Wupperverband

Das Klärwerk wird bis 2028 modernisiert

1970 ging das Klärwerk in Betrieb. Nachdem die letzte Sanierung bereits 23 Jahre zurückliegt, steht nun bis 2028 die nächste Modernisierung an.
+
1970 ging das Klärwerk in Betrieb. Nachdem die letzte Sanierung bereits 23 Jahre zurückliegt, steht nun bis 2028 die nächste Modernisierung an.

Wupperverband muss 53 Jahre alte Anlage dringend auf den neuesten Stand der Technik bringen.

Von Stephan Büllesbach

Hückeswagen. Ist. Das. Laut! Hier im Betriebsgebäude schauen Dirk Gengnagel, Bereichsleiter Planung und Bau, und Abwassermeister Bastian Knorr beim Blockheizkraftwerk (BHKW) nach dem Rechten. Eine Unterhaltung ist nur möglich, wenn die Türen geschlossen sind, und schon dann herrscht ein Getöse. Jetzt, wo sie die Türen geöffnet haben und ins Innere blicken, verschluckt der Lärm jedes Wort. In der Anlage wird das Biogas, das bei der Klärschlammfaulung gewonnen wird, zur Stromgewinnung genutzt. Pro Jahr werden an der Vorsperre etwa 738 000 Kilowattstunden Strom erzeugt, was dem Jahresverbrauch von etwa 125 Vier-Personen-Haushalten entspricht.

„45 Prozent unseres Strombedarfs produzieren wir aktuell selbst“, sagt Knorr. Aber dieser Wert müsse besser werden, unterstreicht Gengnagel. „Eine moderne Kläranlage kommt heutzutage auf gut 70/80 Prozent.“ Und mit weiteren Optimierungsmaßnahmen und dem Einsatz von großflächigen Fotovoltaikanlagen wären vielleicht sogar 100 Prozent zu erreichen. „Dann wären wir hier an der Schnabelsmühle energieautark“, betont der Bereichsleiter. Daher ist die Steigerung der Energieeffizienz ein Ziel der Modernisierung des Klärwerks, mit deren Planungen der Wupperverband begonnen hat.

Für den Standort ist eine umfassende Sanierung der Maschinen-, Bau- und Elektrotechnik vorgesehen. Durch energieeffizientere Aggregate und Mess-, Steuer- und Regeltechnik soll der Strombedarf der Kläranlage weiter reduziert werden. Gleichzeitig wird die Faulgasausbeute optimiert, um auf der Kläranlage mehr Energie selbst erzeugen zu können. „Zielsetzung ist es, Betriebsabläufe zu optimieren und gleichzeitig eine hohe Qualität von Anlagenverfügbarkeit und die Erfüllung der geforderten Reinigungsleistung langfristig sicherzustellen“, berichtet Sprecherin Susanne Fischer. Zudem sollen die Betriebsgebäude saniert und dem aktuellen Raumbedarf angepasst werden.

Es wird geprüft, ob sich dieGegebenheiten geändert haben

„Die letzte Sanierung des Hückeswagener Gruppenklärwerks war von 1995 bis 2000. Seitdem haben die Anforderungen zugenommen“, erläutert Gengnagel. Die neuerliche Modernisierung der Anlage, die das Abwasser von Hückeswagen, Wipperfürth und Kierspe-Rönsahl reinigt, ist daher dringend notwendig. Auch wenn in den vergangenen Jahren viel optimiert worden sei, wirft Knorr ein. So ist die Maschinentechnik in die Jahre gekommen, die Aggregate sind veraltet, der Energieverbrauch ist zu groß. „Die Technik von früher ist darauf gar nicht eingerichtet“, stellt Knorr klar.

