Interreligiöser Unterricht

Schüler blicken über den Tellerrand

Hier wurde die Johannes-Löh-Gesamtschule als „Schule ohne Rassismus“ ausgezeichnet. Als „Schule für alle“ versteht sie sich selbst.
+
Hier wurde die Johannes-Löh-Gesamtschule als „Schule ohne Rassismus“ ausgezeichnet. Als „Schule für alle“ versteht sie sich selbst.

Johannes-Löh-Gesamtschule fördert mit dem interreligiösen Unterricht das Miteinander der Konfessionen.

Von Claudia Radzwill

Burscheid. Im Jahr 2014 wurde die Johannes-Löh-Gesamtschule eröffnet. Das war gleichzeitig die Geburtsstunde des „Burscheider Modells“, das heute das Miteinander von Christen und Muslimen an der Schule prägt. Dahinter verbirgt sich ein interreligiöser Unterricht. Die Schüler und Schülerinnen besuchen den Religionsunterricht ihrer jeweiligen Konfession - evangelisch, katholisch und muslimisch.

Für übergreifende Themen arbeiten die Projektgruppen aber zusammen. „Schöpfung“, „Sterben und Tod“, „Pilgern“, „Propheten“ und „Beten“ sind solche Themen, die behandelt werden. Auch das Thema „Jesus“ gehört dazu. „Er spielt auch im Koran eine große Rolle, was viele nicht wissen“, sagt Schulleiterin Angelika Büscher.

Als Schule mit einem christlichen Träger, der Evangelischen Kirche im Rheinland, ist der Besuch des Religionsunterrichts an der Johannes-Löh-Gesamtschule obligatorisch. „Als einzige weiterführende Schule wollten wir aber schon mit Eröffnung Religionsunterricht in allen Konfessionen anbieten“, erklärt die Schulleiterin. „Unsere Schüler und Schülerinnen kommen aus Elternhäusern mit verschiedenen religiösen Hintergründen. Eine Gemengelage, der wir gerecht werden wollten“, sagt sie.

Der Wille zur Kooperation war da, die Umsetzung am Anfang noch etwas holprig. „Es fehlte an Islam-Lehrern“, blickt Angelika Büscher zurück. Daher startete das Projekt erst ein Jahr nach Eröffnung. Heute sind zwei Islam-Lehrkräfte an der Johannes-Löh-Gesamtschule. Keine Selbstverständlichkeit, denn weiterhin sind Fachkräfte in diesem Fachgebiet rar.

Für die Stunden des interreligiösen Unterrichts erstellen alle Religionslehrer und -lehrerinnen zusammen einen gemeinsamen Lehrplan, mit dem sie in den Unterricht gehen. „Da es dieses übergreifende Angebot an Schulen kaum gibt, gab es nichts Vorgefertigtes. In der Fachkonferenz haben wir verglichen, welche Themen es in allen Religionen gibt – darauf wird der Unterricht aufgebaut“, sagt die Schulleiterin.

In den gemeinsamen Religionsstunden schauen die Jugendlichen über den Tellerrand hinaus, Berührungsängste werden abgebaut. „Schüler und Schülerinnen erkennen Gemeinsamkeiten der Religionen, lernen aber auch, Unterschiede zu akzeptieren“, erklärt Angelika Büscher. Ein Aspekt, den man auch gesellschaftlich brauche, sagt sie. „Wir sind eine multi-kulturelle Gesellschaft, wir sollten miteinander auskommen.“

Das „Burscheider Modell“ stärke das Verständnis füreinander – und fördere die Auseinandersetzung auch mit der eigenen Religion. „Am Anfang hatten manche Eltern Bedenken“, blickt Büscher zurück. Insbesondere ging es darum, dass es im Rahmen des interreligiösen Projekts „Bet“-Exkursionen in Gotteshäuser der jeweils anderen Religion gehen sollte. Das aber sei schon längst aber kein Thema mehr. „Die Vorbehalte konnten wir abbauen. Wir erleben für unser 'Burscheider Modell' heute viel Interesse und eine große Offenheit“, sagt Angelika Bücher. Das zeigt sich auch daran, dass nicht nur mehr Gotteshäuser und Moscheen besucht werden, sondern auch ein buddhistischer Tempel oder eine Synagoge.

Auch das gibt es an der Gesamtschule: In die Planung des Schuljahres fließen nicht nur die Termine des christlichen Kirchenjahres ein, sondern die der muslimischen Religion. „So achten wir darauf, dass Sportveranstaltungen nicht mit dem Ramadan, dem muslimischen Fastenmonat, zusammenfallen“, sagt Büscher. Sie weiß, dass es die muslimischen Eltern wertschätzen, dass die Schule auch ihre Religion mit in den Schulalltag einbindet. Für Angelika Büscher ist es ein wichtiges Zeichen des gegenseitigen Respekts. „Wir sind eine Schule für alle“, betont sie.

Grünes Klassenzimmer

Die Johannes-Löh-Gesamtschule plant, den Schulhof bewegungsfreundlicher zu gestalten, ein „grünes Klassenzimmer“ soll entstehen. Für dieses Projekt gab es im Rahmen der letztmaligen Vergabe des Heimatpreises der Stadt Burscheid 2500 Euro. Derzeit werden dazu Ideen gesammelt – auch per Schülerumfrage. Auf den Weg gebracht hat der Förderverein bereits die Anschaffung eines Outdoor-Kickers. Offenheit, Respekt und Akzeptanz prägt die Schule, die auch „Schule gegen Rassismus“ ist.

Unsere News per Mail

Nach der Registrierung erhalten Sie eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Erst mit Anklicken dieses Links ist die Anmeldung abgeschlossen. Ihre Einwilligung zum Erhalt des Newsletters können Sie jederzeit über einen Link am Ende jeder E-Mail widerrufen.

Die mit Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.

Meistgelesen

Grün-Gelb lotet Gemeinsamkeiten aus
Grün-Gelb lotet Gemeinsamkeiten aus
Grün-Gelb lotet Gemeinsamkeiten aus
Gisela Steinhauer erzählt vom mutigen Neuanfang
Gisela Steinhauer erzählt vom mutigen Neuanfang
Gisela Steinhauer erzählt vom mutigen Neuanfang
Die Kinder hätten noch viel länger feiern können
Die Kinder hätten noch viel länger feiern können
Die Kinder hätten noch viel länger feiern können
für Nadja
für Nadja

Kommentare