen Stammkundschaft und einer außergewöhnlichen Auswahl an Frauenbekleidung. Ein Designer-Outlet in Lennep, glaubt sie, würde ihr keine Konkurrenz machen. „Wenn es so weit sein sollte, würde ich auch selber mal hinfahren, um mir das anzugucken. Aber in der Regel stehen in solchen Centern die üblichen großen Marken und Ketten, die ich bei mir ja nicht anbiete.“ Momentan, sagt sie, gebe es andere Sorgen, als ein potenzielles Center in Lennep.
„Ich glaube nicht, dass Radevormwald von einem DOC in Lennep profitieren würde“, sagt Martina Meyer vom „Traumlädchen“. Sie selbst ist mit ihrem Ehemann gerade dabei, ihre Geschäftsräume an der Kaiserstraße zu erweitern. Dass ihr ein Center in der Nachbarstadt Kunden wegnehmen oder gar bringen würde, davon geht sie nicht aus. „Schon beim ersten Mal wurde in der Stadt groß propagiert, dass ein DOC in Lennep auch positiv für Radevormwald sein würde. Ich denke aber, wenn die Leute aus Köln, Düsseldorf oder anderen Städten zum Center fahren, werden sie im Anschluss nicht nach Radevormwald kommen. Dem Radevormwalder Einzelhandel täte etwas anderes gut“, sagt Meyer überzeugt. Angst, Kundschaft zu verlieren, hat sie ebenfalls nicht. Dafür, sagt sie, biete sie ein recht exklusives Sortiment.
„Wenn ich jetzt vielleicht ein Geschäft hätte, in dem ich Marken wie Villeroy & Boch oder Ähnliches verkaufen würde, dann könnte es durchaus sein, dass mir ein solches Center gefährlich werden könnte.“ Aber solche speziellen Fachgeschäfte gebe es in Radevormwald ja sowieso nicht mehr. „Für die Gastronomie in Rade, könnte es vielleicht problematisch werden, wenn es überhaupt so weit kommt. Aber ansonsten ist ein solches Center für Radevormwald relativ witzlos“, urteilt Meyer.
Auch Spielzeugwarenhändler Thomas Hänsel, der erst vor wenigen Monaten in Radevormwald ein Geschäft an der Kaiserstraße eröffnet hat, sieht die Nachrichten aus der Nachbarstadt gelassen. „Als Einzelhändler habe ich zu den Plänen in Lennep keine Meinung.“
Bürgermeister glaubt an einen Mehrwert für die ganze Region
Auch er geht nicht davon aus, dass ein großes Center in knapp sieben Kilometern Entfernung negative oder positive Effekte für ihn haben würde. „Bis das Teil kommt, bin ich sowieso in Rente – wenn es überhaupt kommt.“ Er hält den Standort ohnehin „für völlig daneben“. Sollten tatsächlich die vielen Besucherinnen und Besucher aus der Region nach Lennep strömen wollen, werde es ein Verkehrschaos geben, das dann möglicherweise negative Auswirkungen auf Radevormwald haben könnte.
Gänzlich entspannt reagiert Roberta Mosciano von „Bahama Moden“. „Nach den anstrengenden Jahren der Pandemie blicken wir jetzt ganz zuversichtlich in die Zukunft.“ Ob ein DOC in Lennep positive oder negative Auswirkungen auf den Radevormwalder Einzelhandel haben würde, sagt Mosciano, „sind aktuell reine Spekulationen.“ Grundsätzlich aber sei sie der Meinung, „dass Konkurrenz das Geschäft belebt.“
Während die Händler also eher skeptisch reagieren, sieht Bürgermeister Johannes Mans die neuen DOC-Planungen für Lennep positiv und bezeichnet es als „hochattraktiv für die Stadt Radevormwald“. Er sei überzeugt, dass es im Outlet Ware gebe, die in Radevormwald nicht angeboten werde. Insofern sehe er das DOC als sinnvolle und gute Ergänzung.
„Und das Center wird einen Mehrwert für die gesamte Region bringen“, sagt Mans. Einkauf sei heute immer mehr auch ein Erlebnis-Event – insofern profitiere Radevormwald von einer höheren Kundenfrequenz in der Umgebung.
Dass Kaufkraft abgezogen werde, glaube er nicht, der Online-Handel sei da ein viel größerer Konkurrent. „Ein Shopping-Center wird uns nicht schaden, sondern das Angebot komplettieren und attraktiver machen“, meint der Bürgermeister. Immerhin habe Rade ja auch einiges zu bieten. Auch die Gastronomie könne sich da nochmal ganz anders aufstellen.
Aus Sicht des Tourismus könne die Bergstadt mit Wander- und Radwegen punkten, außerdem mit vier Museen. „Da wir so viel Attraktives zu bieten haben, müssen wir das künftig noch viel sauberer herausarbeiten, um den Menschen zu signalisieren, die touristischen Punkte auch zu nutzen“. findet er. Deshalb wolle die Stadt auch am Tourismuskonzept feilen
Hintergrund
Pläne: 18.000 Quadratmeter Verkaufsfläche und Platz für 120 bis 140 Geschäfte sollen in Lennep entstehen. Auch gastronomische Angebote soll es auf 2000 Quadratmetern geben. Eingesetzt werden sollen laut Präsentation nachhal-tige Materialien, viel Holz und recycelter Beton, sämtliche Dächer sollen begrünt werden und so aus dem Shoppingdorf eine kleine Parklandschaft zaubern.
Investor: Neben der Unternehmerfamilie Dommermuth, Gründer des Mobilfunkunternehmens 1&1 und Betreiber des Outlets in Montabaur, hat sich auch der ursprüngliche DOC-Investor McArthur Glen, gemeldet, um einen erneuten Anlauf zu unternehmen.
Zeitplan: Ob und wie die Stadt Remscheid mit den neuen DOC-Plänen weiter verfährt, soll der Stadtrat der Nachbarstadt am 27. Mai entscheiden.