Tri-Café
Mit besonderen Eigenschaften leben lernen
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Tanja Nepute und Heike Skabic starten heute die Gruppe für Hochbegabung und Hochsensibilität von 15 bis 17 Uhr im Tri-Café.
Burscheid. „Ihre Tochter ist so sensibel.“ Diesen Ausspruch hörte Heike Skabic immer wieder von den Lehrern aus der Schule. „Spätestens mittwochs kam sie mit Bauchschmerzen aus dem Offenen Ganztag nach Hause. Und wir behielten sie dort. Das hat mich zum Denken und zum Lesen von Büchern über Hochsensibilität gebracht.“ Heute sei klar, dass die Zehnjährige mit der großen, lauten Gruppe im Offenen Ganztag nicht umgehen konnte. „Was andere einfach abtun, hat sie immer an ihre Grenzen gebracht, die vielen Eindrücke und die Lautstärke und das schon nach einem langen Schulvormittag.“ Die Familie habe ihr Leben umgestellt. Und nun laufe bei ihrer Tochter alles bestens.
Tanja Nepute und Heike Skabic haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Themen Hochsensibilität und Hochbegabung mehr in die Öffentlichkeit zu tragen. „Viele Menschen wissen gar nicht, was hinter diesen Begriffen steht“, sagt Heike Skabic. Und Tanja Nepute ergänzt: „Oft wird das abgetan mit, die wollen etwas besonderes sein. Dabei ist Hochbegabung eine Eigenschaft, die die Menschen viel schneller denken lässt und Lösungsansätze finden und Hochsensibilität ist eine Eigenschaft, die Menschen viel tiefer Stimmungen und Gefühle spüren lässt.“
Heute starten die beiden Frauen im Burscheider Tri-Café mit einer Gruppe, in die sie Menschen einladen, die entweder selber hochsensibel oder hochbegabt sind, Angehörige, die darüber mehr wissen möchten oder auch Interessierte, die weitere Informationen zu diesem Thema haben möchten. „Wir treffen uns dort auf Augenhöhe“, sagt Tanja Nepute. Die 51-Jährige sagt: „Es ist wichtig, dass sich dort alle angenommen und wohl fühlen.“ Heike Skabic ergänzt: „Es soll extra keine Selbsthilfegruppe sein, sondern ein Treffen von Menschen, die sich mit diesem Thema und dem, was da alles mit zusammenhängt, befassen wollen.“
Die beiden Frauen haben sich kennengelernt, als Heike Skabic in die Selbsthilfegruppe nach Leverkusen zu Tanja Nepute fuhr. „Durch die Probleme meiner heute zehnjährigen Tochter im Offenen Ganztag war ich auf das Thema Hochsensibilität gestoßen“, sagt sie. Und das, was die 44-Jährige in der Folge lernte, hat sie darauf gebracht, dass vieles in ihrer eigenen Entwicklung mit Hochbegabung und Hochsensibilität zu tun haben. Einen ähnlichen Prozess hatte Tanja Nepute schon hinter sich. Sie sagt: „Auch bei mir waren es die Probleme meiner ältesten Tochter, die mich dann auch persönlich auf den richtigen Weg gebracht haben.“
Sowohl die Zehnjährige, als auch der 15-jährige Sohn von Heike Skabic sind hochbegabt und hochsensibel. Das gleiche gilt auch für die 25-jährige und die 24-jährige Tochter von Tanja Nepute. „Es ist schon auffällig, dass wir beide dann unsere eigene Lebensgeschichte anders zu interpretieren gelernt haben“, sagt die 51-Jährige. „Aber es hat sehr lange gedauert, bis ich diese Begriffe überhaupt erstmal kennengelernt habe.“ Heute arbeitet Tanja Nepute noch in Teilzeit in ihrem Berufs als Biologielaborantin. Die andere Zeit bietet sie Menschen an, die sich beraten oder Coachen lassen wollen.
Während Hochbegabung durch validierte Tests gemessen werden kann und ab einem Intelligenztest von 130 beginnt, ist Hochsensibilität noch nicht valide geprüft. „Es gibt aber Fragebögen, die können einen darauf hinweisen“, sagt Tanja Nepute. „Hochbegabte denken viel schneller als andere Menschen, sie denken logisch“, sagt sie. „Und Hochsensible empfinden viel tiefer, sie erfassen beispielsweise schon Störungen im Gruppengeschehen, während die anderen das noch gar nicht wahrnehmen.“
Ihnen beiden sei wichtig, dass die beiden Personengruppen – man spricht bei Hochbegabung von etwas mehr als zwei Prozent der Bevölkerung und bei Hochsensibilität von etwa 15 bis 20 Prozent – mit ihren Eigenschaften nicht als Störenfriede und Querulanten erlebt werden.
Informationen
Die Gruppe hochsensibel, hochbegabt? findet an jedem zweiten Samstag im Monat im Tri-Café, Bürgermeister-Schmidt-Straße 25 statt. Heute ist der erste Treffpunkt zwischen 15 und 17 Uhr. Eingeladen sind Menschen, die die Eigenschaften hochsensibel und hochbegabt besitzen. Die Gruppe ist aber auch offen für Angehörige, die Fragen haben oder Interessierte. Der Eintritt ist frei. Eine Spendendose wird aufgestellt, um die Reinigungskosten zu zahlen.