Im Vorfeld der Planungen wird nun festgestellt, wo und wie die Kläranlage nachgebessert werden muss. Die Planer stellen dabei Fragen wie: Wie viel Fracht kommt herein? Ist die Anlage ausreichend groß? Wie wirtschaftlich arbeitet sie? Hat es in den Bereichen, aus denen das Abwasser kommt, Zu- oder Wegzüge gegeben? Haben Industrie- und Handwerksunternehmen Veränderungen in der Produktion vorgenommen und leiten daher nun weniger Abwasser ein? „Wir überprüfen jetzt, was wir hier im Klärwerk kriegen und schauen dann, wie die Technik angepasst werden muss“, erläutert Gengnagel. Ein Ziel ist, dass nach der Fertigstellung das Verfahren an der Schnabelsmühle auf die aktuellen Gegebenheiten ausgerichtet ist. Auch soll die Energieeffizienz durch moderne Aggregate deutlich verbessert werden. „Eine Kläranlage ist nach wie vor der größte kommunale Energieverbraucher“, klärt der Bereichsleiter auf. „Zum Glück erzeugen wir einen Teil des Stroms selbst.“ Das funktioniert so ähnlich wie eine Biogasanlage. Im Klärwerk wird der Klärschlamm in der Vorklärung abgetrennt, und durch die Organismen wird dann im Faulbehälter Methangas gebildet. Das wird zunächst im Gasbehälter zwischengespeichert und schließlich im Blockheizkraftwerk verstromt.

Um einer möglichen Energieautarkie näherzukommen, denken die Verantwortlichen neben der Anlagenoptimierung zusätzlich über die Installation von Fotovoltaikanlagen nach. Platz dafür ist auf dem Gelände vorhanden – diese lassen sich etwa als Faltdachanlagen über die großen Becken installieren. Die Solarpaneele müssen beweglich und zusammenklappbar sein, damit die Becken bei einer Revision zugänglich sind.

Schließlich spielt auch der Hochwasserschutz eine wichtige Rolle, denn nach der Flutkatastrophe von Juli 2021 waren Wupper und Vorsperre stark übers Ufer getreten, und auch das Klärwerk stand unter Wasser. „Zwei Tage war es außer Betrieb“, erinnert sich der Abwassermeister. Nun wird darüber nachgedacht, wie die sensiblen Anlagen vor einem erneuten Hochwasser geschützt werden können. Das soll mittels Simulation ermittelt werden.

Aktuell läuft das EU-weite Vergabeverfahren für die Ingenieurleistungen, und noch in diesem Quartal soll der Auftrag erteilt werden. Im ersten Quartal 2024 könnte ein Entwurf vorliegen. Möglicher Baubeginn wäre dann Herbst 2025, Ende 2028 soll die Anlage auf dem neusten Stand der Technik sein.

Hintergrund

1963: Der Wupperverband und die Städte Hückeswagen und Wipperfürth planen die gemeinsame Abwasserbehandlung der beiden Kommunen.

1968: Baubeginn des Abwasserhauptsammlers und der mechanischen Reinigungsstufe des Gruppenklärwerks an der Schnabelsmühle.

1970: Die Kläranlage geht in Betrieb.

1977 bis 1979: Die biologische Reinigungsstufe, die chemische Simultanfällung und die Fäkalien-Annahmestation sowie das Regenüberlaufbecken kommen zu der bestehenden Anlage noch hinzu.

1987: Die Wupper-Talsperre wird fertiggestellt – und damit auch die Vorsperre direkt am Klärwerk.

1989/90: Die Flockungsfiltrationsanlage wird errichtet.

1994/94: Der Abwassersammler von Kierspe-Rönsahl bis Wipperfürth-Ohl wird gebaut und an die Zuleitung zum Hückeswagener Klärwerk angeschlossen.

1997 bis 2000: Die Kläranlage wird zum bislang letzten Mal aufwendig modernisiert.

Unsere News per Mail

Nach der Registrierung erhalten Sie eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Erst mit Anklicken dieses Links ist die Anmeldung abgeschlossen. Ihre Einwilligung zum Erhalt des Newsletters können Sie jederzeit über einen Link am Ende jeder E-Mail widerrufen.

Die mit Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.

Meistgelesen

Offene Ganztagsschule in schwerer Krise
Offene Ganztagsschule in schwerer Krise
Offene Ganztagsschule in schwerer Krise
Sohn von Thorsten Legat ist bei „Temptation Island“ dabei
Sohn von Thorsten Legat ist bei „Temptation Island“ dabei
Sohn von Thorsten Legat ist bei „Temptation Island“ dabei
OGS wird zur großen Herausforderung
OGS wird zur großen Herausforderung
OGS wird zur großen Herausforderung
Blumenpracht bereichert Wochenmarkt
Blumenpracht bereichert Wochenmarkt
Blumenpracht bereichert Wochenmarkt

Kommentare