Selbsthilfegruppe

Menschen mit Suchtproblemen finden Gehör

Angela Mascharz initiiert eine Selbsthilfegruppe Sucht und psychische Erkrankungen.
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Angela Mascharz initiiert eine Selbsthilfegruppe Sucht und psychische Erkrankungen.
  • Anja Carolina Siebel
    VonAnja Carolina Siebel
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Angela Mascharz war selbst 40 Jahre alkoholabhängig. Jetzt hat sie eine Selbsthilfegruppe initiiert.

Burscheid. Alkoholiker und Suchtkranke, darunter stellen sich viele Menschen jene vor, die ganz unten sind. Keinen Job mehr haben, bereits körperlich krank sind. „Auch um die geht es bei uns, aber Sucht hat so viele Gesichter, sagt Angela Mascharz. Die 64-Jährige hat selbst fast 30 Jahre lang mit einer Alkoholsucht gekämpft. Bis sie im Juni 2012 aufhörte zu trinken.

Heute berät die gelernte Ernährungsmedizinische Beraterin unter anderem als sogenannte Peer-Beraterin bei der Kokobe in Burscheid und bei Alpha mit Sitz in Wermelskirchen Betroffene. Und: Sie möchte mit Selbsthilfegruppen dafür sorgen, dass Betroffene ins Gespräch kommen. Erfahrungen austauschen und sich letztlich gegenseitig stützen. Eine neue Gruppe „Sucht uns psychische Erkrankungen“ findet ab sofort jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat von 17 bis 18.30 Uhr auf dem Schulberg 1 (Tagesstätte Alpha) statt.

„Willkommen sind alle, die bereits den Ausstieg geschafft oder zumindest den festen Willen dazu haben“, sagt Angela Mascharz. Sie weiß: „Sucht betrifft ja auch Menschen, die zum Beispiel wie ich damals mitten im Berufsleben stehen, noch funktionieren und sich das in der Öffentlichkeit gar nicht anmerken lassen, dass sie ein ernsthaftes Problem haben.“

Die 64-Jährige erinnert sich: „Ich war immer der Sonnenschein nach außen. Hab gestrahlt und wollte es vor allem allen recht machen.“ Erfahren, wer sie wirklich ist, hat Angela Mascharz erst in der Klinik, in die sie sich nach ihrem letzten Alkoholabsturz selbst einwies.

„Nach der Entgiftung fing die eigentliche Therapie an“, erzählt sie „Und da habe ich erst einmal erfahren, dass ich einige psychische Beeinträchtigungen habe. Es war eine Erleichterung, darüber zu sprechen, denn ich sage immer: In mir war ein ganzer Vulkan an Emotionen, die endlich da sein durften.“ Gegen diesen „Vulkan“ nahm sie zunächst Medikamente, die sie dann später aber sogar absetzen konnte.

„Heute weiß ich, was mir guttut – und was eben nicht. Ich kenne meine Grenzen“, unterstreicht Angela Mascharz. „Wenn mich früher jemand aus dem Freundeskreis gefragt hätte, ob ich beim Umzug helfen kann, hätte ich zugesagt, auch wenn ich was anderes vorgehabt hätte. Heute würde ich sagen: Du, ich hab da schon was vor. Aber ich kann dir Sonntag helfen, beim Saubermachen.“

Hilfsbereit, das sei sie eben immer noch. Aber eben nicht mehr bis zur Selbstaufgabe. All das, was sie in den für sie so wertvollen Jahren ihrer Alkoholabstinenz für sich mitgenommen und gelernt hat, will sie gern weitergeben in der Selbsthilfegruppe.

„Aber nicht von oben herab“, betont Mascharz. „Sondern auf Augenhöhe, mit viel Wertschätzung. Das ist ganz wichtig.“ In Bergisch Gladbach hat sie bereits vor einiger Zeit eine Selbsthilfegruppe etabliert; die weitere soll sich jetzt in Burscheid einfinden.

Ganz andere Rückendeckung und Impulse durch Gleichgesinnte

„Oft ist es so“, sagt Angela Mascharz, „dass man in der Gruppe mit Gleichgesinnten noch mal ganz andere Impulse und Rückendeckung bekommt. Wenn ich mal wieder zu viel mache, mir zu viel zugemutet habe, dann erden die anderen mich oft. Sagen: Mensch, du bist so hibbelig. Komm mal runter.“

Oder: Man arbeite gegenseitig Dinge auf, frage sich: „Woher kommt das und das jetzt? Warum habe ich zum Beispiel gerade wieder Lust auf das entsprechende Suchtmittel?“

Dass es gelingen kann, sich aus der Sucht zu befreien, auch mit psychischen Erkrankungen, zeigt Angela Mascharz’ eigene Geschichte: „Mir geht es heute besser als je zuvor in meinem Leben. Ich weiß jetzt, ich bin die Angela, ich habe die und die Eigenschaften und das gehört einfach zu mir. Und das ist wertvoll.“

Hintergrund

Schweigepflicht: Die Selbsthilfegruppe ist von Angela Mascharz selbst initiiert. Alle Teilnehmenden treffen sich unverbindlich und kostenlos. Es besteht Schweigepflicht bezüglich der Inhalte der Gespräche. „Das ist selbstverständlich“, sagt die Imitatorin.

Treffen: Die Selbsthilfegruppe „Sucht und psychische Erkrankungen trifft sich jeden 2. und 4. Dienstag im Monat, jeweils in der Zeit von 17 bis 18.30 Uhr in der alpha-Tagesstätte Burscheid, Auf dem Schulberg 1. Anmeldung: Tel. (01 57) 70 25 88 53.

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