Philippinen

„Buhay“ für Manilas vergessene Kinder

Armut und Naturkatastrophen: Die Monsunzeit beginnt auf den Philippinen im Mai und endet im November. Speziell dann leiden die Menschen Not, müssen teilweise aus ihren Wohnungen flüchten. Große Armut herrscht in den Slums und auf den Müllbergen von Manila, wo jeweils Menschen leben. Vor allem um die Kinder wollen sich die Hückeswagener kümmern. Foto: Aaron Favila/ dpa
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Armut und Naturkatastrophen: Die Monsunzeit beginnt auf den Philippinen im Mai und endet im November. Speziell dann leiden die Menschen Not, müssen teilweise aus ihren Wohnungen flüchten. Große Armut herrscht in den Slums und auf den Müllbergen von Manila, wo jeweils Menschen leben. Vor allem um die Kinder wollen sich die Hückeswagener kümmern.
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Zwei Hückeswagener machen sich auf den Weg auf die Philippinen – mit One-Way-Tickets.

Von Anja Carolina Siebel

Sie zählen beide zusammen gerade mal 43 Lenze, die beiden jungen Menschen, die zum Gespräch in die RGA-Redaktion gekommen sind. Aber es ist eine große Weisheit und Klarheit, die Joana Karlguth (25) und Moritz Kruschinski ausstrahlen. Joanas Augen funkeln, als sie von dem großen Abenteuer erzählt, das beide in knapp vier Monaten erwartet. Das befreundete Duo („Wir sind wie Geschwister, die sich ewig kennen“) hat für den 9. Januar ein One-Way-Ticket gebucht. Ziel: Manila, Hauptstadt der Philippinen.

Ein Urlaub soll es allerdings nicht werden, den die Pädagogin und der Abiturient ansteuern. Sie wollen helfen. Den Ärmsten der Armen. Den Müllkindern aus Manila. Sie leben von dem, was andere wegschmeißen, diese „Müll-Menschen“. Die Abfallberge sind zu ihrer Heimat geworden. Viele Kinder werden von ihrer Eltern auf die verseuchten Halden geschickt, damit sie zum Beispiel Metallteile sammeln, die sich weiterverkaufen lassen. Eine Schulbildung bekommen die allerwenigstens von ihnen – und so haben sie kaum eine Chance, die Mülldeponien später verlassen zu können.

Standpunkt von Markus Schumacher

„Da setzt unsere Idee an“, beschreibt Joana Karlguth. Buhay haben sie ihr Projekt getauft, das sie zusammen mit der Hückeswagenerin Laura Pier und der Ostfriesin Monika Meiners gegründet und entwickelt haben. Buhay heißt in der philippinischen Landessprache Leben. Pier und Meiners wollen von Deutschland aus Spenden akquirieren und für „Buhay“ werben. Kurz: Sie werden die Basis betreuen. Während Joana und Moritz vor Ort arbeiten. Englischkurse wollen sie für die Kinder anbieten und Sportprogramme für sie entwickeln. Ansprechpartner für sie sein. „Wir haben vieles durchgeplant“, erklärt Joana. „Aber vieles auch nicht. Denn wir wollen es der Situation überlassen, dem Moment, was wir für die Menschen tun.“ Tagalog, die Landessprache, lernen sie dafür schon. Joana hat bereits Kontakte nach Manila, weil sie vor einigen Jahren schon mal mit einer Jugendgruppe vor Ort war. „Wir werden dort auf jeden Fall gemietete Räume haben“, sagt sie.

Joana Karlguth ist zurzeit noch Lehrerin an einer christlichen Schule in Leer. Ihren Job hat sie allerdings gekündigt, als sie beschloss, auf die Philippinen zu gehen. Moritz Kruschinski baute dieses Jahr sein Abitur, war etwas unschlüssig, was er danach genau machen wollte. Er wird seinen Aufenthalt in Manila voraussichtlich auf ein Jahr beschränken, um danach zu arbeiten oder zu studieren. Joana will bleiben.

Familie und Freunde geben volle Unterstützung

„Erst hatte ich beschlossen, nach Afrika zu gehen“, erzählt Moritz. „Aber dann habe ich mir kurz vor Abflug den Arm gebrochen.“ Fügung, dessen sind sich er und Joana einig. Überhaupt ist es der Glaube, der sie trägt. „Ohne unseren christlichen Glauben würden wir diesen Schritt niemals wagen“, sagen beide.

Volle Unterstützung bekommen sie von Familie und Freunden. Viele haben sich bereits als Sponsoren am Projekt beteiligt. „Wir sind jetzt schon bewegt und ermutigt durch so viel positive Resonanz“, sagt Joana. Dass sie kein ganz normales Leben als Lehrerin in Deutschland leben wird, war ihr schon früh klar. „Ich wollte immer Lehrerin sein, aber ich wollte auch immer hinaus in die Welt und etwas bewegen.“ Eine Träne vergießt sie für ihre kleine Nichte Lotti. „Sie ist gerade mal vier Monate alt und ich werde sie wohl nicht live aufwachsen sehen. Das tut mir weh. Aber wenn ich an die Kinder dort in Manila denke, weiß ich, dass sie niemals so viel Geborgenheit erfahren haben wie meine kleine Nichte. Dass ich da helfen kann, tröstet mich.“ Mit all dem, was sie als Kinder und Menschen aus behütetem Haus mitbringen, dem Leid begegnen – das möchten die Hückeswagener auf ihrer Reise. „Und vielleicht“, wünscht sich Joana, „wird ja etwas ganz Großes daraus.“ 

BUHAY-PROJEKT

HILFE Buhay ist ein Hilfsprojekt, das 2017 gestartet ist. Der eingetragene Verein hat sieben Mitglieder, vier Hauptakteure. Das Team freut sich über Spenden, Zuspruch und natürlich auch über Menschen, die sich vor Ort in Manila engagieren und aktiv helfen möchten. 

STAND Die vier Akteure von Buhay haben einen Stand auf dem Altstadtfest am kommenden Wochenende und freuen sich auf viele Besucher. 

KONTAKT Wer helfen möchte, findet alles wichtige unter buhay.online

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