Lebensmittelretter richten erste öffentliche Ausgabestelle ein

Gudrun Zimmermann (vorne, in rot), war eine der ersten Nutzer des neuen Angebots der Mitglieder von „rette-und-teile.org“. Foto: mc
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Gudrun Zimmermann (vorne, in rot), war eine der ersten Nutzer des neuen Angebots der Mitglieder von „rette-und-teile.org“. Foto: mc

„Fairteiler-Rad“ steht ab sofort am Tri-Café – aufgestellt wurde es von Mitgliedern der Initiative „rette-und-teile.org“

Von Michael Corts

Das kurze „bling“ lässt Gudrun Zimmermann auf ihr Handy schauen: „ Heute um 18 Uhr Verteilung – viele Backwaren und Gemüse“. Mit schneller Rücknachricht reiht sich die junge Frau in eine Anmeldeliste ein. Schon nach kurzer Zeit haben das auch gut 20 weitere Menschen per Whatsapp getan. Am späten Nachmittag werden sie alle zur privaten Ausgabestelle kommen, um die Lebensmittel anzunehmen und damit zu retten, was ansonsten unweigerlich im Müll landet.

Ester Kempa hat dazu vor einem halben Jahr die Internetplattform „rette-und-teile.org“ gegründet, und sorgt für Vernetzung, holt Spenderbetriebe ins Boot und organisiert Abholung und Termine. Die Initiative hat 80 Mitglieder und ist in Burscheid und Umland in vierzig Betrieben aktiv.

Bisher luden Johanna Mücher, Claudia Gerstenberg oder einer der drei weiteren aktiven Foodsaver zu ihren privaten Ausgabestellen ein. Zuvor holten sie aus dem Einzelhandel die Lebensmittel ab – weil das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht war oder aus anderen Gründen Brot, Tomaten und Co. nicht mehr verkauft werden konnten.

Jetzt gibt es ein neues Angebot: Mit einem sogenannten „Fairteiler“ gibt es die erste öffentliche Ausgabestelle in Burscheid. Ein türkisfarbenes Fahrrad mit Kunststoffboxen steht nun jedem ohne Anmeldung zur Verfügung. Ein schattiges Plätzchen am Begegnungsort Tri-Café wurde dazu gefunden.

Burscheider können überschüssige Lebensmittel abgeben

Dass neben den fünf privaten Ausgabestellen nun ein öffentlicher Fairteiler hinzukommt, ist aus Sicht von Johanna Mücher positiv: „ Hier gehen auch Leute hin, die sich sonst nicht bei uns sehen lassen“ und erklärt ergänzend, dass die Nutzer sich nur anmelden müssen, wenn sie über eine Befüllung informiert werden wollen.

Der Fairteiler bietet auch den Bürgern die Möglichkeit, ihre eigenen gut erhaltenen überzähligen Lebensmittel dort zu deponieren und anderen Nutzern zu spenden.

Verantwortungsvolles Verhalten am „Tri-Rad“ wie es spontan getauft wurde, ist in Corona-Zeiten nicht nur selbstverständlich, sondern Pflicht. Die entsprechenden Regeln hängen am Rad aus. Einschließlich des deutlichen Hinweises, selber die angebotenen Lebensmittel zu kontrollieren. Auch wenn die Initiative „rette-und-teile.org“ keine Haftung übernimmt, ist die ordnungsgemäße, saubere Vergabe der Lebensmittel sicher gestellt. „In der Regel ist nach Ankündigung der Befüllung das Rad in kurzer Zeit leer“ sagt dazu Ester Kempa und ergänzt: „Was verbleibt, wird schnellstens entsorgt oder an Tierhalter verschenkt. Die Boxen werden vor jeder Befüllung gereinigt und desinfiziert“.

Gudrun Zimmermann war eine der ersten Nutzer des neuen Angebotes. Sie schätzt das Retten von Lebensmitteln und ist immer wieder verwundert, was alles von den Einzelhändlern aussortiert wird. „Oft ist es nur das welke Aussehen, obwohl dadurch Gemüse oder Salat keineswegs unbrauchbar geworden ist“, sagt sie. Manchmal droht den Artikeln aber auch nur deswegen die Tonne, weil das Regal aufgrund unmittelbar anstehender Neubelieferung leer sein muss.“

Foodsaver planen, einen Verein zu gründen

Bald wollen die Lebensmittelretter sich noch besser organisieren. Daher planen sie die Gründung eines Vereins. Ester Kempa: „Mit einer stabilen Organisation und festen Mitgliedern können wir noch bessere Öffentlichkeitsarbeit machen und auch immer wieder auf diese dramatische Fehlentwicklung der Lebensmittelverschwendung in unserer Gesellschaft hinweisen.“

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