Leitung
Designierter Juze-Leiter hat abgesagt
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In wenigen Tagen ist das Jugendzentrum im Brunsbachtal ohne Leitung. Die Stadt startet neue Bewerbungsrunde.
Von Brigitte Neuschäfer
Es waren schlechte Nachrichten, die Bürgermeister Dietmar Persian mit in die Sitzung des Sozialausschusses brachte: Die Leitungsstelle im städtischen Jugendzentrum bleibt weiterhin unbesetzt. Der Bewerber, den die Stadt als Nachfolger der langjährigen Leiterin Andrea Poranzke ausgewählt hatte, hat einen Rückzieher gemacht und der Stadt zu Beginn dieser Woche überraschend mitgeteilt, dass er sich nun doch für eine andere Stelle außerhalb von Hückeswagen entschieden hat.
„Die Nachricht war sehr ernüchternd für uns“, sagte Persian. Nun muss das Bewerbungsverfahren neu gestartet werden, das kann dauern. Schon bei der Stelle des Stadtplaners hatte die Stadt zu Monatsbeginn die gleiche Erfahrung machen müssen. Auch da hatte der Bewerber seine Zusage rückgängig gemacht.
Öffentlicher Dienst leide seit langem am Fachkräftemangel
Das Grundproblem ist der Fachkräftemangel. Unter dem leiden der öffentliche Dienst und speziell die Kommunalverwaltung schon länger in nahezu allen Fachbereichen. In der sozialen Arbeit ist er extrem ausgeprägt. Wer sich bewirbt, kann selbst als Berufsanfänger unter den attraktivsten Stellen auswählen, die weniger attraktiven bleiben dann eben unbesetzt.
„Dass wir nun die Leitungsstelle erst einmal nicht besetzen können, ist durchaus eine Herausforderung für uns. Wir arbeiten aber daran, das schon reduzierte Angebot im Jugendzentrum auch weiter aufrecht zu erhalten“, sagte Persian. Ab kommendem Mittwoch, 1. Februar, ist die Leitung des Juze definitiv unbesetzt. Die Stelle muss nun erst einmal erneut ausgeschrieben werden – Ende offen.
Nachdem auch David Visse als pädagogischer Leiter des Jugendzentrums gekündigt hat, wurde auch die Stelle einer „pädagogischen Ergänzungskraft“ neu ausgeschrieben. Dafür liegen immerhin einige Bewerbungen vor, laut Verwaltung sind sie auch „durchaus vielversprechend“. Eine Entscheidung zur konkreten Stellenbesetzung ist aber noch nicht getroffen worden.
Ohne neue Leitung und zusätzliche pädagogische Fachkraft bleibt auch offen, wie das Konzept der Zukunft für die offene Kinder- und Jugendarbeit in Hückeswagen aussehen wird. So konnte auch die Frage aus dem Ausschuss, ob es im laufenden Jahr wieder das große zweiwöchige Kinderdorf in den Sommerferien geben wird, von der Verwaltung nicht beantwortet werden. Wahrscheinlich ist es jedenfalls nicht.
Das Kinderdorf war ein Herzensprojekt von Andrea Poranzke, galt in der Region als vorbildhaftes Ferienbetreuungsangebot und war bei Hückeswagener sowie auswärtigen Familien ausgesprochen beliebt. Rund 175 Kinder, betreut von 60 Mitarbeitern, nahmen im vorigen Sommer daran teil. 2019, vor der Corona-Pandemie, waren es sogar gut 200. Finanziert wurden die Kosten, immerhin rund 70.000 Euro, aus Fördermitteln und durch Spenden von Unternehmen, örtlichen Parteien und Privatleuten.
Ob es auch in Zukunft noch ein Kinderdorf geben wird, bleibt letztlich, wie das gesamte Konzept zur Neuausrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit, der neuen Leitung des Jugendzentrums überlassen – wenn sie denn endlich etabliert ist. Ziel der Verwaltung sei es jedenfalls, auch künftig in den Sommerferien ein über zwei Wochen laufendes Programm im Jugendzentrum anzubieten, unterstrich Mario Moritz.
Der Bedarf an offener Jugendarbeit ist gegeben, nicht nur in den Ferien, sondern das ganze Jahr über. Das wurde aus dem Bericht deutlich, den Andrea Poranzke und David Visse im Sozialausschuss vorlegten. Demnach wurden 2022 im Jugendzentrum im Brunsbachtal knapp 6000 Besucher gezählt, noch einmal 1800 mehr als im Jahr zuvor. Vor allem die Zahl der Acht- bis Zwölfjährigen, die die Angebote nutzen, sei nach oben gegangen, hieß es im letzten Bericht der aus dem Amt scheidenden Leitung. Für deren Arbeit bedankte sich stellvertretend für die gesamte Politik Ausschussvorsitzender Stefan Mallwitz (SPD), der Blumensträuße an Andrea Poranzke und David Visse überreichte.
Hintergrund
Andrea Poranzke: Die 62-Jährige hat schon eine Reihe von Ämtern in der Stadtverwaltung durchlaufen, seit sie 1991 dort anfing. So war sie von 1993 bis 2001 Leiterin des Freizeitbads, ist seit September 2010 Stadtjugendpflegerin und seit 2011 Leiterin des Jugendzentrums. Seit Mai 2015 ist sie zudem Mitglied der städtischen Wirtschaftsförderung und wird nun ihren Fokus auf diesen Bereich sowie die Geschäftsführung des Stadtmarketings legen.
David Visse: Der 31-Jährige absolvierte von 2006 bis 2008 im Jugendzentrum ein Freiwilliges soziales Jahr und ein Jahrespraktikum. Nach seiner Ausbildung zum Sozialassistenten kehrte er 2015 als Mitarbeiter des „Kinderdorfs“ zurück und blieb im Juze-Team. 2016 startete er seine Ausbildung zum Erzieher, seitdem ist er auch stellvertretender Leiter des Jugendzentrums. Seit 2019 arbeitet er Vollzeit im Juze und ist dessen pädagogischer Leiter. Demnächst lässt Visse sich zum Outdoor-Guide und Wildnisführer ausbilden.
Abschied: Die aktuelle Leitung des Jugendzentrums scheidet kommenden Dienstag, 31. Januar, aus.