Kulturausschuss
Politiker wollen „Engel der Kulturen“ aufstellen
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Standort und Finanzierung müssen noch geklärt werden – Künstlerpaar favorisierte Platz am Haus der Kunst.
Burscheid. In Dortmund steht er schon. Sehr prominent im Foyer des dortigen Polizeipräsidiums. Nun zerbrachen sich auf der vergangenen Sitzung des Kulturausschusses dessen Mitglieder die Köpfe, wo er denn einen adäquaten Platz in Burscheid finden könnte. „Er“, das ist der „Engel der Kulturen“ des Künstlerpaars Carmen Dietrich und Gregor Merten. Eine Skulptur, die für Frieden und Toleranz, für Verbindendes und Einigendes steht. Und die in Burscheid zuhause ist, hier ist sie im Atelier von Dietrich und Merten entstanden.
Mit dem „Engel der Kulturen“ regen Carmen Dietrich und Gregor Merten seit 2008 zu einem auf Frieden und Verständigung angelegten Dialog zwischen den abrahamitischen Weltreligionen an. Die Plastik gibt es bereits bundesweit an zahlreichen Standorten. Sie soll ein deutliches Zeichen setzen. „Für Toleranz und Frieden, gegen Auseinandersetzungen der Religionen“: So hat es der Burscheider Künstler Gregor Merten beschrieben. Das christliche Kreuz, der jüdische Stern und der islamische Halbmond sind in der rund 1,50 Meter hohen Skulptur so angeordnet, dass sie die Silhouette eines Engels ergeben.
Nun soll es für den Engel ein Heimspiel geben. So wünschten es sich die Künstler selbst und stellten Ende 2021 einen Antrag. Finanziert werden soll das Ganze aus dem Verfügungsfonds. Dieser gehört zur Städtebauförderung und kann Projekte bezuschussen, die einen Bezug zum Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept haben und einen nachhaltigen Mehrwert zur Folge haben – für die Innenstadt und/oder Hilgen.
Prognostizierte Kosten: rund 40 000 Euro. Komplett gesichert ist diese Summe noch nicht. Die Hälfte soll durch die Engel-der-Kulturen-Stiftung Düsseldorf gezahlt werden. „Die Finanzierung ist noch sicherzustellen“, heißt es in der Beschlussvorlage.
Dietrich und Merten wissen auch schon, wo sie ihren Engel am liebsten stehen sehen würden: am Haus der Kunst. Das aber hat seine Tücken: Bekanntlich schließt das Haus der Kunst im Spätsommer seine Pforten, um dann zum Haus der (Kultur)en zu mutieren, was einen großen Umbau des Hauses sowie eine Umgestaltung des benachbarten Luchtenberg-Richartz-Parks beinhaltet. Eine groß angedachte Maßnahme, die nicht in zwei Tagen über die Bühne ist: Mit der Fertigstellung wird frühestens 2024 gerechnet. Was also tun, um dem Engel der Kulturen zu einer zeitnahen Aufstellung zu verhelfen?
Stadtverwaltung brachte eine eigene Idee mit
Die Stadtverwaltung brachte einen eigenen Vorschlag in den Ausschuss. Man könne den Engel der Kulturen doch auch im Innenstadtpark West aufstellen. Dieser wird derzeit noch generalüberholt und gehört ebenfalls zum großen baulichen Innenstadt-Paket.
Ein Vorschlag, der den CDU-Fraktionschef Dr. Hartmut Schepanski zunächst skeptisch dreinblicken ließ. Ob denn auch andere Standorte geprüft worden seien?, wollte er wissen: „Ich denke da an die öden Kreisverkehre.“ Auch Jelle von Dryander, Vorsitzende des Kulturvereins Burscheid, schaltete sich ein: „Was gibt es an Alternativen? Mir schwebt da zum Beispiel die Kirchenkurve vor.“ Man dürfe keine „Nischenlösung“ finden, betonte sie: „Das ist eine bedeutsame Sache.“
Das sah Bürgermeister Dirk Runge im Prinzip ähnlich: „Wir haben einen Platz gesucht, wo man die Skulptur wahrnimmt.“ Und auch die Zeitschiene passe: „Der Innenstadtpark West soll in rund zwei Monaten fertig sein.“
Heißt: Der Förderantrag muss angepasst werden. Folgekosten und Unterhaltung seien nach den Statuten übrigens Sache des Antragstellers, erklärte Runge. „Die Finanzierungslücke bleibt, das muss man noch lösen.“
Ob denn die Entscheidung unter zeitlichem Druck stehe, weil der Verfügungsfonds auslaufe, wollte von Dryander noch wissen. Da gab es Entwarnung vom Ausschussvorsitzenden Richard Kretzer (CDU) : Es ginge im Grunde genommen noch um keine Details, sondern um die grundsätzliche Bereitschaft, die Skulptur in der Stadt haben zu wollen. So heißt es im Beschlussvorschlag denn auch lediglich, „da der vom Künstlerpaar gewünschte Standort zeitlich nicht umsetzbar ist, befürwortet der Kulturausschuss eine Aufstellung der Stahlskulptur Engel der Kulturen in der neu gestalteten öffentlichen Parkanlage Innenstadtpark West“. Dem folgte der Kulturausschuss auch – mit einer Enthaltung.
Hintergrund
Hoffnungssymbol: Bereits seit vielen Jahren ist der Engel der Kulturen als rollendes Hoffnungssymbol unterwegs. Geschaffen hat ihn das Künstlerpaar Carmen Dietrich und Gregor Merten aus Burscheid. Sie wollen damit ein Zeichen des Friedens zwischen Religionen und Kulturen setzen. An vielen Orten im In- und Ausland ist der „Engel“ schon gewesen. Im Engel der Kulturen stehen die Zeichen der drei abrahamitischen Weltreligionen stellvertretend für alle Kulturen und Religionen. Sie tauchen nur halb aus dem umgebenden Ring auf, die komplette Form wird erst durch die innere Wahrnehmung des Betrachters sichtbar.Auch die Grundformen Dreieck, Quadrat und Kreis stehen für die Vielfalt aller kulturellen Erscheinungsformen.