Er gibt auch regelmäßig Kurse

Marcus Vaillant übersetzt alte Schriften

Marcus Vaillants Interesse an alten Schriften entdeckte er als junger Erwachsener.
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Marcus Vaillants Interesse an alten Schriften entdeckte er als junger Erwachsener.
  • Susanne Koch
    VonSusanne Koch
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Bibliothekar gibt Sütterlin-Lesekurs in der Stadtbücherei.

Burscheid. Alte Bücher, dicke Schinken, kleine Kostbarkeiten – die haben Marcus Vaillant schon von klein an fasziniert. „Mein Vater war bibliophil und hat damals schon viele Bücher gesammelt“, sagt der Diplom-Bibliothekar. „Und ich war als Kind immer mit dabei, wenn er über Flohmärkte bummelte und immer wieder an Ständen stehen bleib und nach Büchern Ausschau hielt.“ Das sei anstrengend gewesen. „Doch irgendwann habe ich mein erstes Buch gekauft und seitdem alte Bücher gesammelt.“

Damit sei aber jetzt Schluss, er sei übersättigt, was das Sammeln angehe. „Ich suche einen Antiquar, der mir die Bücher abnimmt“, sagt Marcus Vaillant. „Mein Interesse an alten Büchern ist immer noch da, schon alleine beruflich, aber ich habe aufgehört zu sammeln und möchte nur noch wenige Bücher, beispielsweise besondere von meinem Vater in den Regalen stehen lassen.“

Auch wenn die Sammelleidenschaft verflogen ist, Marcus Vaillant hat immer noch Spaß am Lesen alten Schriften. „Ich war kurz nach dem Abitur auf alte medizinische Bücher aus dem 19. Jahrhundert im Stadtarchiv Leverkusen gestoßen“, sagt er. „Die konnte ich nicht lesen, die waren in der Kurrent-Schrift verfasst.“ Ein älterer Freund, der bereits längere Zeit Geschichte studierte und von daher mit dem Quellenstudium vertraut war, hat ihm die Schrift geduldig beigebracht. „Die Kurrent-Schrift ist sehr schwer lesbar. Ich hatte aber das Talent dazu und habe tatsächlich die schwer lesbare Schrift erfasst.“

Nach dem Abitur absolviert Marcus Vaillant erst einmal eine Buchhändler-Ausbildung. „Erst dann habe ich mein Studium zum Diplom-Bibliothekar darauf gesetzt“, sagt der 53-Jährige. „Ich habe an der Fachhochschule in Köln Bibliotheks- und Dokumentationswesen in Richtung Altes Buch studiert.“ Nach dem Studium bekam er erst einmal keine Stelle. „Ich habe dann in der Firmenbibliothek der Viktoria-Versicherung, heute Ergo, gearbeitet.“ Anschließend stieß er auf eine freie Stelle der Stadtbibliothek Leverkusen. „Dort bin ich genommen worden und habe dort in Schwangerschaftsvertretung sogar drei Jahre die Kinder- und Jugendbibliothek geleitet.“ Und so kam er auch an Kurse an Volkshochschulen und in der Stadtbücherei in Burscheid. Anschließend wurde er in der Bibliothek der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf angenommen. „Leider erst einmal nicht in dem Bereich, indem ich gerne gewollt hätte.“

Regelmäßig gibt Markus Vaillant Sütterlin-Kurse in der Stadtbibliothek – für jung und alt.

Anders als der Arbeitsplatz hatte sein Interesse an Handschriften Bestand. „Zum Tag der Forschung“ der Universität bot er selbst nun Schulungen an. „Ich habe meine Fähigkeiten da immer weiterentwickelt“, sagt Marcus Vaillant. „Und dann auch Sütterlin-Kurse für Kinder gegeben. Die liefen sehr gut.“ Den Sütterlin-Lesekurs, den er in der Stadtbibliothek in Burscheid anbietet, existiert auch schon mehr als acht Jahre. „Dort gibt es einen harten Kern“, sagt der Bibliothekar. „Und dann kommen immer mal neue Interessierte dazu, manchmal bleiben auch alte Teilnehmerinnen und Teilnehmer weg.“ Der Kurs diene dazu, die Lesefähigkeit zu behalten. „Viele haben beispielsweise noch Korrespondenz ihrer Großeltern oder Urgroßeltern und möchten fähig sein, sie zu lesen“, sagt Marcus Vaillant. Gelesen wird in Sütterlin. Am vergangenen Samstag hat die Runde aus mitgebrachten Schriftstücken gelesen. „Das wechseln wir immer ab.“

Er übersetzt alte Verträge ins Hochdeutsche

Etwa zu selben Zeit – 2014 – hat Marcus Vaillant ein Nebengewerbe angemeldet. „In meinem Schriftatelier transkribiere ich Texte von der Kurrent-Schrift oder Sütterlin ins Hochdeutsche.“ Beispielsweise kann jemand den Kaufvertrag seines Urgroßvaters nicht lesen, er brauche die Übersetzung jetzt aber für ein neues Dokument. „Ich bekomme mal mehr, mal weniger Aufträge“, sagt der 53-Jährige.

Und wenn er Zeit hat, treibt er gerne Sport, nimmt am EVL-Halbmarathon teil, geht wandern, fährt Fahrrad und trainiert seine Muskeln. „Ich höre übrigens sehr gerne Hörbücher“, sagt der Bibliothekar. „Zum Beispiel gerade ,Fairy Tail‘ von Stephen King.“

Schriften

Kurrent: Die Deutsche Kurrent-Schrift entwickelte sich im frühen 16. Jahrhundert. Einflussreich für ihre Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert waren die Nürnberger und die sächsische Schreibschule. In Preußen wurde erstmals 1714 durch einen Erlass an den Schulen eine Normschrift eingeführt.

Sütterlin: 1911 entwickelte Ludwig Sütterlin die Schrift. Er hatte den Auftrag vom preußischen Kultur- und Schulministerium erhalten.

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