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„Aufbruchstimmung für die Altstadt ist nötig“
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Agentur Projekt 2508 stellte im Planungsausschuss Abschlussbericht zu Vitalisierungsmaßnahmen vor.
Von Wolfgang Weitzdörfer
Hückeswagen. Die Altstadt ist ein Kleinod, ein Schatz, ein echtes Pfund. Auch Hans-Helmut Schild, geschäftsführender Gesellschafter der Bonner Agentur Projekt 2508, sparte im Planungsausschuss nicht mit Lob. „Die Innenstadt ist toll. Wenn man sie disneymäßig planen würde, müsste man sehr, sehr viel Geld in die Hand nehmen.“ Schild präsentierte seinen Abschlussbericht zu den Vitalisierungsmaßnahmen der Innenstadt: „Das Ziel des Konzepts ist es, eine Zukunftsvision zur Weiterentwicklung der Altstadt darzustellen.“
Die Altstadt hat Potenzial, ist aber ein wenig in die Jahre gekommen. „Die Herausforderung ist vor allem, die oberen Bereiche – oberes Island und vor allem Marktstraße – zu beleben. Wie bekommt man die Leute auch nach oben in die Stadt?“, fragte Schild. Jeder sei gefragt, mit anzupacken und mitzumachen. „Das sind Aufgaben, die die Verwaltung nicht alleine stemmen kann – die Bürger sind ein wesentlicher Bestandteil der Aufgabe“, sagte Schild. Er warb mit einer „Aufbruchsstimmung für die Altstadt, die in Hückeswagen“ entstehen müsse. Sicher sei viel zu tun, die Aufgaben vielfältig. Er habe aber bei den Eigentümern beim Workshop Anfang November viel positive Stimmung und gute Rückmeldungen bekommen.
Die Mitarbeiter der Agentur seien immer wieder in der Schloss-Stadt unterwegs gewesen und hätten sich ein Bild gemacht. Das Fazit passe ins Bild. „Hückeswagen ist – gerade für uns Rheinländer – eine sehr schöne, bergische Kleinstadt, die für Touristen sehr interessant sein könnte – wenn es genügend Möglichkeiten für sie geben würde, ihr Geld loszuwerden“, sagte Schild. Denn das würden Touristen in aller Regel wollen – entweder in der Gastronomie und in Hotels oder Pensionen. Oder in den Geschäften. „Das Ziel muss sein, eine Art ‚gedankliches Leitbild‘ für die Stadt zu erstellen. Eine kleine Stadt ist im Grunde genommen auch nichts anderes als ein Viertel in einer Großstadt – bestenfalls ein funktionierendes Viertel“, sagte Schild.
Die Einzelhandels- und Gastronomiestruktur sei am Etapler Platz auf Funktionalität anstatt Attraktivität ausgelegt, würde in Richtung Marktstraße immer weiter abnehmen, und auch der Zustand der Gebäude sei nicht zufriedenstellend. „Bei zwölf Prozent der Gebäude besteht hoher Handlungsbedarf, nur 35 Prozent sind völlig in Ordnung“, sagte Schild. Die Stadtvitalisierung könne nur in Einzelschritten erfolgen, um die gewünschte Aufbruchsstimmung zu erzielen, sei eine offensivere Kommunikation nötig. „Wir sprechen vom vier-A-Ansatz: Aufbruch, Anspruch, Aktivierung und Ansiedlung“, sagte der Stadtplaner. Nur Qualität könne neue Perspektiven für ein „bergisches Quartier“ schaffen. „Ein Profilierungsthema könnte sein, Hückeswagen als Tuchmacherstadt zu etablieren.“ Schild sprach einige Impulsprojekte an, die bei der Vitalisierung der Innenstadt helfen könnten. „Wenn man das Tuchmacher-Thema nimmt, könnte es etwa ein Themencafé Tuchmacher oder ein Tuchmacher-Hotel geben. Andere Ideen sind: ein Regionalladen Bergisch Pur, ein Gründer-Atelier, Pop-up-Stores, eine Hausbrennerei mit Verkauf oder ein Ideen-Kaufhaus“, sagte Schild.
Klar sei allerdings, dass die Übergänge vom Konzept zur Umsetzung oft schwierig seien. „Es muss offensiv in die Öffentlichkeit gegangen werden, sei es, indem Schaufenster als Werbefläche genutzt werden, die örtliche Presse eingespannt wird.“ Eine eigene Website gebe es nun unter zukunft-hueckeswagen.de, wenngleich sie sich noch im Aufbau befinde. Auch die Stadt müsse eingespannt werden – etwa bei der Unterstützung bei Förderanträgen oder bei baufachlichen Fragen. Eine Gestaltungssatzung könne die Qualität in der Altstadt als Hilfsmittel und Steuerungsinstrument unterstützen.
Nicht zuletzt müsse die Altstadt für Besucher sichtbar werden. Schild bezeichnete das als „Frequenzoffensive“. Besucher müssten in Richtung der Islandstraße und des noch zu schaffenden „Bergischen Quartiers“ gelenkt werden. „Die Altstadt verkauft sich aktuell touristisch noch unter Wert – gerade was Fahrradtouristen auf dem Bergischen Panorama-Rundweg angeht“, sagte Schild. Denkbar seien auch optisch aufgewertete Straßenquerungen in Richtung Schloss und Altstadt – oder Beschilderungen, die Lust und Interesse wecken, die Altstadt zu besuchen. Gerade das „Eingangstor zur Altstadt“, der Wilhelmplatz, müsse dringend attraktiver gestaltet werden – Schild bezog sich vor allem auf die Ladenzeile mit dem Tedi-Markt. „Perspektivisch wäre es wünschenswert, wenn dort ein attraktiveres Geschäft angesiedelt würde.“
Hintergrund
Als erstes müssten Impulsprojekte geschaffen und unterstützt werden – Cafés, Hotels, Schloss, die Neunutzung städtischer Immobilien stehen im Vordergrund.
Im zweiten Schritt müsste eine neue Qualität im öffentlichen Raum geschaffen werden – hier seien vor allem die ISEK-Projekte, eine Gestaltungssatzung, intelligente Mobilitätskonzepte und die Gastronomie, vor allem eine attraktive Außengastronomie, wichtig.