Tradition
Der bislang größte „Rä-Te-Ma-Teng“
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So voll war es am Rosenmontag in der Hückeswagener Innenstadt schonlange nicht mehr.
Von Wolfgang Weitzdörfer
Als sich der Rekord-„Rä-Te-Ma-Teng“ gestern um 14.11 Uhr von der Bahnhofstraße aus in Bewegung setzte, war von der bei der Galasitzung der Kolpingsfamilie versprochenen Sonne weit und breit nichts zu sehen. Dafür war es immerhin trocken, was im direkten Vergleich zum Sonntag gerade der Abordnung aus Wipperfürth, die erstmals mit dabei war, wohl gefallen haben dürfte. Wahrscheinlich wären die Hückeswagener auch bei Regen oder Schnee auf die Straßen gegangen, denn wenn man sich so umblickte, war vor allem die Islandstraße so voll mit Menschen, dass man dachte: ausgehungert.
Weil es so voll war, stockte es auch gleich am Wilhelmsplatz zum ersten Mal, aber das gehörte eben dazu und war auch rasch behoben. Die Wartezeit ließ sich prima mit Kamelle überbrücken, die die fantasievoll verkleideten Jecken mit vollen Händen in die ihrerseits ebenfalls teils sehr aufwendig verkleidete Menschenmenge am Wegesrand warfen. Vor allem die zahlreichen Kinder, für die der Kolping-Rosenmontagszug ja ursprünglich einmal gedacht war, hielten Hände, Tüten und Taschen auf und forderten ohne Unterlass das, was ihr Herz begehrte: Kamelle, Kamelle, Kamelle!
Auch wenn der Spaß am Feiern im Vordergrund stand, war doch auf dem manchem Wagen eine politische Botschaft zu finden. Ein deutliches Plädoyer für Vielfalt und Zusammenhalt gab es auf dem Wagen des Freundeskreises Frohnhauser Weg: „Wir sind Europa!“ stand dort.
Den Zwang zum Sparen hatten sich die Schützen auf die Kostüme gepinselt – „Alles auf Sparflamme!“ - und dazu wild lodernde Flammen als Kopfbedeckung gewählt.
Eine gute halbe Stunde dauerte es, bis der Zug einmal durch war. Auch das machte deutlich, dass es sich in diesem Jahr um einen außergewöhnlich großen „Rä-Te-Ma-Teng“ handelte. „Seitenwechsel“, war dann im Island zu hören - auf ins gegenüberliegende Goethetal, wo man auf die zweite Begegnung wartete. Ein wenig Geduld musste man mitbringen, schließlich wanderte der Zug erst einmal die Weierbachstraße entlang, ehe er sich wieder in Richtung Innenstadt in Bewegung setzte. Aber die Jecken überbrückten das entweder mit Hilfe der bereits erbeuteten Kamelle oder mit einem gemütlichen Schnack.
Die Zugwagen widmeten sich vor allem der sportlichen Seite: Es drehte sich um die ewigen Sorgenkinder der Sportlandschaft. Zum einen stellte der TBH die Forderung auf: „Kinder brauchen Bewegung, wir brauchen das Schwimmbad – Vereine brauchen Ehrenamt! Lasst uns nicht im Regen stehen!“, während der ATV, der in Rot-Schwarz unterwegs war, sich für „Genügend Sporthallen für alle“ stark machte.
Bürgermeister-Pappkamerad setzte zum Köpper an
Dem maroden Hallenbad hatte sich auch die Kolpingsfamilie angenommen und flugs Bürgermeister Dietmar Persian mit Badehose und Schwimmbrille, zum Köpper ansetzend, als Pappkameraden auf den Wagen geholt. Die katholische Frauengemeinschaft hatte sich in Fliegenpilze verwandelt, während die Gäste aus Wipperfürth, die sich mit zwei Wagen durch die Schloss-Stadt bewegten, in blau-weißer Uniform aufliefen. Tatsächlich waren die Straßen so voll wie sonst nur zum Altstadtfest.
Bei aller Vielfalt war der Zug aber doch eigentlich nur auf zwei Teilnehmer ausgerichtet – und die schlossen ihn traditionell auf dem letzten Wagen ab: das neue Kinderprinzenpaar Prinz Valentin I. und Prinzessin Merina I.