Minijobs sind auf dem Vormarsch
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Deutscher Gewerkschaftsbund warnt vor Folgen
Von Alexandra Dulinski
Für viele Menschen sind Minijobs unerlässlich, beispielsweise für Studenten, die sich neben dem Studium ein kleines Zubrot verdienen wollen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Region Köln-Bonn hat nun neue Daten veröffentlicht.
Besonders in Kleinbetrieben verdrängen Minijobs nach Daten des Deutschen Gewerkschaftsbundes sozialversicherte Beschäftigungsverhältnisse. So waren Ende Juni 2021 in Köln in kleinen Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten 39,5 Prozent der Beschäftigungsverhältnisse Minijobs. In Bonn waren es 41,4 Prozent, in Leverkusen 45 Prozent, im Rhein-Erft-Kreis 43,5 Prozent, im Rheinisch-Bergischen-Kreis 45,4 Prozent und im Rhein-Sieg-Kreis 45,6 Prozent.
„Minijobs sind damit ein sicheres Ticket in die Altersarmut.“
Jörg Mährle, Geschäftsführer
Die Minijob-Quote in Kleinbetrieben ist damit mehr als doppelt so hoch, wie der Durchschnitt über alle Betriebsgrößen, heißt es vom Gewerkschaftsbund. Das geht aus einer Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit für den Deutschen Gewerkschaftsbund hervor. „Die Daten zeigen: Minijobs – also Jobs mit einer Lohnobergrenze von 450 Euro monatlich – haben sich in Kleinbetrieben fast zu einer Art von Normalarbeitsverhältnis entwickelt. Sie sind damit kein Sprungbrett in reguläre Arbeitsverhältnisse. Beschäftigte im Handel, in der Gastronomie, im Reinigungs- und Dienstleistungsgewerbe sind dabei besonders von diesem für Arbeitgeber kostensparenden Arbeitsmodell betroffen“, sagt Jörg Mährle, Geschäftsführer der DGB-Region Köln-Bonn.
Der DGB sieht hohe soziale Folgekosten: „Geringfügig Beschäftigten im erwerbsfähigen Alter fehlt weitgehend der Schutz der Sozialversicherung. Sie haben keinen Anspruch auf Krankengeld, Kurzarbeitergeld und Arbeitslosengeld. Entscheiden sie sich gegen die im Minijob optionale Rentenversicherungspflicht, wirkt sich das nachteilig auf Rentenansprüche und andere Leistungen der Rentenversicherung aus. Minijobs sind damit ein sicheres Ticket in die Altersarmut“, mahnt Jörg Mährle.
Die Pandemie habe die Folgen eindrücklich aufgezeigt. „2020 haben hunderttausende Menschen in Deutschland innerhalb kürzester Zeit ihren Minijob verloren – ohne Anspruch auf Kurzarbeitergeld oder Arbeitslosengeld. Trotzdem will die neue Bundesregierung Minijobs sogar noch ausweiten. Das ist absolut nicht nachvollziehbar“, kritisiert Mährle. Denn jede Beschäftigung brauche den Schutz der Sozialversicherung. Die Anhebung der Geringfügigkeitsgrenze lehnt der DGB ab. Sie würde geringfügige Beschäftigung ausweiten, so dass noch mehr Menschen ohne umfassenden Sozialversicherungsschutz arbeiten.