Pedelec und Co.
Fahrradwerkstatt des ADFC: Hier wird das Fahrrad flott gemacht
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Die ADFC-Werkstatt im 3-Städte-Depot bietet jetzt wieder Hilfe zur Selbsthilfe an. Weitere Termine gibt es bis in den Herbst.
Von Heike Karsten
Hückeswagen. In einer Fahrradwerkstatt kommen zwei Konzepte zusammen, die für Nachhaltigkeit stehen: „Reparieren statt Wegwerfen“ und „emissionsfreie Mobilität“. Die Ortsgruppen-Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) stehen hinter diesen Konzepten und verbringen ihre Freizeit nicht nur auf dem Rad, sondern auch in der Fahrradwerkstatt.
Beim ADFC-Stammtisch im März 2020 war die Idee aufgekommen, eine Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten – und zwar ohne Konkurrenz zu den regionalen Fahrradgeschäften und -werkstätten. „Besonders bei den E-Bikes halten wir uns etwas zurück“, sagt Ortsgruppen-Sprecher Alfons Herweg.
Die Halle sei dafürein idealer Ort
In der Halle des 3-Städte-Depots an der Peterstraße hat das Team einen idealen Ort für das Angebot gefunden, das nach der Winterpause seit Anfang Mai wieder angeboten wird. An jedem ersten Montag im Monat hat die Fahrradwerkstatt von 18 bis 20 Uhr geöffnet. Ein Schild an der Straße vor dem ehemaligen Bêché-Gebäude macht darauf aufmerksam.
Den ersten Termin nach der Winterpause nutzt Daniele Tormini für einen „Boxenstopp“. Ein loses Lager sorgt für Geräusche und einen unrunden Lauf des Hinterrads. Der 28-Jährige ist auf das Fahrrad angewiesen und fährt entsprechend viel. „Nur den Berg nach Wiehagen schiebe ich“, sagt er, denn das Rad besitzt keinen elektrischen Antrieb. „Den Motor baue ich später ein“, scherzt Horst Fink, der zusammen mit Alfons Herweg, Matthias Müssener und Wolfgang Feldkamp die Fahrradwerkstatt betreibt.
Das Reparieren von Fahrrädern haben sie sich selbst oder anhand von Anleitungen, wie Videos im Internet, angeeignet. „Wenn man selbst Radfahrer ist, bringt das eine das andere mit sich“, sind die Männer überzeugt. Natürlich steckt auch das Interesse an Technik und der Nachhaltigkeitsgedanke hinter dieser Motivation. Davon profitiert nicht nur die Umwelt, sondern es profitieren auch die Hückeswagener und deren Geldbeutel. Denn die Reparaturen sind allesamt auf Spendenbasis. Von den Spenden werden neue Werkzeuge für die Fahrradwerkstatt angeschafft.
Manche Arbeiten dauern gar nicht lange und das Fahrrad läuft wieder rund
Es dauert keine 20 Minuten, da ist das Radlager fest, und das Hinterrad läuft wieder rund. Daniele Tormini macht eine Probefahrt über den Hof und ist zufrieden.
Es dauert nicht lange, da fährt eine 70-jährige Hückeswagenerin mit ihrem Pedelec vor das große Werkstatt-Tor. „Voriges Jahr war ich wegen meiner Ventile hier. Die waren locker und mussten nachgestellt werden. Man hat mir super geholfen“, sagt die Radfahrerin. Auf den ersten Termin in diesem Jahr hatte sie sich schon gefreut. „Meine Bremsbeläge müssen erneuert werden – die habe ich im Internet gekauft“, berichtet sie. Mit wenigen Handgriffen landet das Rad auf dem Montageständer. „Das Ritzel ist auch schon ziemlich ausgelutscht“, sagt Alfons Herweg nach einem ersten Blick auf die Zahnkränze.
Die vier Fahrradschrauber gehen gemeinsam an die Arbeit: Einer leuchtet mit der Lampe, der nächste entfernt die alten Bremsbeläge, ein anderer säubert die Stellen mit einem Wattestäbchen. Und der nächste reicht die neuen Beläge an. Kaum sind die neuen Bremsen montiert, folgt mit Georg Degenhardt der nächste Hilfesuchende in der Fahrradwerkstatt mit seinem schon in die Jahre gekommenen Pedelec.
Das Angebot wird bis in den Herbst weitergeführt – dann ist Winterpause
„Ich bin in fünf Jahren 25.000 Kilometer gefahren“, sagt der 71-jährige Vielfahrer, der der Umwelt und seiner Gesundheit zuliebe so viele Strecken wie möglich mit dem Rad zurücklegt. Den Wechsel der Bremsflüssigkeit will er nicht alleine durchführen – ebenfalls der Umwelt zuliebe. „Mir fehlen dafür das spezielle Werkzeug und der Trichter, mit dem die alte Flüssigkeit aufgefangen wird“, erklärt er. Bei den ADFC-Mitgliedern erkundigt er sich, was er für die Reparatur seines Fahrrads mitbringen muss.
Über die Kooperation mit dem 3-Städte-Depot, in dem alte Maschinen ausgestellt sind und repariert werden, ist die Ortsgruppe sehr froh. Passenderweise hängen historische Bismarck-Fahrräder als Ausstellungsstücke an der Wand. „Die wurden mit Muffen der Firma Zach gebaut“, stellen die ADFC-Mitglieder den Bezug zu Hückeswagen her. „Wir haben jetzt auch einen Schrank, in dem wir unsere Werkzeuge lagern können, und wir haben die Schlüsselgewalt für die Werkstatt bekommen“, freut sich Alfons Herweg.
Da die Halle nicht beheizt ist, wird die Fahrradwerkstatt bis in den Herbst hinein das Angebot fortführen. Der Bedarf ist da, wie das Team bemerkt hat. So seien beispielsweise viele der gespendeten Fahrräder für die Flüchtlinge in einem schlechten Zustand. Hier kann meistens schnell und kostengünstig geholfen werden. Und natürlich ist auch eine große Portion Freude an der Arbeit dabei, denn es entstehen immer wieder interessante Gespräche und neue Herausforderungen. „Alte Schätze auf Vordermann bringen, macht am meisten Freude“, sagt Alfons Herweg.
ADFC
Termine Die Fahrradwerkstatt des ADFC an der Peterstraße 75 hat an jedem ersten Montag im Monat von 18 bis 20 Uhr geöffnet. Nächster Termin ist der 5. Juni.
Verein: Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ist die größte Interessenvertretung für Radfahrer weltweit und setzt sich für die Verkehrswende mit einer verbesserten Fahrrad-Infrastruktur und mehr Klimaschutz ein.
Themen: Der ADFC veranstaltet Radtouren, Fahrradchecks, Reparaturwerkstätten und Codier-Aktionen und wirbt dafür, dass sich mehr Menschen klimafreundlich und gesund fortbewegen.